The Casting of Frank Stone im Test

Supermassive Games hat in den letzten Jahren ein ständiges Auf und Ab erlebt. Nach dem überwältigenden Erfolg von Until Dawn im Jahr 2015 versucht das Studio, an diesen Triumph anzuknüpfen. Zwar waren die in den Folgejahren erschienenen Titel keineswegs schlechte Spiele, doch keines konnte die Politur und Faszination von Until Dawn erreichen. Mit The Casting of Frank Stone soll sich das jedoch nun ändern.

Dabei wagt sich Supermassive Games ein Stück weit in das seit Jahren beliebte Dead by Daylight-Universum vor. Auf dem Papier verspricht diese Kombination so einiges, und genau deswegen erwarteten die Spieler den Titel mit großer Spannung. Trotz seiner unterhaltsamen Geschichte und seinen kreativen Ideen kann The Casting of Frank Stone jedoch nicht an den Erfolg von Until Dawn heranreichen. Für Fans von Dead by Daylight ist die Geschichte rund um den Killer Frank Stone jedoch ein absolutes Muss.

Ich selbst habe Until Dawn geliebt und spiele seit mehreren Jahren begeistert Dead by Daylight. Beide Welten faszinieren mich nach wie vor, weshalb ich umso aufgeregter war, als das Cross-Over zwischen diesen Universen angekündigt wurde. Die Tage bis zur Veröffentlichung von The Casting of Frank Stone konnte ich kaum also erwarten. Auch wenn ich mit dem „interaktiven Film“ von Supermassive Games insgesamt sehr zufrieden bin, blieb die übliche Faszination, die ich bei den einzelnen Titeln sonst spüre, diesmal leider etwas auf der Strecke. Warum das so ist, möchte ich mit euch in diesem Test besprechen.

Eine gute Geschichte, jedoch ohne richtigen Grusel

Das Setting von The Casting of Frank Stone mag auf den ersten Blick recht simpel erscheinen, ist jedoch spannend genug, um das Interesse der Spieler zu wecken. Zu Beginn, im Jahr 1963, schlüpfen wir in die Rolle des Polizeibeamten Sam, der eine Serie ungeklärter Morde und Entführungen untersucht. Der Zufall führt ihn dabei ausgerechnet zu dem Stahlwerk von Cedar Hills, in dem er nach ein wenig Detektivarbeit Spuren findet, die ihn zum Mitarbeiter Frank Stone führen – und richtig, dessen Versteck befindet sich praktischerweise ebenfalls im selben Gebäude. Was darauf folgt, ist ein nervenaufreibender Showdown zwischen dem Killer und dem Polizisten, dessen Ausgang ich natürlich nicht spoilern möchte. Wie in anderen Genrevertretern gilt allerdings auch hier: Jede Entscheidung hat Konsequenzen. Deshalb sollte man jeden Schritt gut überdenken, bevor man diesen dann schließlich tätigt. Sonst kann es schnell passieren, dass eine der Spielfiguren ihr Leben lassen muss.

Die Handlung wird im Anschluss dann 2024 fortgesetzt, wo wir in die Rolle der jungen Madi schlüpfen, die von schrecklichen Albträumen heimgesucht wird. Sie ist auf dem Weg zu einem Anwesen, wohin sie von einer gewissen Dr. Lieber eingeladen wurde. Im Verlauf der Geschichte treffen wir dann auf weitere spielbare Charaktere, wobei jetzt schon besonders hervorgehoben werden sollte, dass sich Supermassive Games etwas Besonderes für ihr Storytelling ausgedacht hat. Schon bald wird klar, dass die Atmosphäre und die Erzählweise die Highlights des Spiels sind – besonders für Fans von Dead by Daylight.

Leider fehlt jedoch der echte Gruselfaktor. Die wenigen Jump-Scares sind viel zu vorhersehbar, und auch ansonsten gibt es kaum Momente, die mein Herz schneller schlagen ließen. Das muss zwar nicht zwingend schlecht sein, zumal auch das Originalspiel von Dead by Daylight nicht immer durchgehend unheimlich ist. Dennoch erzeugt es in der Rolle als Überlebender immer wieder eine gewisse Panik, die in The Casting of Frank Stone leider nicht so richtig vorhanden ist. Gerade bei einem Titel wie diesem hätte man tief in den Horror eintauchen können. So bleibt es „nur“ eine (trotzdem gute) Geschichte mit einer leicht düsteren Stimmung, anstatt wirklich angsteinflößend zu sein.

