Tom Clancy’s Ghost Recon Breakpoint im Test

Am 04. Oktober 2019 ist mit Tom Clancy’s Ghost Recon Breakpoint der neueste Ableger der Taktik-Shooter Reihe erschienen. Ubisoft wollte mit dem neuen Teil das Leben eines Spec Op Soldaten noch härter und realistischer als je zuvor erscheinen lassen. Viele neue Ideen und Ansätze sind somit in die Entwicklung des Spiels eingeflossen, doch irgendwie scheinen die Neuerungen des Spiels nicht so anzukommen, wie es sich der Developer vorgestellt hat.

Gestrandet unter Wölfen

Nomad, euer wahlweise männlicher oder weiblicher Protagonist, den ihr ganz nach eurem Geschmack individualisieren könnt, wird per Helikopter zur Insel Auroa gesendet, um das Sinken eines Frachtschiffes zu untersuchen. Doch als die Insel und Landung bereits in Aussicht sind, wird eurer Einheit ein nicht besonders freundliches Willkommen bereitet. Als nächstes erwacht ihr inmitten der Trümmer des Helis und müsst feststellen, dass eure Kameraden den Absturz nicht überlebt haben. Schnell findet ihr Unterstützung in der Höhlensiedlung Erewhon, in der sich ein Wiederstand gegen die von den Wolves übernommene Insel gesammelt hat. Als sich auch noch euer alter Kamerad Ltd. Commander Cole D. Walker als Anführer dieser sogenannten Wolves herausstellt, wird euch langsam klar, dass hier etwas vorgefallen sein muss und ihr den unterdrückten Bewohnern bei der Rückgewinnung ihrer Freiheit unterstützen wollt.

Willkommen beim Militär

Ich durfte ja bereits vergangenen Monat einen Blick auf Tom Clancy’s Ghost Recon Breakpoint im Rahmen eines Presseevents in Berlin werfen. Dort wurde eindrucksvoll vermittelt, dass beim neuesten Ableger der Reihe sehr viel Wert auf Realismus gelegt wurde. Mithilfe von Soldaten verschiedenster Sonderkommandos wurde an Bewegung und Konversation gefeilt, um die Inversion des Military Shooters zu verfeinern. Und sehr viel davon wurde in das Spiel integriert, so müsst ihr beispielsweise immer darauf achten, gut genug hydriert zu sein, denn seid ihr es nicht, kommt es zu Ermüdungserscheinungen. Die Open World lädt dazu ein, entdeckt zu werden und beheimatet abwechslungsreiche Locations, die nur danach rufen, den Fotomodus zu öffnen, um einen Schnappschuss eurer virtuellen Reise anzufertigen.

Hast du heute genug getrunken?

Doch auf der Insel gibt es viele steile Abhänge und da es sich nicht um ein Assassin’s Creed handelt, hat euer Soldat doch ein wenig mehr Probleme, diese heil hinunter zu kommen. Meist endet dies mit einer uneleganten Kugelpartie den Hang hinab. Und dann seid ihr natürlich durstig – also euer Ausdauerbalken wird nach großer Anstrengung immer kleiner und lässt sich nur durch das Auffüllen eurer Wasserflasche an Gewässern wieder komplett auffüllen. Diese kleinen und mitunter nervigen Begleiterscheinungen lassen sich in eurem Skilltree verbessern, so könnt ihr später eure Ausdauer verbessern, Stürze vermindern oder eure Wasserflasche befüllen, auch wenn ihr gerade nur Salzwasser zur Verfügung habt. Wenn ihr ein Biwak aufschlägt, an Lagern, die ihr auch als Schnellreisepunkte nutzen könnt, habt ihr auch die Möglichkeit Buffs zu bekommen, beispielsweise geringere Verletzungsgefahr durch Essen, oder gesteigerte Resistenz gegen Müdigkeit durch Trinken, die für eine Stunde andauern. Zusätzlich könnt ihr auch für die kleine Stärkung zwischendurch Rationen für unterwegs vorbereiten, die sich aus den in der Welt verteilten Ressourcen herstellen lassen.

