Trine 4: The Nightmare Prince im Test

Alles zurück auf Anfang! Nach dem eher negativ aufgenommenen dritten Teil im 3D Stil, hing die Frage nach einer Fortsetzung lange in der Schwebe. Nun kehrt Trine jedoch mit Paukenschlägen in die heimischen Wohnzimmer zurück. Trine 4: The Nightmare Prince besinnt sich hierbei wieder der ursprünglichen 2,5D-Wurzeln des Franchises. Das Abenteuer bringt dabei Altbewährtes auf ein neues Level, und wird durch ein paar neue Kniffe ergänzt.

Ein verschwundener Prinz im Märchenland

Das Trine Universum hatte es in den letzten Jahren wirklich alles andere als leicht. Dank Vorgänger Trine 3 – einem eher misslungenen 3D Experiment – schien das Schicksal von Trine in den letzten Jahren begraben und besiegelt zu sein. Das Desaster reichte damals so weit, dass sich Trine-Entwickler Frozenbyte zum Release sogar für die Ausarbeitung von Teil 3 entschuldigte. Umso erfreuter war ich also, als ich hörte, dass nicht entegegen aller Erwartungen doch ein vierter Teil vor der Tür steht – sondern dieser auch endlich wieder zum 2.5D Puzzle Jumper werden soll. Nun war es endlich Zeit, erneut in die fantasiereiche Welt von Trine einzutauchen.

In Trine 4: The Nightmare Prince steuern wir hierbei erneut die mutigen Helden aus den bisherigen Trine Ablegern: Ritter Pontius, Diebin Zoya und Zauberer Amadeus. Das legendäre Trio wird damit beauftragt, den Prinzen Selius zu suchen, welcher wie aus dem Nichts spurlos verschwand. Wie wir aus einem Brief erfahren, hatte dieser wohl gehörig die Schnauze voll von den zahlreichen Magiern auf seinem Hof, welche ihn oft für gewagte, magische Experimente missbrauchten. Einige davon gingen dabei jedoch gehörig schief – und führten dazu, dass Prinz Selius‘ Alpträume anfingen, Realität zu werden, und ihm schlaflose Nächte zu bereiten.

Dies ist jedoch auch alles, was wir so richtig über den Verlauf der Geschichte erfahren. Wie auch in bisherigen Teilen des Trine-Universums bleibt die Story hierbei nämlich sehr blass, und ist eher Mittel zum Zweck, um der wunderbaren Märchenwelt eine Existenzgrundlage zu verschaffen. Zwar treffen wir im Verlauf des Abenteuers des Öfteren auf Alptraummonster des Prinzen, welche es zu vernichten gilt. Leider fehlt diesen jedoch das gewisse Maß an Gefährlichkeit durch ihre mangelnde Präsenz in der Story.

Auf Zauberer, Ritter und Diebin wartet ein neues, malerisches Abenteuer!

Eine breite Palette an Fähigkeiten sorgt für Abwechslung

Trine lebte aber bereits in der Vergangenheit nicht von der dem Abenteuer zugrunde liegenden Geschichte, sondern blüht durch die eigentliche Fantasy Welt, und der damit verbundenen physikalischen Rätseln erst so richtig auf. Die Grafik stellt hierbei erneut das absolute Herzstück des Franchises dar. Man fühlt sich im Märchenwalt sofort wie zuhause, und die Lichteffekte sind unglaublich ansprechend gestaltet. Jede neu erreichte Umgebung unterscheidet sich maßgeblich von bisher gesehenen Orten, und glänzt durch liebevolle Details und schöne, kräftige Farben. Der Hintergrund des 2.5D Abenteuers fügt sich hierbei fließend in den Vordergrund ein, und bietet somit eine gelungene, runde Atmosphäre. Der angenehm vor sich hinplätschernde Soundtrack tut sein Übriges, und dank des komplett vertonten Erzählers im Spiel, hat man wirklich das Gefühl, grad in ein lebendiges Märchen geplumst zu sein.

Das eigentliche Prinzip von Trine bleibt auch im vierten Teil in den Grundzügen unangetastet: auf dem Weg durch das von links nach rechts scrollende Märchenland erwarten den Spieler zahlreiche Puzzle und Rätsel, welche bezwungen werden wollen. Dies schafft man nur, indem man die Stärken der drei tapferen Charaktere – Ritter, Diebin und Zauberer – abwechselnd einsetzt und clever kombiniert. Ein kleiner Knopfdruck reicht, um zwischen den Charakteren zu wechseln, und somit jeweils ein komplett neues Repertoire an Fähigkeiten zur Verfügung zu haben.

Magier Amadeus beschwört beispielsweise magische Kisten, welche als Gewicht für eine Brücke, oder auch einfach als Stufe für eine hohe Plattform dienen können. Mit Ritter Pontius nutzen wir sein gewaltiges Schild, welches Licht- oder Wasserstrahlen gekonnt umzuleiten weiß. Diebin Zoya zeigt Geschick im Umgang mit einem Bogen, und ermöglicht uns somit Seile durch den Raum zu spannen, auf welchen wir uns fortbewegen können. Diese Basisfähigkeiten lassen sich im Laufe das magischen Abenteuers um zahlreiche neue Kniffe erweitern. Trine 4 bietet diesmal erstmals auch einen integrierten Skillbaum, durch welchen man die Charaktere anpassen und verstärken kann. So kann die Diebin beispielsweise später auch durch Eispfeile Geschosse oder Brücken einfrieren, oder auch ganze Wände einreissen. Da die Rätsel im Laufe des Spieles aber auch immer schwieriger werden, braucht man diese erweiterten Fähigkeiten auch nahezu an jeder Ecke!

