Warhammer 40,000: Rogue Trader im Test

2023 war ein gutes Jahr für Rollenspiele. Kurz vor Jahresende ist nun noch ein absoluter Rollenspielhammer dazugekommen: Warhammer 40,000: Rogue Trader von Owlcat Games. Verabschiedet euch von eurer Freizeit während der Weihnachtsferien – dieses Spiel benötigt jede freie Minute von euch!

Gut 100 Stunden gehen in jedem Fall drauf, wenn ihr das Spiel nur einmal relativ zügig durchspielen wollt. Wenn ihr jedoch ein wenig herumexperementiert, verschiedene Klassen und Builds ausprobiert, alternative Lösungswege versucht, die Umgebung ein wenig gründlicher untersucht… dann sind schnell 200 Stunden vorbei. Die machen aber Spaß, und zwar richtig viel Spaß. Zumindest wenn ihr das Szenario – Warhammer 40.000 – mögt und mit komplexen Rollenspielen wie Baldur’s Gate zurecht kommt. Die Entwickler Owlcat Games aus Russland haben bereits mit den beiden Pathfinder Rollenspielen (Pathfinder: Kingmaker und Pathfinder: Wrath of the Righteous) bewiesen, dass sie gute Rollenspiele machen können. Aufgrund der aktuellen politischen Situation sind sie nun übrigens ein zypriotisches Studio mit Entwicklern in der ganzen Welt… die aber überwiegend aus Russland stammen.

Das Warhammer 40.000 Universum von Games Workshop gibt es bereits seit dem Jahr 1987. Es ist in einer fernen Zukunft angesiedelt, in der die menschliche Zivilisation von feindlichen Aliens und übernatürlichen Kreaturen bedrängt wird. Obwohl Warhammer 40.000 größtenteils ein Science-Fiction-Setting ist, adaptiert es eine Reihe von Tropen aus der Fantasy-Fiction, wie z. B. Magie, übernatürliche Wesen, dämonische Besessenheit und Fantasy-Rassen wie Orks und Elfen; „Psyker“ übernehmen in diesem Setting die Rolle von Zauberern. Es ist vor allem für seine Figuren bekannt, mit denen Fans auf großen Tischen spannende Schlachten austragen können. Im Laufe der Jahre hat es sich aber auf unzählige weitere Medien ausgedehnt, neben Brettspielen und Comics u.a. auch auf Computerspiele. Alleine auf Steam findet ihr ein Dutzend Warhammer 40.000-Spiele (rundenbasierte Strategie, Echtzeitstrategie, Shooter…) , aber Warhammer 40,000: Rogue Trader ist das erste klassische Rollenspiel in diesem Setting. Wird es uns genauso begeistern können wie kürzlich Baldur’s Gate 3?

Der Weltraum ist dunkel und voller Terror

Wer die bisherigen Werke von Owlcat kennt, wird sich auch in Warhammer 40.000: Rogue Trader schnell wiederfinden. Es ist ein überaus oldschool-mäßiges Rollenspiel in Iso-Perspektive, bei dem wir eine bis zu sechsköpfige Party durch die spannende Geschichte lenken. Spielereien wie aufwändige cineastische Storysequenzen oder durchgehende Sprachausgabe werden zugunsten von viel atmosphärischen Textbeschreibungen sowie Standbildern, in denen die Handlung erzählt wird und wo man auch Entscheidungen treffen muss, ersetzt.

Auch wenn die Charakter Erstellung in punkto Klassen und Skillauswahl etwas begrenzter erscheint als bei dem – zeitweise etwas überbordenden – Möglichkeiten, die zum Beispiel Owlcat’s Pathfinder-Spiele bieten, sind die Warhammer 40.000-Möglichkeiten ausreichend für recht unterschiedliche Builds. Es gibt zu Beginn vier Klassen, mit sechs weiteren Klassen ab dem 16ten Level. Das eigene Team, welches man auf den Planeten in die Schlacht führt, kann jeweils aus bis zu sechs (mit dem Hauptcharakter) Charakteren bestehen, die man im Laufe des Spiels aufsammelt. In punkto Begleiter hat sich Warhammer 40.000: Rogue Trader nicht viel vorzuwerfen, vom Technopriester über einen Inquisitor bis hin zu außerirdischen Xenos gibt es für alle Spielrichtungen passende Begleiter. Wie in fast jedem anderen Rollenspiel erhalten wir Erfahrung für das erfolgreiche Abschließen von Quests, das Töten von Feinden und das Bestehen von Fertigkeitsprüfungen. Je weiter ein Charakter im Level steigt, desto mehr Fähigkeiten werden für ihn freigeschalten.