Bitte etwas mehr Taktik

Prinzipiell stehen euch in Tom Clancy’s Ghost Recon Breakpointvier verschiedene Klassen zur Verfügung, die ihr jederzeit ändern können. Hier könnt ihr zwischen Sharpshooter, Field Medic, Panther und Assault wählen. Am meisten liegt mir die Panther Klasse, bei der ihr im Assassinen Stil umherschleicht und eure Gegner möglichst lautlos ausschaltet. Werdet ihr doch entdeckt, so könnt ihr als Spezialfähigkeit eine Rauchbombe explodieren lassen und euch heimlich aus dem Staub machen. Eure Klasse lässt sich durch kleine Minichallenges ausbauen indem ihr beispielsweise 10 Gegner im Stealth Mode und 3 Gegner mit einer SMG, ohne Reload oder Swap, kalt macht.

Das heimliche Ausschalten der Gegner funktioniert eigentlich ziemlich gut. Erstmal einen guten Platz suchen, gut verstecken und dann eure kleine Drohne auf Erkundung schicken. Ich habe meine Drohne beim Spielen liebevoll Ikaros genannt, da er im Prinzip wie die Adler in den neuesten Ablegern der Assassin’s Creed Reihe funktioniert. Ihr versucht euch mithilfe eurer Drohne einen groben Überblick der Lage zu machen, immer mit dem Blick auf die Batterie und richtige Höhe, damit die feindlichen Einheiten nicht auf euch aufmerksam werden und bekommt so Informationen zu Ausrüstung und Funktion der einzelnen Gegner. Auch Überwachungssysteme und elektrische Stromverteiler, die sich sabotieren lassen, könnt ihr so entdecken und dementsprechend eure Taktik planen.

Ein Fallschirmsprung lässt euch das wunderbare Panorama genießen.

Läuft ja alles nach Plan, oder?

Doch leider werden eure gut ausgelegten Pläne von den zahlreichen technologischen Hilfsmitteln der Feinde zunichte gemacht. Kleine Drohnen sind zwar nervig, lassen sich aber relativ schnell ausschalten – im Gegensatz zu den, ich nenne sie mal, schießenden Autos aus der Höhle, für die ihr massig Munition braucht, um diese zum Explodieren zu bringen – und das bleibt natürlich nicht unbemerkt. Diese autonom gesteuerten Drohnen nehmen euch auch ordentlich Gesundheit ab, haben sie euch einmal im Visier. Und es ist schon ziemlich bitter, wenn man gerne im Stealth Modus spielt, alles eigentlich durchplant und man dann doch, gerade von diesen Teufelsmaschinen, entdeckt wird. Optisch sehen sie toll aus und passen gut in die futuristisch designte Insel und ihrem technischen Fortschritt, doch leider unterscheiden sie sich in ihrer Stärke wirklich sehr von den eher nicht besonders intelligenten menschlichen K.I. Gegnern. Da fehlt ein wenig die Balance, auch wenn ich persönlich, besonders als großer Fan von Horizon Zero Dawn, das Konzept der weit fortgeschrittenen technischen Bedrohungen toll finde. Langjährige Spieler der Reihe werden wahrscheinlich weniger begeistert von dieser neuen Art Gegner sein, da sie ja doch untypisch für die Serie sind. Etwas störend waren die anfangs noch sehr häufig auftretenden Bugs, die jedoch schon nach den ersten Wartungs-Arbeiten fast alle behoben wurden und mir nur mehr einmal dasLeben schwer gemacht haben. Und ich bin zuversichtlich, dass bald ein weiterer Patch zur Verbesserung der Performance erscheinen wird.

