Vienna Design Week 2019

Vorletzte Woche hatte ich die Möglichkeit Aussteller auf der diesjährigen Vienna Design Week zu sein, aber warum schreibe ich einen Artikel darüber? Gute Frage! Um das zu beantworten, muss ich erst einmal klären, was die Vienna Design Week genau ist, was es dort zu sehen gab, und warum das Festival meiner Meinung nach einen wichtigen Beitrag zur lokalen Spieleszene in Österreich geleistet hat.

Vienna Design – was?

Die Vienna Design Week ist ein jährlich stattfindendes Festival, welches in der namensgebenden Stadt Wien sein zu Hause hat. Dieses ändert jedes Jahr seine Location und findet  insgesamt für 10 Tage statt. Dieses Mal ging es für die Besucher in den Alsergrund, um genau zu sein Richtung Franz-Josefs-Bahnhof in das stillgelegte Bank Austria Firmengebäude. Von 27.September bis 6.Oktober wurde das Gebäude vor seinem Umbau noch einmal in „Betrieb“ genommen, und lockte rund 40 000 Besucher.

Präsentiert werden dort alle möglichen Dinge, ob es neue, innovative Möbel sind oder andere bahnbrechende Ideen. Natürlich alles zum Thema Design! Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich beeindruckt, aber ebenso verwirrt durch die Gänge geschritten bin. Kunst ist meist sehr subjektiv und das wurde mir besonders auf diesem Festival klar. Von Räumen, die interaktiv gestaltet waren, in denen man sogar selbst das Aussehen verändern konnte, bis hin zu leeren Kämmerchen mit abstrakten Formen, die am Boden liegen und weiße Handschuhe, die von der Decke hingen. Teilweise waren die ausgestellten Werke ebenso banal wie genial. Natürlich muss ich dazu sagen, dass sich die Gespräche mit den Designern und Künstlern als sehr aufschlussreich herausgestellt haben. Denn wie sagt man so schön: „Das Auge trügt!“. Einige Dinge, die mir teils unglaublich unsinnig erschienen sind, haben nach eifrigen Dialog plötzlich mehr Sinn ergeben. Oft ist das bei Werken, welche keinen allzu praktischen Nutzen, sondern eher einen ästhetischen Wert haben, der Fall.

Jedes Jahr wird ein Gastland auf die Vienna Design Week eingeladen, zu dem es dann auch einige Präsentationen, Panels usw. gibt. Dieses Jahr war es Finnland. Zugegeben, unsere skandinavischen Kollegen im Norden wissen wie man Möbel macht. Na, was sagst du dazu Ikea? Nein, ernsthaft, einige der vorgestellten Produkte waren teils echt sehr ausgefallen. Beispielsweise gab es eine Serie von Möbeln, die für Office-Gebäude so designt wurden, dass man sich innerhalb einer lauten Umgebung noch privat unterhalten kann. Neben dem gab es natürlich auch noch einige andere, besonders bequeme, Möbelstücke. Der Preis brachte mich als Schüler dennoch zum Schlucken. Wie sich Menschen so etwas nur leisten können. Naja, Abnehmer scheint es für die Produkte auf jeden Fall zu geben. Designerwerke eben!

Österreichs Spieleszene blüht

Am interessantesten für mich war aber natürlich die Game-Area vor Ort. Dieses Jahr waren auf der Vienna Design Week nämlich nicht nur meine Wenigkeit, sondern auch etliche andere Game-Developer vor Ort, darunter auch Vertreter einiger Indie-Studios aus dem Wiener-Milieu, wie beispielweise Mi’Pu’Mi mit ihrem Titel The Lion‘s Song oder Lost in the Garden mit Lightfield. Für all jene die von den Entwicklern noch nichts gehört haben: unbedingt ansehen, lohnt sich!

