Was passiert eigentlich nachdem wir das Königreich gerettet, die Prinzessin befreit und den übermächtigen Bösewicht erledigt haben? Leben unsere Helden dann wirklich glücklich, bis ans Ende ihrer Tage? Und was genau passiert nach ihrem Tod? Kommen dann andere Schurken, um das Volk erneut zu unterjochen? Oder andersrum: Was sind die Folgen, wenn wir die heroischen Aufgaben nicht erfüllen konnten und der böse Tyrann uneingeschränkt weiter herrschen kann? Alles bislang rein hypothetische Fragen, die wir aber dank dem rogue-like Abenteuer-RPG The Swords of Ditto nun beantworten können.
Und hundertjährlich grüßt der Hirschkäfer
Da werde ich bewusstlos an einem wunderschönen Strand angespült und kann mich dann gleich von dem vorlauten fliegenden Hirschkäfer Puku als Dornröschen beschimpfen lassen. Ich widerspreche ihm aber vorerst einmal nicht, denn er will mir die alle wichtigen Dinge erklären und befiehlt mir, die Stadt aufzusuchen und dort ein Schwert an mich zu nehmen. Das finde ich auch gleich, steckt es doch in einem Stein fest, der sich direkt vor einer riesigen Statue eines namenlosen Helden befindet. König Artus wäre sicherlich stolz auf mich, als ich das übergroße Schneidewerkzeug aus dem Felsen herausziehe. Aber der heroische Moment währt nicht lange, denn Puku erklärt mir nun, dass über das Land Ditto ein Fluch liegt: Alle hundert Jahre erhebt sich die fiese Hexe Mormo, um ihren bösen Einfluss im Land zu verbreiten und ich als frisch gebackener Held, hab nun die Aufgabe, das böse Weibsbild aufzuhalten. Gesagt getan, befinde ich mich kurze Zeit später auch schon vor dem Palast der Hexe, wo ich mich dann durch teuflische Verliese, geheime Höhlen bis zum Turm von Mormo durchkämpfe – nur um dann einen ehrlosen Heldentod zu sterben.
In jedem anderen Spiel wäre das nun das Ende, nicht so in The Sword of Ditto. Hundert Jahre später finden wir uns im Körper eines neuen Helden wieder und erneut nervt uns Puku mit seinen Anweisungen, das Schwert aus dem Grab unseres Vorgängers zu holen. Damit es dieses Mal aber etwas besser läuft, haben wir zumindest ein paar Tage Vorlaufzeit, bis wir uns erneut der bösen Hexe stellen müssen.
Der Tod ist erst der Anfang
Bei The Swords of Ditto ist der Tod ein Teil des Spiels, denn ganz egal ob man die Hexe erledigt oder von ihr besiegt wird, beide Szenarien enden mit dem Ableben des Helden. Nur mit dem Unterschied, dass bei ersterem ihm zu Ehren eine Statue errichtet wird, wohingegen er beim Versagen wie eingangs beschrieben auf dem Friedhof landet. Auch die Umgebung verändert sich. Besiegt man Mormo wird die Welt ein glücklicher, hellerer Ort, aber das Scheitern versetzt Ditto und seine Bürger in eine dunkle, zerbröckelnde Version ihrer selbst. Diese wird prozedural generiert und verändert sich somit nicht nur rein optisch mit jedem neuen Anlauf. Mit Permadeath und zufällig neu angeordnetem Level-Design kann man The Swords of Ditto also getrost im Genre der Rogue-like Spiele einordnen. Man steuert hier keinen einzelnen, individuell zusammengestellten Helden, sondern erlebt die Geschichte aus dem Blickwinkel vieler verschiedener Charaktere. Um die Hexe endgültig zu erledigen und das wahre Ende freizuspielen, sind somit mehrere Spieldurchläufe notwendig, was dann wiederum die Gesamtspielzeit entsprechend erhöht.
Bis man das aber geschafft hat, gibt es jede Menge zu tun. Aufgrund seiner Top-Down Perspektive erinnert The Swords of Ditto auf den ersten Blick natürlich etwas an die ersten Zelda Spiele, aber auch in Sachen Gameplay haben beide Titel sehr viel gemeinsam. Wir durchstreifen die Spielewelt kämpfen gegen kleinere und größere Monster, sammeln Erfahrungspunkte und verbessern damit unsere Statuswerte. Natürlich findet man im Spielverlauf auch diverse Items, etwa Essen und Getränke mit denen man die Gesundheit wieder auffüllen kann. Gekämpft wird nicht nur mit dem Schwert sondern auch mit diversem Spielzeug. Besonders effektiv sind dabei die Toys of Legend wie etwa die Bowling Kugel oder der Laser Ring. Die meisten davon kann man nicht nur upgraden, sondern auch mit Gadgets pimpen. Ein Golfschläger kombiniert mit Ether Infusion kann beispielsweise Gegner einfrieren. Das Kampfsystem selbst ist dabei wenig komplex. Schwerthiebe und Ausweichrollen – mehr gibt es hier nicht.