Ghost Recon, aber anders

Aber reden wir über den Elefanten im Raum – bei langjährigen Fans der Reihe kommt der neueste Ableger nicht besonders gut an, wenn man sich ein paar Kommentare und Videos ansieht. Und eines stimmt, seit dem Release des ersten Teils im Jahre 2001 hat sich einiges geändert. Ich habe Tom Clancy’s Ghost Recon Breakpoint aus den Augen eines Serien-Neulings betrachtet und muss sagen, dass der Titel in meinen Augen wirkt, als hätten Far Cry 5 und The Division 2 ein Kind bekommen. Das große Aufgebot an Loot-Boxen und Boni, die für Echtgeld sein Eigen genannt werden konnten, hat auch mich etwas stutzig gemacht, aber da ich generell sehr gegen diesen Pay-2-Win Trend bin und mein Fokus mehr auf Story-Kampagnen, als an PVP liegt, hat es mich nicht beim Testen beeinträchtigt. Ubisoft ist in der Zwischenzeit auch schon wieder etwas zurückgerudert und hat erklärt, dass die Boni eigentlich für einen späteren Punkt für den Release gedacht waren, damit Spieler, die erst später hinzustoßen, schneller aufholen können. Durch die vielen versteckten Orte, Kisten und Hinweise lassen sich aber auch so sehr schnell genug In-Game Kohle anhäufen, die ihr für optische Verschönerungen, Waffen oder fahr- und fliegbaren Untersatz ausgeben könnt.

Bestimmte Objekte lassen sich nur durch das Erfüllen von Fraktions- oder Ghost War Missionen freispielen. Fraktionsmissionen werden täglich neu generiert und lassen euch kleine Aufgaben zur Stärkung des Wiederstands absolvieren. Zum Dank bekommt ihr ein paar Battle Tier Punkte verliehen und für jede darin aufgestiegene Stufe, erhaltet ihr Boni. Die Ghost War Missionen absolviert ihr im PVP-Modus und beinhalten unter anderem die Aufgabe 10 Gegner zu töten oder 10 Mal den Verband zur Heilung während eines Matches anzubringen. Auch hier winken besondere Belohnungen für euch! Leider ist das Menü etwas unübersichtlich ausgefallen und es dauert verhältnismäßig lange, um das zu finden, was man sucht – sei es eine Mission, ein bestimmtes Ausrüstungsteil. Wie sehr sich das Pay-2-Win Prinzip auf das Spielvergnügen und Endgame auswirken werden, wird die Zeit erst zeigen können.

Zahlreiche Tiere haben sich in der Wildnis Auroas versteckt.

Ghost vs. Wolf

Die Story-Kampagne, die ihr entweder alleine, oder mit Unterstützung zocken könnt, wurde gut umgesetzt und die Charaktere wirken lebendig und authentisch. Einzig die Gesichtsanimationen hätten noch einen Tick besser gestaltet werden können. Ja, ich hab da so einen Tick, was die Bewegung der Augenbrauen bei Konversationen angeht. Denn bewegen sich diese nicht, erwünscht das Gesagte oftmals nicht den emotionalen Impact, den es haben könnte. Das hat in anderen Ubisoft Titeln auch schon besser funktioniert und besser ausgesehen. Die Geschichte um den ehemaligen Kameraden Ltd. Commander Walker, der sich nun als großer böser Wolf herausstellt, wurde spannend gestaltet und hat mich ans Gamepad gefesselt. Jon Bernthal, der Walker verkörpert, wurde mittels Motion-Capturing ins Spiel integriert und hatte sichtlich Spaß in seiner Rolle, und das hört und sieht man auch, wenn man ihn zu Gesicht bekommt.

Die Story Missionen schicken euch kreuz und quer durch Auroa und es empfiehlt sich die Insel per Hubschrauber zu erkunden und so weite Strecken mit traumhaftem Panorama zurückzulegen.  So könnt ihr auf eurer Route auch die verteilten Biwaks entdecken, und so Schnellreisepunkte freischalten. Natürlich könnt ihr auch mit dem Motorad oder einem Wagen die Open World erkunden, doch eure Gegner werden durch den Lärm relativ schnell auf euch aufmerksam. Und wenn ihr schnell mal wohin wollt, würden zahlreiche Gemetzel euren Weg in die Länge ziehen. Andererseits lassen sich so Wege mit dem Looten von neuem Equipment kombinieren.

