Ultra Street Fighter 2: The Final Challengers im Test

Kinder, wie die Zeit vergeht. Ich würde zwar lügen, wenn ich jetzt behaupte es kommt mir wie gestern vor, aber dass es bereits ein Vierteljahrhundert her sein soll, dass ich Street Fighter II zum ersten Mal auf dem SNES gezockt habe, hätte ich nicht gedacht. Zum Jubiläum beschert mir Nintendo ein nostalgisches Déjà-vu-Gefühl mit hohen Retro-Faktor, denn mit Ultra Street Fighter II: The Final Challengers feiert der Klassiker der 90er sein Debüt auf der Switch-Konsole.

Street Fighter zählt zu jenen Spielreihen bei der man leicht den Überblick verlieren kann. Gilt das anno 1987 erschienen erste Spiel als einer der Vorreiter der klassischen Beat’em Ups, wurde das Franchise spätestens seit dem Nachfolger in mehrere unterschiedliche Reihen unterteilt und so werden die Teile II, III sowie Alpha und EX als komplett unterschiedliche Serien angesehen. Dafür wurden die einzelnen Spiele mit so tollen Bezeichnungen wie Super, Hyper oder Turbo versehen. Der neueste Teil trägt somit den Beinamen „Ultra“ und setzt dabei auf viel Altbewährtes, kann jedoch auch mit einigen Neuerungen aufwarten.

Das Alte

Das Herzstück von Ultra Street Fighter 2: The Final Challengers ist nach wie vor der Arcade-Modus, bei dem sich die 19 Kämpfer in 16 Arenen gegenüber stehen. Erweitert wurde der Original-Kader dabei um Evil Ryu und Violent Ken, die aber nichts anderes sind, als eine Kombination bekannter Charaktere. Alle Spielfiguren haben dabei die Move-Palette des Originals beibehalten, was einerseits für gewohnt ausbalancierte Fights sorgt, andererseits können Kenner der Serie schnell loslegen und müssen sich nicht allzu lange mit dem Trainingsmodus aufhalten.

Ebenso gibt es einen Versus Modus bei dem man sowohl Online als auch Offline gegen Freunde und Rivalen aus aller Welt antreten kann. Erleichtert wird das mit dem Menüpunkt „Kampfanfragen“. Ist dieser aktiviert, dann können euch Spieler aus deiner Nähe oder über das Internet zum Kampf herausfordern. Das funktioniert dann ungefähr so, als hätten euer Gegner in der Spielhalle eine Münze in den Automaten eingeworfen. Dafür wurden aber Modi wie Time Challenge, Tournament Battle“ oder Group Battle gestrichen und sind unerklärlicherweise in der Switch-Version nicht mehr enthalten.

Das Neue

Die Möglichkeit gegen einen menschlichen Gegner zu spielen ist selbstverständlich nicht neu, aber die Art und Weise wie schon. Im TV- oder Tisch-Modus muss man nämlich nur die beiden Joy-Cons ausklinken und hat so zwei vollwertige Controller zur Hand. Natürlich spielt sich Ultra Street Fighter 2: The Final Challengers mit einem Pro Controller wesentlich komfortabler, aber für unterwegs oder für ein kurzes Match ist das eine brauchbare Alternative. Damit auch unerfahrenere Spiele eine Chance haben, kann man zwischen Lite- und Pro Controls wählen. Erstere ermöglichen Spezialattacken oder Super Combos, indem man ganz einfach den Touchscreen der Konsole berührt oder nur eine einzige Taste drückt. Die traditionellen Pro Controls richten sich dagegen an Profis und verwenden die klassischen Tasteneingaben. Wer aber nicht gegen sondern miteinander spielen will, der kann das im Kumpelkampf. Hier könnt ihr dann gemeinsam gegen eine Abfolge an Widersachern antreten, wobei sich beide die Lebensenergie teilen und diese zwischen den Runden auch nicht wieder aufgefüllt wird. Dafür sind in diesem Modus spezielle Zwei-Spieler-Combos möglich.

Speziell für die Nintendo Switch Konsole wurde der Modus „Der Weg des Hado“ entwickelt. Hier schlüpft man in die Rolle von Ryu, der in der Ego-Perspektive und mithilfe der Bewegungssteuerung über die beiden Joy-Con Spezialattacken wie Hadoken, Shoryuken, Tatsumaki Senpukyaku oder Shinku Hadoken ausführen kann. Außerdem kann man blocken, um so die attackierenden Gegnerwellen in drei verschiedenen Schwierigkeitsgraden oder einem Endlosangriff aufzuhalten. Weil die Gesten-Steuerung aber nicht optimal umgesetzt wurde und es auf Dauer etwas an Abwechslung fehlt, ist dieser Modus nicht mehr als eine spielerisch unterdurchschnittliche Beigabe.

Das Alte und Neue in HD

Technisch basiert Ultra Street Fighter 2: The Final Challengers  auf dem fast 10 Jahre alten Turbo HD Remix. Das bedeutet, dass es statt Pixel-Look aufwendig überarbeitete Charakter-Modelle und Hintergründe  zu sehen gibt. Fans des Originals müssen aber jetzt nicht enttäuscht sein, denn wer den Stil des ursprünglichen Spiels bevorzugt, der kann im Menü stattdessen die altbekannte Pixelgrafik wählen. Auch akustisch  wurde der bekannte Street Fighter-Sound aufgepeppt und dröhnt nun in einem modernisierten Remix  aus den Lautsprechern der Switch Konsole.

Wem den Look der Charaktere nicht gefällt kann nun außerdem mit dem Farb-Editor diese nach seinen eigenen Wünschen anpassen, was vor allem in den Online-Modi nützlich sein kann. Als besonderes Schmankerl enthält das Spiel zusätzlich noch das nicht mehr erhältlichen Artbook „Street Fighter Artworks: Supremacy““, in dem man über 1400 hochauflösenden Bildern aus der langen Vergangenheit der Serie in digitaler Form bewundern kann. Beides bietet zwar keinen spielerischen Mehrwert, ist aber eine nette Beigabe für die Fans der Spielreihe.

FAZIT

Gibt es einen Grund sich die Neuauflage eines HD Remakes von einem über 25 Jahre alten Spiel zu kaufen? Ad hoc kann ich genau zwei nennen. Erstens weil Street Fighter II trotz seines Alters nach wie vor zu den besten Vertretern seines Genres gehört und zweitens, weil es auf Nintendo Switch einfach keine echte Alternative gibt. Wer jetzt gehofft hat, dass ich auch die Neuerung wie etwa den zusätzlichen Modus „Der Weg des Hado“ als Kaufgrund anführe, den muss ich enttäuschen. Die meisten Neuheiten entpuppen sich als spielerisch eher unterdurchschnittliche und entbehrliche Gimmicks. So lange es aber kein Tekken, Mortal Kombat oder auch Super Smash Bros. auf der Switch gibt, hat Ultra Street Fighter 2: The Final Challengers sicherlich seine Berechtigung, auch wenn der gewählte Retro-Ansatz ohne großartige Neuerungen, den doch etwas hohen Preis nicht wirklich rechtfertigen kann.

Gesamtwertung: 7.2

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 8 | Handling: 6 | Spieldesign: 6 | Motivation: 8

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