Gamers.at
GamingPCReviews

Until Dawn im Test

PlayStation Publishing hat gerade einen Run. Nachdem eben erst der letzte Teil von Kratos Abenteuern auf den PC portiert wurde, ist nun ein weiteres jahrelang nur auf der PlayStation erhältliches Game erschienen. Until Dawn, ein Klassiker unter den Horrorspielen, kann nun endlich auch am PC (oder der PlayStation 5) gespielt werden.

Until Dawn ist bereits 2015 exklusiv für die PlayStation 4 erschienen. Es wurde rasch zu einem absoluten Kulthit und hat ein neues Subgenre im Survival Horror (eigentlich auch schon ein Subgenre) begründet –  nie zuvor konntet ihr mit derart realistischen Grafiken in einem Horrorspiel mit unterschiedlichen Figuren die Gegend erkunden, während ein (?) mysteriöser Killer Jagd auf euch macht. Supermassive Games hat danach mit der The Dark Pictures Anthology und The Quarry ähnliche Spiele gemacht. Until Dawn wurde 2015 von Supermassive Games entwickelt, für die neue, vollkommen neu erstellte Version ist aber Ballistic Moon verantwortlich.

Während ihr in einem klassischen Survival Horror Spiel (Alone in the Dark, Resident Evil) durchaus gute Chancen habt, zumindest viele eurer Gegner im Kampf zu besiegen, so ist das in den interaktiven Horrordramen von Supermassive Games kaum möglich – hier geht es vor allem um das pure Überleben. Entkommt tödlichen Gefahren durch die richtige Entscheidung, durch das erfolgreiche Absolvieren eines Quick-Time Events, indem ihr euch versteckt oder nicht so dämlich seid, euch von der Gruppe zu entfernen – aber nicht weil ihr den Killer im Kampf besiegen könnt.

10 kleine Negerlein

Until Dawn erinnert an den (rassistischen) Kinderreim der 10 kleinen Negerlein (später auch ein recht brutaler Thriller von Agatha Christie, der heute Und dann gab’s keines mehr heisst), in dem zehn Menschen mit sehr unterschiedlicher Vergangenheit an einem abgelegenen Ort ohne einfache Fluchtmöglichkeit nach und nach ums Leben kommen. Diese Prämisse wurde auch in unzähligen Slasher-Filmen, vor allem in den 80er Jahren, von Hollywood aufgegriffen und in vielen Filmen wurden unzählige Jugendliche Opfer von diversen psychopathischen und/oder übernatürlichen Killern. „Freitag der 13.“ war einer meiner Favoriten während meiner Kindheit. Und genau das ist auch die Prämisse von Until Dawn – zwar kein Ferienlager in einem entlegenen Wald, sondern ein Luxus-Ferienhaus auf einem Berg, zu dem man nur mit einer eigenen Seilbahn gelangen kann. Acht Freunde (mehr oder weniger…) treffen sich zu einem kleinen Winterurlaub, nicht wissend, dass auf dem Berg auch ein Killer (?) sein Unwesen treibt, der unsere Figuren einzeln abschlachtet (wenn er kann). Es liegt an euch als Spieler, das Überleben der einzelnen Protagonisten sicherzustellen. Erreicht das beste Spielende ohne tote Jugendliche, oder erfreut euch an den überzogen brutalen Todessequenzen der verschiedenen Charaktere. Bevor das Spiel jedoch beginnt kommt erstmal der Download von knapp 60 GB an Daten. Dann werden die Shader erstellt, das kann (je nach eurer Hardware) auch einige Minuten dauern. Und dann geht es los…

Die Atmosphäre ist überaus dicht, und ihr werdet fast im Minutentakt von Jump Scares erschreckt. Manchmal läuft nur ein aufgeschrecktes Tier plötzlich an euch vorbei, manchmal ist es aber auch etwas viel Unangenehmeres. Für Angsthasen ist Until Dawn sicher nicht geeignet. Gewalt, Blut und das Abtrennen von Körperteilen sind fester Bestandteil des Gameplays (und manchmal recht schwer vermeidbar).

Extrem trashiger Horrorspaß

Uns erwartet eine Nacht voller Angst, Blut und Tod. Oder eben voll trashigem Horrorspaß, ganz nachdem, von welcher Seite man es betrachtet. Acht Freunde kehren auf die Berghütte zurück, bei der im letzten Jahr (bzw. im Prolog) zwei ihrer Freunde (zwei süße Schwestern) verschwunden sind. Der elitäre abgelegene Rückzugsort in den Bergen wird jedoch schon bald zu einem Albtraum, aus dem es kein Entrinnen gibt. Zumindest während der zehn Stunden bis zum Morgengrauen. Eine alte Mine, eine verlassene Heilanstalt, heilige Indianergründe… oder doch nur ein irrer Killer?