Fade Charaktere, coole Kulissen

Und hier kommen wir leider zu der für mich größten Schwäche des Spiels: den Protagonisten. Da wir oft zwischen verschiedenen Handlungssträngen hin- und herspringen und einige Figuren nur für kurze Zeit spielen, fällt es schwer, eine tiefere Verbindung zu den Charakteren aufzubauen. Dies liegt hauptsächlich an den Figuren selbst, die in Bezug auf ihre Persönlichkeiten eher unspektakulär wirken.

Ich weiß nicht genau, wie ich mich in einem gruseligen Horrorfilm fühlen würde, aber ich bin mir sicher, dass es mir nicht gleichgültig wäre. Viele der Figuren jedoch vermitteln genau diesen Eindruck. Egal, was sie erleben oder sehen – sie stecken es einfach weg und machen weiter. Momente blanker Panik, Verzweiflung oder Hoffnungslosigkeit bleiben oft aus. Das wirkt unrealistisch und nimmt dadurch auch an Intensität und Tempo aus dem Spiel. Manche Abschnitte ziehen sich unnötig in die Länge, da die Figuren selbst in direkter Gefahr kaum Emotionen zeigen – zumindest meistens nicht.

Ganz anders sind die Schauplätze in The Casting of Frank Stone inszeniert. Egal, ob wir uns in einem unheimlichen Anwesen oder dem Stahlwerk von Cedar Hills wiederfinden – jede Umgebung ist optisch herausragend gestaltet und trägt zur dichten Atmosphäre bei. Besonders die realistische Grafik macht es zu einem Vergnügen, durch die verschiedenen Gebiete zu streifen und deren einzigartigen Charme aufzusaugen. Auch der Sound zeigt einmal mehr, dass Supermassive Games in dieser Disziplin weiß was sie tun. Jeder Schritt ist von verstörenden Details begleitet, und die düstere Umgebung sorgt doch manchmal für echte Gänsehaut. Was die Stimmung angeht, liefert The Casting of Frank Stone ein echtes Meisterwerk.

Ein Paradies für Dead by Daylight-Fans

Was das Gameplay betrifft, erfindet The Casting of Frank Stone das Rad nicht neu. Wer bereits andere Titel von Supermassive Games gespielt hat, wird sich hier schnell heimisch fühlen. Wir steuern unsere Charaktere aus der Third-Person-Perspektive durch verschiedene Areale, treffen Entscheidungen und lösen hin und wieder kleinere Rätsel. Diese Rätsel mögen zwar nicht besonders anspruchsvoll sein, bieten aber dennoch Spaß und sorgen für die nötige Abwechslung. Ergänzt wird das Gameplay durch mehrere Skillchecks, die man etwa aus Dead by Daylight kennt. So müssen wir unter anderem einen der berüchtigten Generatoren reparieren, um jetzt nur ein Beispiel zu nennen. Diese Mechaniken sind eine gelungene Hommage an das Originalspiel und werden den Fans sicherlich das ein oder andere Lächeln ins Gesicht zaubern. Das einzige Manko, das ich hier habe, ist die Kamera, die nicht immer ganz reibungslos funktioniert. Allerdings ist das dann Meckern auf hohem Niveau.

Ein weiterer Pluspunkt sind die verschiedenen Collectibles und Easter Eggs, die wir im Laufe unseres Abenteuers finden. Immer wieder stoßen Dead by Daylight-Fans auf Hinweise zum Hauptspiel, was das Erkunden der Umgebung noch spannender macht. So entdecken wir unter anderem Habseligkeiten verschiedener Killer, die manchmal sogar für den Verlauf der Story von Bedeutung sind. Spieler, die mit Dead by Daylight nichts anfangen können, mögen diesen Anspielungen vielleicht weniger abgewinnen, doch sie bieten dennoch einen interessanten Einblick in das Universum und wecken vielleicht bei dem einen oder anderen die Neugier auf das DBD-Universum. Ich als Sammelfreak hatte auf jeden Fall meinen Spaß.

Zusammenfassung

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