Und die Welt ist eben doch eine Scheibe. Zumindest für die Polytopians ist dies ein unumstößlicher Fakt. Die in verschiedene Völker unterteilte Zivilisation schwebt auf eben jener Scheibe durch den Raum und interessiert sich dabei viel mehr für die Antwort auf die Frage, wer denn diese Welt eigentlich beherrschen soll. Als auserwählten Anführer eines dieser Völker lassen uns die schwedischen Entwickler von Midjiwan in The Battle of Polytopia: Moonrise nach der Macht greifen. Wir kämpfen, forschen und expandieren. Rundenbasiert. Civilizations lässt grüßen.
Eigentlich streiten die Polytopians ja schon seit 2016 darum, wer denn jetzt eigentlich das Sagen hat. In jenem Jahr erschien The Battle of Polytopia nämlich als Mobile-Game für IOS und Android und erfreute sich dort großer Beliebtheit. Letztes Jahr erschienen dann sowohl die Portierung für PC und schließlich auch der aktuelle DLC Moonrise. Mit The Battle of Polytopia: Moonrise wurden vor allem der Multiplayer überarbeitet , größere Karten, Anpassungsmöglichkeiten für dieselben (z.B. Seen, Kontinente, Archipele), ein neuer Welten-Generator sowie Mirror-Matches (mehrere Spieler odr Bots können nun dieselben Völker wählen) eingeführt.
Am Design und der Spielmechanik wurde auf dem Weg vom Handy zum PC alles so belassen, wie es war. Grellbunte Aufmachung gepaart mit einer Oberfläche, die eben auch locker per Touchscreen zu bedienen ist. Ob es nun wirklich notwendig ist, ein Handyspiel für den PC herauszubringen und wer denn von so einer Aktion am Ende tatsächlich am meisten profitiert, steht auf einem anderen Blatt.
Lasset uns die Scheibenwelt besiedeln
Alles beginnt mit der Entscheidung, welchen der drei Spielmodi wir in Angriff nehmen. Wollen wir die Welt dominieren und alle unsere bis zu 12 Kontrahenten von der Karte fegen, einen neuen Highscore in begrenzter Zeit erreichen oder einfach nur entspannt vor uns hin siedeln? Ein marginaler Unterschied, denn allen Varianten ist die Tatsache gemein, dass wir nach und nach unweigerlich auf die anderen Völker treffen, die uns allesamt feindlich gesonnen sind und nicht zögern unsere Einheiten ohne Umschweife in eine Auseinandersetzung zu verwickeln. Diplomatie? Noch nie gehört.
Jedes Volk bringt eine individuelle Spezialfähigkeit mit, die ihm einen gewissen Vorteil gegenüber den Mitstreitern bietet. So sind die asiatisch angehauchten Xin-Xi beispielsweise Meister im Bergsteigen und können sich ihren Weg auch über steile Bergpässe bahnen, während die kriegerischen Vengir einen talentierten Schwertkämpfer in die Schlacht schicken. Mithilfe dieser Startitems lässt sich zumindest eine grobe Anfangsstrategie festlegen.
Allzu viel Taktieren ist allerdings auch wieder nicht, da unsere Welteroberung jedes Mal weitestgehend nach demselben Schema abläuft. Wir erkunden die Welt, vergrößern durch Acker- und Bergbau unsere Städte und generieren dadurch Sterne. Diese stecken wir wiederum in die Forschung oder erweitern unsere Armee.
Alles viel zu simpel
Viel mehr Abwechslung hat The Battle of Polytopia: Moonrise dann auch schon nicht mehr zu bieten. Abgesehen von den erwähnten drei Spielmodi und anpassbaren Rahmenbedingungen, wie Kartengröße und deren Beschaffenheit sowie Anzahl der Konkurrenten, läuft das Spiel stets in ähnlichen Bahnen. Selbst der Forschungsbaum ist bei allen Völkern derselbe, womit es darauf hinausläuft, möglichst schnell, möglichst starke Einheiten zu produzieren und seine Feinde zu unterwerfen. Der Kampf ist die einzige Möglichkeit sein Reich zu erweitern.
Die Simplifizierung des Civilizations-Konzepts wirft die eingangs erwähnte Frage auf, ob es wirklich sinnvoll ist, ein Mobile-Game für andere Plattformen auf den Markt zu bringen. Auf dem Handy mag The Battle of Polytopia während langen Zugfahrten vielleicht Spaß machen, auf dem PC fühlt es sich aber irgendwie fehl am Platz an. 12 Euro für das Hauptspiel zu verlangen und weitere Inhalte als kostenpflichtige DLCs nachzureichen, tragen auch nicht gerade zu einem besseren Gesamteindruck bei.
Zusammenfassung
Grafik
Bunt und klobig. Alles erinnert an Minecraft. Ist das gut? Ist das schlecht? Ich kann damit nur wenig anfangen.
Sound
Jedes Volk bietet einen eigenen Soundtrack, der seine Attribute stimmig untermalt. Majestätische Hymnen oder geheimnisvoll-gruselige Klänge? Ihr wisst sofort wie eure Gefolgschaft so drauf ist.
Handling
Reine Maussteuerung. In jeder Runde müssen wir unseren Einheiten erneut sagen, wo sie hinzugehen haben. Ein Festlegen der Route und anschließende automatisierte Bewegung wie bei der großen Vorlage hat es nicht ins Spiel geschafft.
Spieldesign
Civilizations in ganz simpel. Viele Elemente, die Sid Meiers Strategiereihe so einzigartig machen, sucht man bei The Battle of Polytopia: Moonrise vergeblich. Veränderbare Rahmenbedingungen sorgen zwar für einen gewissen Wiederspielwert, doch allgemein läuft alles viel zu eintönig ab. Für Herausforderung sorgt höchstens noch der Onlinemodus, in dem man sich mit menschlichen Konkurrenten messen kann.
Motivation
Begrenzt. Im Grunde läuft es darauf hinaus, seine Armee aufzubauen und den Gegner zu überrennen. Nebenbei werden die Städte erweitert und das umliegende Land bestellt. Oft endet das Ganze mit einem Standoff der zwei oder drei stärksten Völker, der in langwierigen Kämpfen entschieden wird. Ich habe mich mehr als einmal mit einem inoffiziellen Unentschieden zufrieden gegeben, da es außer dem repetitiven Bewegen und Spawnen von Einheiten einfach nichts mehr zu tun gab.
FAZIT
Irgendwie wirkt The Battle of Polytopia: Moonrise für mich lieblos. Die spielerischen Mittel sind stark begrenzt, da das erfolgreiche Civilizations-Konzept, an dem man sich offensichtlich orientiert hat, viel zu sehr komprimiert wurde. Die Völker haben zwar alle ihren eigenen Charakter und sind auch nett gestaltet aber außer optischer Unterschiede haben sie dann doch alle das Gleiche zu bieten. Potential verschenkt. Ich kann mich nicht gegen den Gedanken wehren, dass The Battle of Polytopia: Moonrise hauptsächlich zur Profitoptimierung für den PC umgesetzt wurde. Nach überragenden Downloadzahlen für Mobilgeräte wurde nur geringer Aufwand in die Portierung für den PC gesteckt. Was auf Mobilgeräten, für unterwegs, eine kurzweilige Angelegenheit sein mag, gerät auf dem PC etwas zu simpel.
Ein Gastartikel von Daniel Krondraf.