Soviel zur Story – doch wie spielt sich Until Dawn eigentlich? Ihr schlüpft abwechselnd in die Rollen der acht Protagonisten und erkundet aus der Third-Person-Perspektive die Umgebung. Ihr bewegt euch durch die Umgebung, sobald ihr einen Hotspot entdeckt, könnt ihr durch Druck auf den entsprechenden Knopf des Controllers mit ihm interagieren. Oft sind auch Bewegungen mit dem Stick notwendig, um beispielsweise eine Tür zu öffnen oder den Laptop-Bildschirm anzuheben. An verschiedenen Punkten im Spiel habt ihr die Auswahl zwischen mehreren Optionen – rede mit X oder rede mit Y, laufe nach links oder nach rechts usw. Wenn etwas passiert, kommen oft Quick Time Events (QTEs). Hier müsst ihr unter Zeitdruck bestimmte Tasten Drücken oder mit dem Stick agieren – seid ihr erfolgreich, habt ihr die Sequenz bestanden, andernfalls habt ihr versagt und stürzt beispielsweise zu Boden. Oder werdet brutal ermordet. Manchmal ist die beste Option auch, gar nichts zu tun. Until Dawn ist auch für die Sequenzen berühmt, in denen ihr euch absolut still verhalten müsst. Eine falsche Bewegung, einmal zu tief Luft geholt und schon findet euch der Killer. Dies wird in der neuen Version anders gespielt als im Original (wo ja jeder Spieler einen PlayStation Controller mit Gyrosensor hatte). Bei Gesprächen habt ihr oft die Wahl zwischen zwei Antworten.

Die interaktiven Sequenzen sind mit relativ langen Zwischensequenzen verbunden, die wie ein Film ablaufen. Durch die vielen Entscheidungen und dem unterschiedlichen Ergebnis der QTEs nimmt die Story unterschiedliche Verläufe. Ihr kennt möglicherweise den Film The Butterfly Effect aus 2004. Auch in diesem Film war es das Hauptthema, dass aktuelle winzige Entscheidungen später dramatische Folgen haben können. Wirklich massive Änderungen in der Geschichte sind in Until Dawn jedoch natürlich nur an einigen Punkten möglich. Diese können dann aber durchaus zu Ereignissen führen, die ihr bei einem vorherigen Spieldurchgang nicht gesehen habt – dadurch erhält die rund 10 Stunden lange Geschichte einen gewissen Wiederspielwert. Es gibt auch eine ganze Menge an verschiedenen Enden, nicht nur welche Figuren überlebt haben und welche nicht. Dazu gibt es viele Hinweise zu finden, die euch für ein aufmerksames Durchsuchen der Umgebung belohnen und langsam die Hintergrundgeschichte(n) erzählen. Nach dem erstmaligen Durchspielen könnt ihr die einzelnen Kapitel auch direkt anwählen und so mit bestimmten Entscheidungen herum experimentieren.

Grobe technische Probleme bei Release

Ich bin normalerweise nicht jemand, der Spiele sofort bei Erscheinen spielt. Ich habe kein Problem, zumindest einige Tage zu warten, bevor ich mich in ein neues Abenteuer stürze. Bei Until Dawn bin ich am Freitag um 17 Uhr wie ein kleines Kind vor dem Fernseher gesessen und habe auf die Freischaltung gewartet. Um 17:01 war es endlich so weit, ich war sicher einer der weltweit ersten „normalen“ Spieler (ohne Vorabzugang). Und ich hätte wohl doch ein wenig warten sollen. Dieser Release war ja (fast) schlimmer als bei meinem Lieblingsspiel des letzten Jahres, The Last of Us. Until Dawn hat sich nämlich immer wieder mal aufgehängt, wenn ihr den Status Screen (mit dem Porträt des aktuellen Charakters) verlassen habt. Dieser Fehler scheint aber mit dem ersten Patch, kaum 20 Stunden nach Release, behoben worden zu sein. Zumindest bei mir kam es seit dem Patch zu keinem Absturz mehr. Ich weiß ja, warum ich sehr oft erst einmal ein wenig warte, bevor ich ein neu erschienenes Spiel beginne. Die Shader werden übrigens bei jedem Start neu erstellt, ist das ein Bug? Die Ruckler, die das Spiel anfangs geplagt haben, scheinen aber durch den ersten Patch auch verschwunden zu sein.

Der Soundtrack ist neu – was sicher schade ist, weil der alte Soundtrack von Jason Graves ziemlich gut war. Ob euch der neue von Mark Korven genauso gut gefällt, ist wohl Geschmackssache. Ich finde ihn ganz ok, wenngleich nicht überragend. Aber vielleicht wächst er mir ja noch ans Herz, wenn ich das Spiel das nächste Mal angehe. Die Unreal Engine 5 Grafik ist mit NVIDIA DLSS 3.7 und AMD FSR 3.1, Raytracing sowie Ultrawidescreen Monitorsupport auf gewohnt hohem Niveau, die Besonderheiten des DualSense Controllers werden (auch am PC bei Verwendung eines Kabels!) unterstützt. Bereits ab einer GTX 1660 / RX 470 ist das Game spielbar. Ach ja – die Verknüpfung mit dem PSN-Account ist wieder vorhanden – aber immer noch optional und nicht notwendig.

Zusammenfassung

Ähnliche Beiträge

Kommentar abgeben