Von großen Erwartungen und gescheiterten Entwicklerträumen.

Am 11. Dezember 2023 ist einer der meist erwarteten Titel überhaupt erschienen, die Rede ist natürlich von The Day Before. Allerdings war die Freude von kurzer Dauer, der Shooter wurde auch gleich wieder wegen grober Mängel eingestampft.

Im Jänner 2021 wurde ein erster Trailer gezeigt und es dauerte nicht lange bis sich die Gamingszene die Mäuler zerrissen hat. Von „Das ist doch alles nur Fake“ bis hin zu „Wow das wird das beste Spiel aller Zeiten“ war einfach alles dabei. Ich muss gestehen auch in mir kam schon ein wenig Vorfreude auf und so ganz unmöglich fand ich das Projekt auch nicht. War ich nur naiv oder doch einfach angetan von der Idee des Entwicklerstudios Fntastic?

Nun, vier Tage nach dem Release überschlagen sich die Ereignisse. Das Studio geschlossen oder doch einfach nur umbenannt? Chefentwickler untergetaucht. IGN Wertung von 1. Immer mehr News überfluten das Internet. Wie kann sowas überhaupt passieren?

Der Hype um den Zombie-Shooter The Day Before verwandelte sich nach Release bei den Spieler:innen ganz schnell in Frust.

Erinnern wir uns an das Jahr 2020 als Cyberpunk 2077 mit großer Erwartung erschien und für noch größere Enttäuschung bei den Spieler*innen sorgte. Wie können wir Spieler und Spielerinnen uns denn so sehr täuschen bei all dem vorher gezeigten Material oder haben uns hier die Entwickler einfach nur hinters Licht geführt? Können wir denn überhaupt anhand eines Trailers erkennen wie realistisch die Umsetzung solch eines Titels ist? Fragen über Fragen, auf die wir, selbst wenn wir erfahrene Spieler*innen sind wohl nicht so schnell eine Antwort bekommen werden.

Wenn ich an meine Kindheit denke, kann ich mich nicht daran erinnern überhaupt irgendwelche Informationen zu noch nicht erschienen Games gehabt zu haben. So ganz ohne Internet waren wir auf Prospekte von Elektronikmärkten oder Versandhauskataloge beschränkt. Haben wir dort ein neues Spiel entdeckt wussten wir aber auch nur, dass es erschienen ist, hatten sonst aber keinerlei Informationen. Weder wussten wir wie lange das Spiel dauert, noch was wir alles erleben können. Die Geduldigen unter uns konnten zumindest in Gamingmagazinen etwas darüber lesen oder bekamen sogar eine Demo-CD, sofern das auserwählte Spiel auch getestet wurde. Wir gingen also blind an ein neues Game heran und hatten deshalb kaum bis gar keine Erwartungen. Der Austausch, ob ein Spiel jetzt gut war oder nicht fand dann im Freundeskreis oder in der Schule statt, gekauft war es dann aber oft schon. Klar, wir hatten Marken denen wir blind vertrauten, wie zum Beispiel Super Mario, Sonic, Final Fantasy oder auch Pokémon, aber nur wenige Entwicklerstudios und Brands genossen diesen Glauben an ihr Können.

Spulen wir einige Jahre vor. Heute sind wir, ich sage es wie es ist, einfach übersättigt. Spiele, ob große Marken oder auch kleine Indietitel kommen wöchentlich oder gar täglich raus. Sortieren wir mal die Titel aus, die für uns uninteressant sind bleiben, immer noch mehr Games übrig als wir selbst als arbeitsloser, alleinstehender und Hobby-loser Mensch überhaupt bewältigen können. Stellt sich jetzt natürlich die Frage, ob man denn auch alles zocken muss, nur weil es eben da ist und die Antwort lautet ganz klar Nein. Wir wollen aber natürlich auch nichts verpassen und so entsteht etwas, das es in meiner Kindheit nicht gab, der sogenannte „Pile of Shame“. Haben wir früher ein oder zwei Spiele im Jahr bekommen, vergingen nicht selten Monate zwischen Geburtstag und Weihnachten und es dauerte einfach eine Weile bis wir neues Gamingmaterial bekommen haben.

