The World Ends With You: Final Remix im Test

Wenn man, wie ich, schon seit ein paar Jährchen Spiele testet, dann spielt man viel, das man auch gleich wieder vergisst – und dann sind da so einige Titel, die einem auch nach über elf Jahren noch lebhaft in Erinnerung sind, weil sie einfach so anders und frisch waren, dass sie in der Flut an Games als etwas ganz Besonderes herausstachen. The World Ends With You war eines dieser Spiele für mich und umso mehr freut es mich, dass der Titel auch in der Final Remix-Version für Switch kaum etwas von seinem stylishen Charme eingebüßt hat.

Ein Spiel der etwas anderen Art

The World Ends With You wirft euch direkt in die Handlung: Euer Hauptcharakter, Neku, wacht in Shibuya, einem (übrigens realen) Stadtteil Tokios, auf und muss feststellen, dass irgendetwas so gar nicht stimmt. Nicht nur hat er keine Ahnung, wie er dorthin kam, auch wird die Stadt von seltsamen Monstern belagert und niemand scheint ihn sehen zu können – und dann wäre da noch dieser Countdown in seiner Hand … Kurze Zeit später erfahren wir, dass Neku Teil des Spiels der Reaper ist, er als solcher nur diese und andere Spieler sehen kann, und es gilt, mithilfe seiner Kumpanen täglich Aufgaben zu lösen, um zu bestehen. Und die Motivation dafür ist groß, denn ein Sieg bedeutet nicht nur ein voraussichtliches Entkommen aus dem Spiel, ein Versagen würde zusätzlich in der Auslöschung seiner Existenz enden. Was dem soziophoben Neku dabei besonders schwerfällt: Nur im Team mit seiner Partnerin Shiki kann er den Monstern, genannt Noise, an den Kragen rücken und die Herausforderungen meistern.

Teamwork ist auch für das Kampfsystem von The World Ends With You ausschlaggebend, das sich einer ganz besonderen Mechanik bedient: Mithilfe von Pins, die ihr während der Story ergattert oder in Shops kauft, setzt ihr Angriffe und sonstige Fähigkeiten gegen die Noise ein. Im Originalspiel für Nintendo DS bedeutete das, dass ihr pro Pin verschiedene Aktionen auf dem Touchscreen durchführen musstet, beispielsweise auf Gegner tappen, auf freien Flächen im Kampfscreen zeichnen, um Feuerspuren oder Ähnliches zu ziehen, oder aber durch Noise hindurchstreichen, um diesen Schaden zuzufügen. Die Final Remix-Version für Switch nutzt dieselbe Pin-Mechanik, lässt euch aber zwischen zwei Eingabemöglichkeiten wählen: Im Handheld-Modus spielt ihr mehr oder minder wie damals am DS, nur dass ihr die Eingaben nun nicht mehr per Stylus, sondern direkt mit eurem Finger durchführt. Das Ganze funktioniert auch immer noch genauso gut wie ich es aus der DS-Version (die ich doch einige Male durchgespielt habe) in Erinnerung hatte.

Die zweite Variante ist die Steuerung mit Joy-Con im TV-Modus, und diese kann leider nicht mal ansatzweise so sehr überzeugen: Anstatt der Touchscreen-Steuerung per Fingerstrichen, führt ihr die Manöver hier mittels Joy-Con-Bewegung vor dem TV aus. Ein Pointer soll euch dabei zeigen, wo genau ihr gerade hindeutet und per Y-Taste könnt ihr diesen jederzeit im Nu rekalibrieren. Was in der Theorie gar nicht so schlecht klingt, funktioniert in der Praxis leider mehr schlecht als recht. Die Eingaben sind trotz Pointer niemals genau genug, um auch komplexe Manöver durchzuführen, und gemütlich ist das Ganze sowieso nie, gerade, wenn ihr auf einem größeren TV spielt. Zudem hatte ich bei meiner Version das Problem, dass mein Pointer ständig nach rechts wanderte, sodass ich ununterbrochen neu kalibrieren musste. Das kann natürlich nur an meinem Joy-Con liegen, war aber dennoch seltsam, da dieser für gewöhnlich problemlos funktioniert. Die Konsequenz: Der TV-Modus wurde sehr schnell ad acta gelegt und gegen das Spiel im Handheld-Modus getauscht.

Slam them pins!

Nachdem ihr die Eingabeschwierigkeiten dank Handheld-Modus beseitigt habt, könnt ihr euch indessen wieder voll und ganz auf das auch nach elf Jahren noch einzigartige Gameplay von The World Ends With You konzentrieren. Wie vorhin schon angesprochen, kämpft ihr mittels Pins, die euch allesamt Touch-Manöver abverlangen – aber ganz so einfach bleibt es dann doch nicht: Zunächst wären da die Beschränkungen der Pins selbst. Jeder von ihnen kann für eine gewisse Dauer genutzt werden – entweder eine gewisse Sekundenzahl oder eine bestimmte Tap/Slash-Anzahl lang. Danach gibt es einen kurzen Cool-Down, bis ihr den Pin wieder nutzen könnt. Auch die nötigen Manöver sollten bedacht werden: Habt ihr beispielsweise nur Pins in euren aktuellen Slots, die mittels Tapping aktiviert werden, wird es schwierig, die einzelnen Aktionen gezielt zu nutzen. Variiert ihr hingegen zwischen passiven Pins (die euch Status-Boosts geben, wie beispielsweise einen zufälligen Defense Break zu Beginn des Kampfes auf eure Gegner), Pins mit Wisch- und Pins mit Tapping-Manövern, könnt ihr diese gezielt einsetzen. Ein wenig Taktik sowohl beim Einsatz wie auch bei der Auswahl der Pins ist also gefragt.

