The Mooseman im Test

Russische Sagen und Mythen sind in der „westlichen Welt“ überraschend wenig bekannt. The Mooseman (Elchmensch) macht sich daran, diesen Umstand ein wenig zu ändern. Als mysteriöser Schamane begebt ihr euch auf eine Reise durch entarische und auch beeindruckende Umgebungen. Auf eurem Weg von der Unter- in die Oberwelt nutzt ihr eine magische Elchmaske und einen Schamanenstab, um Rätsel und Hindernisse zu bewältigen. Bereits seit einiger Zeit für Mobilplattformen erhältlich, verraten wir euch, ob The Mooseman auch auf Konsole eine gute Figur macht.

Fantastischer Minimalismus

Der erste Aspekt, der beim Spielen von The Mooseman auffällt, ist die minimalistische Optik. In einer Palette aus Grautönen und entsättigten Farben bewegt sich eure Spielfigur durch Wälder, Höhlen, Schnee und Wüsten, um am Ende sogar zu fliegen… Die Gestaltung der Umgebungen ist dabei so abwechslungsreich, wie eindrucksvoll. Der Grafikstil wirkt handgezeichnet und ist liebevoll gestaltet, was man auch in der musikalischen Untermalung deutlich spürt. Es ist durchaus verwunderlich, dass dieses Spiel zunächst als App für Mobilgeräte erschienen ist. The Mooseman profitiert nämlich von der Tatsache, das ganze Game in einem durch und mit eingeschaltetem Ton zu spielen. Zwar ist das Abenteuer nur etwa 2-3 Stunden lang, diese sind aber facettenreich und unterhaltsam gestaltet.

Die weißen Höhlenmalereien sind nur sichtbar, wenn ihr die Elchmaske tragt.

Mystische Mythologie

Wie eingangs erwähnt, basiert die Story des Spiels auf russischen Mythen des Chud Stammes. Als schamanischer Elchmensch wandert ihr euch sehr gemächlich durch verschiedene Gebiete. Diese beinhalten die Unterwelt, das Land der Menschen und schließlich das Reich der Lüfte. Eurer Spielfigur steht dabei anfangs nur eine Elchmaske zur Verfügung. Legt ihr diese an, werden unsichtbare Dinge sichtbar und ermöglichen euch das Lösen unterschiedlich schwieriger Rätsel und die Manipulation bestimmter Elemente der Umgebung. So können zum Beispiel in Hügeln und Baumstämmen versteckte Wesen sichtbar gemacht werden, die den Hügel dann auf euch zu oder Baumstämme von euch weg bewegen. Andernorts jagt euch ein Bär und ihr müsst durch geschicktes sowie rasches An- und Absetzen der Maske vor ihm Fliehen. Aber auch Schalter könnt ihr auf diese Weise aufspüren und betätigen. Etwa in der Mitte des Spiels erhaltet ihr eine weitere Fähigkeit, die es euch erlaubt, mit eurem Stab eine Art Schutzschild aufzubauen, welches jeweils einen Treffer absorbieren kann. Dieses Schild kann schnell hintereinander aufgeladen und unbegrenzt häufig eingesetzt werden. Außerdem benötigt ihr es, um bestimmte Stellen unbeschadet überqueren zu können. Für einen der Levels erhaltet ihr sogar Pfeil und Bogen, mit denen ihr euch wilde Tiere vom Leib halten könnt. Ein bisschen mehr oder längere Levels und die Möglichkeit, zwischen den verschiedenen Fähigkeiten nach Bedarf zu wechseln, wären aber durchaus wünschenswert gewesen.

Die Entwickler des russischen Indie-Entwicklerstudios Morteshka haben sich ins Zeug gelegt, ihre Inspiration mit echten frühzeitlichen Fundstücken in Form von Emblemen zu untermalen. Diese Artefakte könnt ihr an verschiedenen Stellen einsammeln und die Suche danach erhöht definitiv den Wiederspielwert. Ein Menü verschafft euch den Überblick über gesammelte Embleme und gibt eine kurze, sehr wissenschaftlich anmutende Beschreibung über den Fundort des Objekts in der echten Welt und was es darstellen soll. Leider gibt es keine direkte Kapitelanwahl. Dadurch seid ihr gezwungen, nach dem Durchspielen von vorne zu beginnen, wenn ihr einzelne Embleme übersehen habt. Und ihr dürft euch darauf gefasst machen, dass euch einige davon entgehen werden! Vereinzelt sind diese nämlich wirklich sehr gut versteckt bis hin zum Punkt, wo ihr euch fragt, wie ihr überhaupt auf die Lösung kommen sollt…

Die grafische Gestaltung ist minimalistisch, aber eindrucksvoll und sehr abwechslungsreich.

Doch „nur“ eine Portierung

Das ist aber lediglich eine von mehreren, kleineren Ärgernissen, die The Mooseman davon abhalten, so richtig zu glänzen. An manchen Stellen wird etwa sehr deutlich, dass die Steuerung ursprünglich auf Mobil-Plattformen beziehungsweise Touchscreens ausgelegt war, was vor allem bei der Navigation durch Menüs etwas mühsam ist. Manchmal  ist es richtiggehend nervig, einfach nur eine Auswahl zu treffen. Deutlich schwerer wiegt allerdings die wirklich holprige deutsche Übersetzung. Das fängt bei einer unnötig komplizierten Satzstellung an und geht über (vereinzelt) fehlende Umlauten bis hin zum fehlenden scharfen „S“ (beispielsweise beim Wort „größer“, was so zu „gröer“ wird). Das bricht die Immersion und macht die Handlung schwieriger verständlich, als eigentlich notwendig wäre. Auch die englische Fassung habe ich angespielt. Auch diese krankt hie und da an holpriger Grammatik, aber bei Weitem nicht so stark, wie das im Deutschen passiert.

FAZIT

The Mooseman kann man abwertend einfach nur als „walking simulation“ bezeichnen, verfügt doch eure Spielfigur über kein nennenswertes Bewegungsrepertoire. Die wirklich schön gestalteten Welten, die Rätsel und die gebotene Abwechslung machen diesen Umstand aber wieder mehr als wett. Es braucht vielleicht ein wenig Zeit und das richtige Mindset, um sich auf das Spiel einzulassen, dafür werdet ihr aber mit einer kaum bekannten Mythologie sowie einem stimmungsvollen Grafikstil belohnt. Ob ihr das Spiel auf der Konsole oder doch lieber auf einem mobilen Gerät spielen wollt, obliegt eurer persönlichen Präferenzen. In jedem Fall nehmt euch aber die nötige Zeit und Ruhe, um The Mooseman auf euch wirken zu lassen, denn das Spiel eignet sich trotz überschaubarer Länge nicht unbedingt für eine kurze Runde zwischendurch.

Was ist The Mooseman? Puzzle-Adventure im Setting der finnisch-ugrischen Mythologie.
Plattformen: PC, Mac, Linux, Switch, PS4, XBOX ONE, iOS, Android
Getestet: PS4
Entwickler / Publisher: Morteshka
Release: 18. Juli 2018 (Konsole), 2016/2017 (andere Plattformen)
LinksOffizielle WebsiteFacebookTwitter (Vladimir Beletsky – Creator)

Gesamtwertung: 6.8

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 8 | Handling: 6 | Spieldesign: 6 | Motivation: 6

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