Looten und Leveln
Man kann zwar seine Statuswerte auch mittels diverser Sticker verbessern und erhält dadurch zusätzlich noch die verschiedensten Boni, eines bleibt den Helden aber dennoch nicht erspart: Das Aufleveln. Das liegt daran, dass man die unterschiedlichen Abschnitte in den Dungeons nur mit einer bestimmten Levelstufe betreten darf. Zum Glück verliert man nach dem virtuellen Tod zwar sämtliche Ausrüstungsgegenstände, die Erfahrungspunkte und der Levelfortschritt bleibt aber erhalten. Weil die Gegner aber mit jedem Spieldurchlauf ebenfalls stärker werden, wirkt sich die Entwicklung des eigenen Charakters dementsprechend minimal aus. Dazu kommt noch, dass man stets unter einem sehr strikten Zeitlimit steht. Im normalen Schwierigkeitsgrad hat man genau vier Tage, bis man der Hexe Mormo wieder gegenübersteht, was umgerechnet in Spielzeit etwa zwei bis drei Stunden sind.
Während das stetige Grinding nach Erfahrungspunkten und nach neuen Ausrüstungsgegenständen auf Dauer sehr eintönig wird, bringt der Koop-Modus etwas Schwung ins Spiel. Dank eines einfachen Drop-in-/Drop-out-System ist es jederzeit möglich, dass sich ein zweiter menschlicher Mitstreiter zu uns gesellt. Das gemeinsame Bekämpfen von Monstern, fleischfressenden Pflanzen, Robotern und Skeletten macht natürlich deutlich mehr Spaß, als alleine. Leider gibt es den nur als lokalen Couch-Koop, eine zusätzliche Online-Variante wäre hier wünschenswert gewesen.
Zelda im Comic-Look
Jeder der nur ein bisschen etwas für einen farbenfrohen Comic-Look übrig hat, der muss neidlos eingestehen, dass The Swords of Ditto einfach nur fantastisch aussieht. So eine liebenswerte und vor allem detailverliebte Optik sieht man sonst eigentlich nur bei einschlägigen Zeichentrickserien im TV. Auch der Humor passt perfekt zum Spiel, angefangen vom herrlich verrückten Charakter-Design, den überdrehten Waffen und Items, bis hin zu den teils sehr witzigen Dialogen. Die gibt es übrigens nur in Form Bildschirmtexten, eine Sprachausgabe fehlt. Dafür wird das Spielgeschehen von einem stimmigen und fröhlichen Soundtrack untermalt. Der Musikstil ist dabei sicher Geschmacksache, für mich waren manche der Synthesizer-Melodien dann doch etwas zu aufdringlich, passen aber trotzdem sehr gut in das Gesamtbild und runden die insgesamt tolle Präsentation perfekt ab.
FAZIT
Das ungewöhnliche Spielkonzept von The Swords of Ditto klingt auf dem Papier einfach nur grandios: Ein schier unendlicher Kampf gegen das Böse, bei dem der Tod nur eine weitere Stufe zum finalen Sieg ist. Das alles in einer detailverliebten, wunderschönen und sich ständig verändernden Spielewelt. Die ersten paar Durchläufe machen auch durchwegs sehr viel Spaß, danach stellt sich dann doch etwas die Ernüchterung ein. Viele Spielelemente, inklusive einiger Dialogsequenzen, wiederholen sich einfach zu oft, der Spielfortschritt macht sich nur sehr schleppend bemerkbar und der ständige Zeitdruck nervt irgendwann nur noch. Dazu kommt noch, dass eine Story so gut wie nicht vorhanden ist und sich die Geschichte zu sehr auf ihren Humor verlässt. Der gefällt mir wiederum sehr gut und trifft genau meinen Geschmack. Das zusammen mit der zuckersüßen Präsentation sind für mich die Hauptgründe warum ich The Swords of Ditto trotzdem sehr gerne gespielt habe. Unterm Strich bleibt ein wunderschönes Abenteuer-RPG, das vor allem dank des Couch-Koop-Modus für zwei Spieler nicht nur für Genre-Fans auf jeden Fall einen Blick wert ist.
Was ist The Swords of Ditto? Action-RPG bei dem der Tod nur eine weitere Stufe zum finalen Sieg ist.
Plattformen: PC, PS4
Getestet: Version 1.04.07-110 auf PC Intel Core i7-6700 CPU @ 3.40GHz, GeForce GTX 745
Entwickler / Publisher: Entwickler: onebitbeyond / Devolver Digital
Release: 24. Ap2018
Link: Offizielle Webseite
Gesamtwertung: 7.6
Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 6 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 6