Die Erweiterung Phantom Liberty macht Cyberpunk 2077 schlussendlich zu einem richtig guten Spiel

Wenn ich heute von einem neuen Spiel erfahre und vielleicht sogar schon den ersten Trailer sehe, freue ich mich zwar manchmal riesig darauf aber ich weiß auch, dass ich das Game oft erst in einigen Jahren spielen kann. „Ist ja auch ok, mir wird hier ja auch ordentlich was versprochen“, denke ich mir dann nicht selten. Bekomme ich dann aber ein Spiel präsentiert wie es seiner Zeit bei Cyberpunk 2077 der Fall war, bin ich natürlich wie viele andere unglaublich enttäuscht. Nicht die „verlorene“ Zeit daran ist was mich so stört, immerhin habe ich in der Zwischenzeit viele andere gute Spiele gezockt. Vielmehr stört mich, dass man mir etwas versprochen hat für das ich mitunter sogar schon vorab aber spätestens zum Release nicht wenig Geld hingelegt habe und es keinen Cent davon wert ist. Zwar haben CD Projekt Red es geschafft das Spiel mit Stand heute nicht nur zu fixen und somit spielbar zu machen, sondern auch die Dinge einzubauen die anfangs versprochen wurden. Sogar der als „Best ongoing Game“ wurde es dieses Jahr bei den Game Awards ausgezeichnet.

Ist doch alles gut, könnte man jetzt sagen und ich gebe euch recht, zumindest für mich. Jetzt darf man allerdings nicht vergessen, dass ich als Gamingjournalist etliche Spiele kostenlos bekomme und ich mich maximal darüber ärgern muss, wenn ich für ein wirklich grottiges Game einen Artikel schreiben soll, ohne dabei die harte Arbeit der Entwickler*innen unter den Teppich zu kehren. Aber auch heute gibt es viele Gamer, die sich nur eine handvoll Spiele im Jahr leisten wollen oder können. Für diese Personen ist es umso schlimmer, wenn der Titel dann einfach nicht spielbar oder soweit von dem versprochenen weg ist.

Sind unsere Erwartungen vielleicht einfach nicht mehr zu erfüllen?

Bedenken wir mal, was wir alles in einem Game drin haben wollen. Von riesiger Open World mit über 100 Stunden Spielzeit bis hin zu bombastischer Grafik, sollte am besten alles vorhanden sein. Natürlich wünscht sich das nicht jeder und dennoch werden alle Spiele die neu erscheinen mit der Handvoll Blockbuster der letzten Jahre verglichen. Um Spiele wie, The Last of Us oder Baldurs Gate zu bekommen, müssen die Studios aber auch einiges an Entwicklungszeit investieren. Wir wollen natürlich alle ein unglaublich gutes Game haben, am besten schnell und dennoch ohne Crunch bei den Mitarbeiter*innen. Dass, das alles weit fernab der Realität ist wissen wir zwar alle, aber trotzdem wird bei Release ordentlich über die Fehler der Games hergezogen. Mal wegen Kleinigkeiten, mal wegen gröberen Schnitzern.

Im Fall von The Day Before lagen gezeigtes Material und spielbare Version einfach zu weit auseinander um das noch geradezubiegen. Das Vertrauen bzw. die Hoffnungen der Spieler, die noch an das Game geglaubt hatten, wurden einfach zunichtegemacht. Vielleicht wäre es bei Cyberpunk 2077 auch so gelaufen, wenn CD Projekt Red nicht schon durch die Witcher-Reihe ein unerschütterliches Vertrauen genossen hätte. Oft kann die Verschiebung des Releasetermins eine gute Entscheidung sein, manchmal aber schürt es nur den Zweifel, dass das Spiel überhaupt noch in der versprochenen Qualität erscheint.

Ich persönlich habe entschieden mir nicht die Vorfreude nehmen zu lassen, wenn ich einen guten Trailer oder Gameplay-Material sehe. Zwar würde ich vielleicht bei den Preisen der Spiele heutzutage über Vorbesteller zweimal nachdenken und lieber auf den tatsächlichen Release warten, aber einige Studios werden mein Vertrauen weiterhin bekommen.

Uns würde eure Meinung dazu interessieren. Schreibt sie uns gerne in die Kommentare!

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