Die Total War Reihe hat schon einiges erlebt. Fernöstliche Samuraikämpfer tummelten sich ebenso auf den Schlachtfeldern wie grimmige Wikinger oder blutrünstige Orks. Folgt man den Verkaufszahlen stehen die Römer allerdings am höchsten in der Gunst der Spieler. Mit zusammen knapp zwei Millionen verkauften Kopien führen Total War: Rome und Total War: Rome 2 die Rangliste an. Es verwundert daher nicht, dass die beiden Ableger jetzt eine Frischzellenkur verabreicht bekommen haben. Wie es um den Erfolg dieser Verjüngungskur mit Total War: Rome Remastered bestellt ist, sehen wir uns hier genauer an.
Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. Das wissen wir alle. 17 Jahre ist es her, dass uns die englischen Entwickler von Creative Assembly zum ersten Mal das Weltreich regieren ließen. Wir mussten bereits 2004 in Total War: Rome nicht nur unser Geschick als Feldherr unter Beweis stellen, um unsere Grenzen immer weiter auszudehnen sondern auch diplomatisches sowie wirtschaftliches Fingerspitzengefühl besitzen. An diesem erfolgreichen Grundrezept hat man in der Neuauflage Total War: Rome Remastered weitestgehend festgehalten. Die Unterschiede findet man daher eher im Detail.
Umfang von Total War: Rome Remastered
Neben dem Hauptspiel beinhaltet Total War: Rome Remastered noch die beiden Add-Ons Alexander und Barbarians. Das ergibt zusammen einen ganz ordentlichen Umfang. Doch auch ohne diese Erweiterungen hat uns unser Feldzug unzählige Stunden an den Bildschirm gefesselt und selbst dann gab es eigentlich kein wirkliches Finale. Genretypisch ist Total War: Rome Remastered quasi ein Endlosspiel, in dem wir unser Reich immer weiter optimieren und ausbauen können. Die Kampagnen und Aufgaben wurden dabei unverändert aus dem Original übernommen. Wer also auf unerwartete Wendungen in der Geschichte hofft, wird dies vergeblich tun. Das Fundament wurde offensichtlich für die Ewigkeit geschaffen.
Des Kaisers neue Kleider
Wer jetzt denkt, dass Total War: Rome Remastered für seine 29,99 Euro gar nichts Neues zu bieten hätte, liegt lediglich bedingt richtig. Die Entwickler haben sich doch einige Kritik der Spieler zu Herzen genommen und Korrekturen vorgenommen. So hat sich die Neuauflage offensichtlich die edelste Tunika aus dem Schrank geangelt und sich zeitgemäß in Schale geworfen. Landschaften und Einheiten wurden überarbeitet und machen nun einen um einiges schickeren Eindruck. Die Animationen in den Echtzeitschlachten wirken flüssiger und der überzeugende Kampflärm trägt einen nicht unwesentlichen Teil zur Atmosphäre bei. Im Jahr 2004 sah das Imperium noch deutlich grauer aus.
Auch die Benutzeroberfläche wurde sichtlich entstaubt und aufgeräumt. Im Großen und Ganzen hatten wir unser Reich immer gut im Griff und wussten ohne großen Aufwand wo wir die gesuchten Optionen finden können. Die auf Steam laut gewordenen Stimmen, die sich über ein verkompliziertes Interface beschweren, konnten wir zu keiner Zeit nachvollziehen.
Die größte und gleichzeitig einzig wirkliche Neuerung stellt die Einheit des Händlers dar. Mit seiner Hilfe haben wir die Möglichkeit unsere wirtschaftliche Überlegenheit auszubauen, indem wir weit entfernte Regionen erschließen und lukrativ für uns nutzen. Eine nette Abwechslung zum militärischen Aspekt, der aber immer noch eindeutig am schwersten wiegt.
Mehr gibt es zur Neuauflage des Originaltitels dann eigentlich auch nicht mehr zu sagen. Das Ganze sieht nett aus und macht ohne Frage Spaß. Wer jedoch das Original von vor 17 Jahren besitzt, sollte sein Geld lieber in etwas anderes investieren. Denn wenngleich die Frischzellenkur Total War: Rome in eine modernes Gewand hüllt, so bleibt Total War: Rome Remastered hinsichtlich Mechaniken, Abwechslung und KI doch deutlich hinter aktuellen Einträgen in die Serie, wie etwa Total War: Three Kingdoms, zurück.
Zusammenfassung
Grafik
Aufpolierte Landschaften mit netten Effekten wie Staubwolken und flimmernder Luft. Auch die Einheiten machen einen ordentlichen Eindruck. Einzig die Animationen sind verbesserungswürdig.
Sound
Auf der Übersichtskarte unauffällig bis nicht vorhanden. Die Schlachten werden beim nahen Heranzoomen allerdings von atmosphärischem Kampflärm begleitet. Dazu gibt es vor jedem Scharmützel pathetische Ansprachen der Generäle, die ihren Mannen die richtige Moral vermitteln wollen. Die wiederholen sich zwar irgendwann, tragen aber trotzdem viel zu einer glaubhaften Atmosphäre bei.
Handling
Das Interface wurde sichtlich aufgeräumt. Wir hatten zu keiner Zeit Probleme unser Reich mit den gebotenen Funktionen zu regieren.
Spieldesign
Rundenbasierte Strategie, kombiniert mit Echtzeitschlachten. Das erfolgreiche Prinzip der Total War Reihe funktioniert auch 2021 einwandfrei. Der Wirtschaftsteil hat dank des Händlers ein wenig an Gewicht gewonnen. Insgesamt ist alles aber sehr stark von Kampf und Eroberung geprägt.
Motivation
Die Motivationskurve in Total War: Rome Remastered ist wahrlich ein zweischneidiges Schwert. Es macht Spaß sein Reich wachsen zu sehen und sich seinen Feinden zu stellen. Jede eroberte Stadt fühlt sich an wie ein Meilenstein. Auf der anderen Seite ist vor allem die Anfangsphase etwas langwierig geraten und die strohdummen Gegner verhalten sich stellenweise unfreiwillig komisch. Es ist schon irgendwie seltsam mitanzusehen, wie der Feind von den eigenen Elefanten niedergetrampelt wird während unsere Soldaten ungläubig daneben stehen und nicht wissen ob sie lachen oder Mitleid haben sollen.
FAZIT
Total War: Rome Remastered lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Ich fühlte mich wohl in der Rolle des großen Feldherrn und Imperators. Doch das tat ich auch schon vor 17 Jahren. Das finale Produkt beinhaltet jetzt – abgesehen von der aufpolierten Aufmachung – lediglich kaum bemerkbare Veränderungen. Es sieht nicht einmal besonders spektakulär aus. Wer 30 Euro auf der Seite hat und Wert auf eine zeitgemäße Optik legt, kann sich diese Investition einmal durch den Kopf gehen lassen. Alle anderen, die sich für das Genre interessieren, sollten besser auf andere Vertreter ausweichen, die wesentlich mehr zu bieten haben.
Ein Gastartikel von Daniel Krondraf.