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Torn Away im Test

Die Schrecken des Krieges aus der Sicht eines Kindes will uns das eben erschienene Spiel Torn Away nahebringen. Es lässt euch die hunderte Kilometer lange Flucht von Nazi-Deutschland zurück in die Heimat nachspielen. Bereits erhältlich auf Steam, in den nächsten Tagen für die XBox und noch heuer auf der Switch und PlayStation.

Wir spielen Asya, ein kleines Mädchen in Stalingrad, das im August 1942 eine Zeichnung für ihre Mutter malt, einen zerrissenen Handschuh flickt und hofft, ihren in den Krieg gezogenen Vater bald wiederzusehen. Anstelle ihrer Mutter landet jedoch nur eine Artilleriegranate in dem Haus, in dem sich ihre kleine Wohnung befindet. Mutter und Tochter sind glücklicherweise unverletzt, werden aber nach Deutschland verschleppt, wo unsere Mutter zur Zwangsarbeit für die deutsche Industrie gezwungen wird. Die Geschichte beginnt dann so richtig im Jahr 1944, als unsere Mutter stirbt und wir uns auf der Flucht befinden. Weg aus Deutschland, quer durch Polen, zurück zur noch lebenden Familie in Russland. Asya ist in den zwei Jahren der Gefangenschaft in Deutschland zwar deutlich reifer und selbstständiger geworden, aber natürlich immer noch ein kleines Mädchen, das nun alleine die lange Strecke bewältigen muss.

Das Spiel ist einerseits ein Adventure, in dem Gegenstände gefunden werden müssen, die dann (oft automatisch) am richtigen Ort eingesetzt werden. Das Absuchen der Umgebungen hat mich ein wenig an die Telltale Adventures erinnert. Ein anderer Teil des Spieles spielt sich jedoch wie Limbo (oder das neue Planet of Lana). Ihr bewegt Asya von links nach rechts über den Bildschirm, könnt laufen, springen, euch ducken und mit Hotspots interagieren, um Gefahren auszuweichen und kleine Rätsel zu lösen. Dazu kommen noch unterschiedliche Minispiele, die die Handlung immer wieder auflockern. Egal ob ihr einen Schuh reparieren, einen Riss im Stoff nähen oder euch durch einen Wintersturm voran kämpfen müsst, der Schwierigkeitsgrad ist meist relativ niedrig angesetzt. Der Schwerpunkt des Spieles liegt auf der Erzählung der Geschichte, und die kann ganz schön ergreifend sein. Ich habe schon länger kein Spiel mehr durchgespielt, dass die Schrecken des Krieges derart beklemmend dargestellt hat. Zum Glück ist Asya ein sehr tapferes und optimistisches Kind, das mit ihren Puppen redet und sich so durch die schrecklichen Ereignisse durchkämpft. Die Sprachausgabe ist auf englisch, die Texte sind jedoch deutsch. Die Steuerung mit dem Gamepad funktioniert hervorragend.

Torn Away Haus

Antikriegsspiel

Bei Torn Away handelt es sich um ein Antikriegsspiel. Die Handlung ist zwar während des zweiten Weltkrieges angesiedelt, aber sie wird ausschließlich aus der Perspektive des 10-jährigen russischen Mädchens erzählt, das vom Krieg oder weltpolitischen Ereignissen sehr wenig mitbekommt. In ihrer kleinen Welt geht es nur um ihre Familie und das Leid, dass durch den Krieg entsteht. Es geht um ihren abwesenden Vater, der irgendwo im Krieg kämpft, es geht um ihre Mutter, die als Zwangsarbeiterin nach Deutschland verschleppt wurde, und es geht um ihr eigenes Überleben in einem fremden Land. Kälte, Krankheit, Hunger, Müdigkeit, Zwangsarbeit, Dunkelheit, Einsamkeit, Soldaten die sofort das Feuer eröffnen, das ist ihre Welt.

Made in Russia

Torn Away wurde vom Moskauer Entwicklungsstudio perelesoq programmiert. Die Entwicklung hat lange vor dem Februar 2022 begonnen, aber der Kriegsausbruch in der echten Welt hat beinahe zum Ende des Projektes geführt. Der italienische Publisher ist ausgestiegen, Teile des Teams haben Russland verlassen, und die Zusammenarbeit mit Ressourcen außerhalb Russlands wurde fast unmöglich. perelesoq ist es schlußendlich gelungen, die Rechte am Spiel zu erwerben und das Projekt nun abzuschließen.

Artyom Koblov, der Kreativdirektor und Mitbegründer von perelesoq, hat die Idee hinter dem Spiel folgendermaßen zusammengefasst. „Wir wollten die Schrecken des Krieges aus der Sicht derer zeigen, über die normalerweise nicht gesprochen wird – Zivilisten, deren Leben sich aufgrund von Umständen verändert hat, die außerhalb ihrer Kontrolle liegen. In Kriegszeiten kommt es zu einem Interessenkonflikt zwischen Staaten, und das zerstörte Leben unschuldiger Menschen bleibt in der Regel hinter den Kulissen und wird als Kollateralschaden wahrgenommen“.

Zusammenfassung

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