Neben zahlreichen Objekten, wie Bekleidung, Tattoos oder Info zu Biwaks lassen sich auch Blaupausen für Waffen und Verbesserungen dieser finden. Ihr könnt jederzeit eure Waffen im Menü anpassen und verstärken oder Teile, wie einen Schalldämpfer, hinzufügen. Zusätzlich könnt ihr eure Waffen und anderes Equipment einfärben, entweder komplett, oder einzelne Teile. Das ständige Finden neuer sowie besserer Gegenstände motiviert die Open World zu bereisen und die zahlreichen Fragezeichen auf eurer TacMap zu erforschen. Ubisoft hat hier für massigen Content gesorgt, doch die meisten Fragezeichen bestehen aus einer kleinen Gruppe Gegnern, bei denen es Belohnungen zu finden gibt. Hier wären ein paar mehr Nebenquests, wie in Assassin’s Creed Odyssey oder auch Far Cry, wünschenswert gewesen.

Spielen wir gemeinsam

In der Hauptbasis, Erewhon, könnt ihr den PVP Modus und Raids starten und auch einen Blick auf andere Spieler werfen, die sich gerade in der Höhle aufhalten. Das Verbinden bei PVP Matches hat, bis auf ein einziges Mal, gut und schnell funktioniert. Gespielt werden können entweder Random oder Custom 4 gegen 4 Spieler. Bevor es losgeht könnt ihr euch einen groben Überblick über die Map verschaffen und eure Taktik, vorausgesetzt ihr kommuniziert per Headset, planen. Euer Ziel ist es eure Gegner auszuschalten und als glorreicher Sieger hervorzukommen. In der Mitte der Map könnt ihr euch nach einer gewissen Zeit Zugang zu einem Überwachungssystem verschaffen und so den Aufenthaltsort eurer Gegner erfahren. Doch Achtung – auch ihr werdet in diesem Moment sichtbar und seid somit verwundbar! Nach einer gewissen Zeit beginnt der Radius des Spielfeldes sich zu verkleinern und ihr müsst euch nun beeilen eure Kontrahenten auszuschalten. Solltet ihr im Kampf fallen, kann ein Mitglied eures Teams euch heilen und ihr euer Team so wieder vergrößern. Um einen Raid anzutesten, waren leider nicht genug Spieler mit entsprechend hohem Equipment vorhanden.

FAZIT

Ich persönlich hatte unheimlich viel Spaß beim Erkunden von Auroa und dem Kampf gegen die Wolves. Die Story hat mich gefesselt und ich wollte ständig wissen, wie es weitergeht. Auch wenn die Gesichtsanimationen – bitte mehr Augenbrauenbewegungen in Spielen! – manchmal die Immersion ein wenig getrübt haben, so haben die Charaktere, zumindest was die Synchronisation angeht, sich allergrößte Mühe gegeben, Emotionen glaubhaft zu vermitteln. Tom Clancy‘s Ghost Recon Breakpoint richtet sich allem Anschein nach eher an Genreneulinge, die bis jetzt eher weniger Interesse an der Taktik Shooter Reihe hatten und stoßen mit neuen Mechaniken eingefleischten Fans der Reihe vor den Kopf. Schade in meinen Augen ist der etwas selten vorhandene Soundtrack, um die Atmosphäre des Spiels noch zu untermalen, denn lediglich in Gefechten oder aus Radios in Lagern, ertönt etwas Musik.Ich persönlich war während meiner Testzeit bestens unterhalten und habe meine Zeit in Auroa genossen. Aber ich muss mich jetzt auch schon wieder entschuldigen, denn das Tank Top, um meine Tattoos besser sehen zu können, beschafft sich nicht von alleine!

Was ist Tom Clancy’s Ghost Recon Breakpoint? Taktik-Shooter in einer großen Open World mit spannender Solo-Kampagne
Plattformen: PC, PlayStation 4, Xbox, Google Stadia
Getestet: PS4 Pro
Entwickler / Publisher: Ubisoft Paris / Ubisoft
Release: 04. Oktober 2019
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 7.2

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 6 | Handling: 8 | Spieldesign: 6 | Motivation: 8

Passende Beiträge

Call of Duty®: Black Ops 6 im Test

Life is Strange: Double Exposure im Test

PRIM im Test