Die Welt von Trine 4 sieht erneut unglaublich aus!

Buntes Rätseln im märchenhaften Stil

Die Rätsel – und das damit zugrunde liegende Spielprinzip – funktionieren generell in Trine 4 wirklich wieder wunderbar. Sie sind intuitiv und kurzweilig, und haben mir unglaublich viel Spaß bereitet. Ein flinkes Seil über die Schlucht geworfen, etwas Licht reflektiert, und eine Kiste da drüben platziert – und plötzlich setzt sich ein großes, einst kaputtes Mühlenrad in Bewegung, und befördert mich just auf die Spitze des einst unbezwingbaren Berges. Ein tolles Gefühl! Nach jedem Rätsel fühlte ich mich erneut wie die Bezwingerin des Märchenlandes höchstpersönlich – bis die nächste Rätselwand mich wieder in meine Schranken wies.

Der Schwierigkeitsgrad war im getesteten Modus „Normal“ hierbei phasenweise speziell zu Beginn der Geschichte fast etwas zu leicht, hat sich jedoch im Laufe des Spiels wirklich angenehm gesteigert. Ab und zu erwarteten den Spieler – als kleine Abwechslung zu den Puzzle und Rätsel Elementen – auch kleine Kämpfe im Laufe des Spiels. Sei es als kleiner Zwischenboss, oder dank einer kleinen Gruppe von Alptraummonster. Diese waren jedoch sehr trivial, und oft einfach mit Ritter Pontius zu meistern. Schwert haut drauf, Mob ist tot! Dafür muss ich beim Spieldesign leider definitiv einen Stern abziehen.

Allein oder gemeinsam im Kampf gegen die Physik

Eine gelungene Ergänzung ist auch erneut der Multiplayer-Modus. Hat man im Einzelspieler-Modus freie Wahl darüber, mit welchem Champion man durch die Wälder ziehen möchte, kann man im Multiplayer-Modus ganz unterschiedliche Spielregeln festlegen. In Trine 4 können erstmals bis zu drei Mitspieler zu dir stoßen – und damit einer mehr als in bisherigen Ablegern der Reihe. Die Rätseln können nun im Multiplayer-Modus ganz unterschiedlich gelöst werden. Entweder, jedem Spieler wird ein fixer Charakter zugewiesen, um stets das gesamte Repertoire an Fähigkeiten nutzen zu können – oder aber, man erlaubt den freien Charakterwechsel. Und dieser sogenannte „Unlimited Modus“ machte im Test wirklich unglaublich viel Spaß.

Drei Diebinen, die sich gegenseitig versuchen mit Pfeilen abzuschießen? Zwei Amadeusse, die eigentlich nichts besseres zu tun haben, als den dritten Ritter Pontius mit den eigenen Kisten wahrlich Steine in den Weg zu legen? Ich hatte hier unglaublich viel Spaß – auch wenn das eigentliche Ziel, das Lösen der Rätsel, hier oft aufgrund von gewissen, hinterlistigen Versuchen von „Friendly Fire“ etwas in den Hintergrund rückten.

FAZIT

Trine 4 macht im Vergleich zum Vorgänger Trine 3 seit langer Zeit wieder vieles richtig. Die Rätsel sind definitiv das Herzstück des Abenteuers, und wissen durchwegs zu überzeugen. Der Skillbaum ist eine gelungene Ergänzung zu den bisherigen Fähigkeiten der drei Charaktere. Bei manchen Stellen hätte ich mir jedoch einen etwas höheren Schwierigkeitsgrad gewunschen, speziell zu Beginn des Spieles. Grafik und Soundtrack wissen zu überzeugen, und die Vertonung des Erzählers ist sehr gut gelungen.

Größter Kritikpunkt von Trine 4 ist leider jedoch definitiv die Spieldauer. Mit nur knapp 10 – 15 Spielzeit je nach eigener Rätseldauer rauscht man teilweise fast zu schnell durch das lebendige Märchen. Auch die Story bleibt wie bereits angemerkt durchwegs blass, was jedoch bei dem Franchise auch leider zu erwarten war. Hier wäre in meinen Augen schon noch Potenzial vorhanden, den Spieler noch mehr an dem Bildschirm zu fesseln.

Ich bin gespannt, ob es auch noch einen fünften Teil geben wird. Grundsätzlich hätte Frozenbyte mit Trine 4 hier endlich wieder eine angenehme Basis erschaffen, welche definitiv wieder Potential hat, ausgebaut zu werden! Ich bleibe gespannt, und würde mich freuen, auch ein fünftes Mal in eine magische Welt einzutauchen.

Was ist Trine 4: The Nightmare Prince? Ein Fantasy-Game  mit Fokus auf Rätsel-
Plattformen: PC, PlayStation 4, XBOX One, Nintendo Switch
Getestet: auf PC, Intel Core i7-2600K, 16GB RAM, NVIDIA GTX 1080
Entwickler / Publisher: Frozenbyte / Modus Games
Release: 08. Oktober 2019
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.8

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 10 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 8

Passende Beiträge

Flint: Treasure of Oblivion im Test

ANTONBLAST im Test

The Spirit of the Samurai im Test