Außerdem gab es neben den professionellen Developern auch Jungtalente vor Ort. Die HTL Spengergasse qualifizierte sich dieses Jahr als erste höhere Schule für die Debüt-Kategorie des Festivals. In einem eigenen Raum stellten die Schüler der Gamedesign-Abteilung ihre eigenen Jahres- und Diplomprojekte aus und arbeiteten auch aktiv daran. Einer davon war sogar ich! Unsere Aufgabe war es, Personen die wenig, bis keinen Bezug zum Entwicklungs- und Designprozess von Videospielen haben aufzuklären und sie an der Gestaltung der Titel teilhaben zu lassen. Ein wichtiger Aspekt der Entwicklung von Games ist das Playtesten. Daran lässt sich schon in einer frühen Prototyp-Phase herausfinden, ob das Spielkonzept Spaß macht und verständlich ist. Ein aktuelles Beispiel dafür wäre das verrufene Ghost Recon Breakpoint. Zugegeben, von einem Prototyp sprechen wir hier zwar nicht, aber das unausgereifte Konzept zeigt einfach, dass nicht oft genug iteriert wurde.

Stress kann auch Spaß machen…?

Neben den ausgestellten Spielen gab es auch einen Gam-Jam, an welchen Schüler und Studenten aus Österreich teilnehmen konnten. Darunter waren unter anderem die HTL Spengergasse, FH Hagenberg, das SAE Institut und die FH Salzburg. Aber was ist ein Game-Jam? Entschuldigt mein Fachjargon, Game-Jams sind kleine Zusammentreffen von Game-Developern bei deinen es darum geht zu einem bestimmten Thema, welches die Teilnehmer erst beim Kick-Off erfahren, ein Spiel zu machen. Normalerweise geschieht dies innerhalb von drei Tagen. Heißt also ganz schön wenig Zeit, und das bringt natürlich auch so gut wie keinen, bis wenig Schlaf mit sich. Die Ergebnisse konnten sich jedoch sehen lassen. Insgesamt wurden fünf Spiele produziert. Das vorgegebene Thema war „Rechts/Links“. Neben einem Spiel, in welchem etwa das Movement eines Charakters auf die x-Achse beschränkt wurde, gab es auch einen äußerst amüsanten Politik-Simulator. Wie man das Thema umsetzt, bleibt dem Teilnehmer immer selbst überlassen. Geleitet wurde der Game-Jam von Jogi Neufeld, dem Organisator der Subotron, der wohl größten Interessensvertretung der österreichischen Game-Developer Community. Auch einige Profis von verschiedensten Spielestudios des Landes waren eingeladen, um mit den Designern vor Ort Spiele in Form dieses Game-Jams auszuarbeiten. Das Experiment erfahrene Spieleentwickler mit Konzeptionisten, welche nicht in der Gaming-Industrie tätig sind, zu paaren, ist geglückt. Die Ergebnisse der „Jamer“ wurden in einem eigens dafür vorbereiteten Raum vorgestellt, und Besuchern zum Austesten zur Verfügung gestellt.

FAZIT

Generell bin ich sehr froh, dass die österreichische Game-Developer Community die Möglichkeit hatte eigene Projekte zur Schau zu stellen. Auch hierzulande werden künftig sicherlich einige interessante Titel von angehenden Entwicklern erscheinen. Und die Daten dazu lügen nicht. Gemäß einer erst kürzlich erschienenen Informationsgrafik der TU Graz, stehen ein Großteil der Spielestudios Österreichs in einem sehr frühen Anfangsstadium. Die kommenden Jahre sehen also sehr vielversprechend aus! Spielestudios entstehen nicht aus dem Nichts, und als Land, welches vor allem für seine Kunst und Kultur bekannt ist, sollten wir die neue Kunstform, das Computerspiel, nicht außer Acht lassen. Besonders der Game-Jam hat mir, aber auch sicherlich den Besuchern, gezeigt, dass die nächste Generation von Spieleentwicklern nicht zu unterschätzen ist. Abschließend kann ich nur sagen, dass es mir eine Freude war Teil der diesjährigen Vienna Design Week gewesen zu sein. Einen Besuch ist das alljährliche Festival auf jeden Fall wert, und wer weiß, vielleicht habe ich nächstes Jahr wieder die Möglichkeit einen Bericht direkt vor Ort zu verfassen.

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