Und dann wäre da, wie erwähnt, auch noch euer/eure Partner/in – zunächst Shiki, später auch andere Charaktere. Diese/r unterstützt euch im Kampf in Form von Partneraktionen, die ihr ebenfalls per spezieller Touch-Eingaben ausführt. Wechselt ihr zwischen diesen und euren eigenen Attacken ab, füllt ihr die Synch-Anzeige. Steht sie bei 100%, dürft ihr besonders starke Team-Attacken ausführen, die obendrein die Drop Rate für Belohnungen erhöhen, beispielsweise Yen-Pins, die ihr im Menü gegen Geld verschrotten oder bei NPCs und in Shops gegen besondere Quest-Items eintauschen könnt. Im Menü gibt es zudem die Möglichkeit, euren Level zu senken, um dafür die Drop Rate in die Höhe zu bugsieren – härtere Kämpfe entspricht also einer besseren Chance auf Belohnungen.

Ein Spiel mit ganz viel Stil

Wer langjähriger Fan von Square Enix ist, der wird wohl auf einen Blick erkennen, wer sich für das Art Design von The World Ends With You verantwortlich zeichnet (no pun intended): Tetsuya Nomura ist bekannt für seinen ganz besonderen Stil, inklusive unverkennbarem Fashion Statement, und ein großer Teil dieser offensichtlichen Leidenschaft ist auch in The World Ends With You geflossen: So kauft ihr hier Ausrüstungsgegenstände, darunter Pins und sonstiges Equipment gleichermaßen, nicht bloß von irgendwelchen Verkäufern, die allesamt mehr oder minder das gleiche anbieten, sondern von unterschiedlichen Markenshops, die auch Einfluss auf das Gameplay haben: Jedes Gebiet in Shibuya hat einen Markenradar, der euch zeigt, welche Labels gerade besonders beliebt sind. Nutzt ihr dort nun Pins und Klamotten dieser Marken, erhaltet ihr im Kampf Boni. Das Ganze hat zwar keine enormen Auswirkungen, hilft euch aber dabei, den einen oder anderen besonders lästigen Gegner mitunter ein wenig effektiver zu bekämpfen.

Und was ist nun neu?

Bis hierhin konntet ihr alles Genannte (mit Ausnahme der neuen Eingabemöglichkeiten) auch im Originalspiel (bzw. in der 2012 erschienenen Handy-Version) finden – also was ist am Final Remix nun neu? Mehrere Dinge: Zum einen könnt ihr, solltet ihr euch doch für die Eingabe-Tortur am großen TV entscheiden, nun auch im Koop spielen. Dabei übernimmt einer von euch Neku, während der andere seine/n Partner/in steuert. Der Modus ist soweit eine gute Idee, viel schöner wäre es aber gewesen, hätte man dieses Feature auch beim gemeinsamen Spielen im Handheld-Modus eingebaut.

Eine weitere und viel interessantere Neuerung ist hingegen der extra für den Final Remix hinzu gekommene neue Epilog. Wir wollen an dieser Stelle nicht spoilern, können euch aber verraten, dass Fans der Charaktere von The World Ends With You sich diesen Abschnitt auf keinen Fall entgehen lassen sollten.

Abschließend hat sich auch am Sound einiges getan: Wer im Menü genau hinsieht, wird die Option entdecken, die Hintergrundmusik (BGM) auf klassisch oder Remix zu stellen. Persönlich gefällt mir der Original-Soundtrack immer noch am besten, aber da könnte auch ein klein wenig Nostalgie mitspielen. Welche der beiden Versionen ihr auch immer wählt, die fetzigen Rock-Hip-Hop-Punk-Elektro-Songs gehen ins Ohr und passen super zum stil-fokussierten Rest von The World Ends With You.

FAZIT

The World Ends With You war schon immer und ist noch immer ein eigenwilliger Titel, der mit seinem ungewöhnlichen Kampfsystem, seiner spannenden Story und seiner stilsicheren Präsentation aber einfach nur bestechen kann. Optisch hat das Spiel dank Cel-Shading-Grafik überhaupt nichts eingebüßt und auch wenn die stylishen Fashion-Trends vielleicht nicht mehr ganz der Zeit entsprechen (vor elf Jahren waren doch andere Sachen in als heute), hat der Titel immer noch massig Stil im gewohnten Nomura-Look. Bei den Neuerungen der Final Mix-Version sieht es da schon anders aus: Die neuen Eingabemöglichkeiten im TV-Modus können absolut nicht überzeugen und der Koop, der leider nur in diesem Modus verfügbar ist, wäre eine nette Idee, aber leidet dadurch mit. Der hinzugefügte Epilog ist spaßig, ob er alleine einen Neukauf rechtfertigt, sei allerdings dahingestellt. Wer The World Ends With You also noch gar nicht gespielt hat und kein Problem damit hat, nur im Handheld-Modus zu zocken, der sollte auf jeden Fall zugreifen. Wer das Original schon kennt und liebt, holt sich den Final Remix hingegen am besten nur dann, wenn er/sie unbedingt auch den Epilog sehen oder den DS endgültig in Rente schicken möchte.

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Was ist The World Ends With You: Final Remix? Switch-Port des Action-RPGs für Nintendo DS inkl. neuer Steurungsoption und zusätzlichem Epilog.
Plattformen: Nintendo Switch
Getestet: Switch-Version
Entwickler / Publisher: Square Enix, Jupiter Corporation / Nintendo
Release: 12. Oktober 2018
LinkOffizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.8

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 10 | Handling: 6 | Spieldesign: 8 | Motivation: 10

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