Das Chaos wartet überall

Doch worum geht es denn eigentlich in Warhammer 40.000: Rogue Trader? Wir spielen einen Rogue Trader –  einen Händler und Eroberer, der mit dem Segen des allmächtigen Imperators die Randgebiete des imperialen Raums erkundet, erobert und ausbeutet. Wir sind ein Adeliger und stehen über den meisten Gesetzen, denen die anderen Bewohner des Imperiums unterliegen. Es ist ein dunkles Zeitalter, und das Imperium wird von allen Seiten von blutrünstigen Xenos, Ketzern oder Kreaturen der Chaoswelt bedrängt. Wir befehligen ein riesiges Leerenschiff (Raumschiff) mit tausenden Mann Besatzung und können durch den Raum navigieren wie die Spice-schnüffelnden Gilden-Navigatoren aus Dune. Wir haben dafür unsere eigenen Navigatoren, die mit Hilfe ihres dritten Auges unser Schiff durch die große Leere (Void) lenken und so interstellare Reisen, die eigentlich hunderte Jahre dauern würden, in wenigen Tagen ermöglichen. Zumindest wenn sie keinen Fehler machen oder bei ihrer Arbeit gestört werden, denn dann wird es extrem gefährlich.

Unverhofft kommt oft

Wir spielen einen Charakter, der relativ unvorbereitet in das Geschehen geworfen wird. Als einer der möglichen Nachfolger und entfernter Verwandter des titelgebenden Rogue Traders, Theodora von Valancius, wurden wir auf ihr riesiges Leerenschiff eingeladen. Nicht unbedingt, um ihre Nachfolge anzutreten, sondern um unsere Fähigkeiten zu beweisen und vielleicht irgendwann in der Zukunft selbst zum neuen Rogue Trader zu werden. Aber wie so oft im Leben kommt alles anders als geplant. Wir werden sehr schnell in einen erbitterten internen Machtkampf verwickelt und müssen uns entscheiden, auf welche Seite wir uns schlagen. Voraussetzung dafür ist es natürlich, lange genug zu überleben und unbeschadet aus den tödlichen Intrigen unserer eigenen Leute ebenso wie den Verführungen der Chaosmächte herauszukommen. Sobald wir unsere interne Position gefestigt haben und zum neuen Herrscher der Dynastie aufgestiegen sind, können wir damit beginnen, diverse unentdeckte Planeten zu erkunden. Wir können mit ihnen Handel treiben, sie kolonisieren oder einfach nur ausplündern. Dabei werden wir auch mächtigen fremden Rassen begegnen. Ob diese unsere Verbündete werden oder gefährliche Feinde, hängt zumindest teilweise von unseren Entscheidungen ab.

Neben dem herkömmlichen Erkunden der Planeten in Bodenmissionen mit rundenweisen Kämpfen gibt es in Warhammer 40.000: Rogue Trader auch noch einige zusätzliche Zeitvertreibe. So kommt es beim Reisen durch das Sternensystem unter anderem zu Raumschiff-Gefechten, die schnell ebenso viel, wenn nicht sogar noch mehr Zeit als normale Bodenkämpfe beanspruchen. Dementsprechend könnt ihr euer Raumschiff ebenso upgraden und besser ausrüsten wie euren Charakter und eure Party-Mitglieder. Bei den Raumgefechten gebt ihr Befehle an eure sechs Offiziere, die jeweils für verschiedene Aufgaben zuständig sind und die besondere Fähigkeiten einsetzen können. Steuert euer schwerfälliges Raumschiff, aktiviert die Schutzschilde, feuert Weltraumtorpedos und sonstige Waffen ab, und sammelt dann den Weltraumschrott eurer zerstörten Feinde ein. Kolonien verwalten wir über einen einfachen eigenen Befehlsschirm, wir können sie weiterentwickeln oder bestimmte Ressourcen von ihnen erhalten.

Bugs für den Bug Gott!

In den Schlachten können sich alle Klassen nützlich einbringen – vom Space Marine Nahkämpfer, der mit dem Kettenschwert die Gegner zersägt, über die Bolter-schwingende Kampfbraut, oder dem Psyker (so eine Art Zauberer), der Gegner mit Warpkräften attackiert, welche allerdings die Grenzen zur Chaoswelt durchdringen und ebenso schnell die eigenen Leute schwächen können. Leider finden sich jedoch vor allem bei den Kämpfen auch die Kräfte des Chaos abseits des Spieluniversums wieder und es gibt einige unschöne Bugs, von denen in den Wänden steckende Gegner oder auf dem gleichen Platz wie ein Begleiter stehende Gegner (und somit in beiden Fällen unangreifbare Feinde) nur einige sind. Dieses Bug-Chaos, zusammen mit einem etwas undurchschaubarem Handelssystem (für ein Spiel mit Trader im Namen wird eigentlich nicht wirklich im herkömmlichen Sinne gehandelt), sind dann auch die derzeitigen Negativpunkte des Spiels.

PC und Konsole

Warhammer 40,000: Rogue Trader könnt ihr für den PC oder Konsole (XBox, PlayStation) kaufen. Am PC habt ihr die Wahl zwischen Steam, GOG oder dem Epic Store. Ihr könnt zwischen drei Editionen auswählen: nur dem Basisspiel, der Deluxe Edition oder der Voidfarer Edition. Während die Deluxe Edition nur ein paar digitale Extras (und nur für den PC) Soundtrack und Artbook enthält, so kommt die (nicht gerade günstige) Voidfarer Edition auch mit dem Season Pass.

Zusammenfassung

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