Warhammer 40K: Dawn of War 3

Neben StarCraft zählt für mich Dawn of War zu den am spannendsten und am besten inszenierten Echtzeit-Strategiespielen. Dazu kann letzteres vor allem mit seiner umfangreichen Warhammer 40K-Lizenz punkten. Aber auch spielerisch standen sich beide Franchisen bislang um nichts nach, obwohl sich das zweite Dawn of War sehr von klassischen Genre-Konventionen abgewandt, hin zum Taktik-Spiel verwandelt hat. Im dritten Teil versucht man nun den Spagat zwischen beiden: Herkömmlicher Echtzeit-Strategie mit Basenbau und dem Kommandieren weniger Spezial-Einheiten mit einer kleinen Prise Mikromanagement. Ein Spagat, der nicht jedem Fan gefallen wird.

Braucht es einen Grund wenn sich Orks, Eldar und Space Marines auf der mysteriösen Welt Acheron gegenseitig verkloppen? Eigentlich nicht und so ist der Kampf der drei verfeindeten Fraktionen um einen sagenumwobener Speer, der seinem Träger unerschöpfliche Macht verheißt, nicht mehr als eine nebensächliche Rahmenhandlung, welche die rund 17 Missionen umfassende Kampagne von Dawn of War 3 umspannt. In der darf man, anders als im Vorgängern, abwechselnd den gierigen Orkboss GORGUTZ, die Eldar-Runenprophetin MACHA und oder den Space Marine Kommandanten GABRIEL ANGELOS sowie deren Truppen befehligen.

Die Kampagne ist zwar spannend sowie abwechslungsreich, aber die Inszenierung lässt doch etwas zu wünschen übrig und kann trotz Warhammer 40K Lizenz auch nicht ansatzweise mit der Konkurrenz mithalten, vor allem wenn man den Genre-Primus StarCraft zum Vergleich hernimmt. Bis auf eine epische Anfangssequenz wird das Geschehen meistens mit vertonten Standbildern sowie animierte Missionbriefings erzählt. Auch spielerisch bleibt die Kampagne weit hinter seinen Möglichkeiten. Die umfangreichen Einsätze laufen fast alle in mehreren Phasen ab, wobei die nächste erst mit dem Eintritt eines bestimmten Ereignisses eintritt. Dieses skriptlastige Verhalten nimmt sehr viel Spannung aus dem Spiel, denn spätestens im zweiten Anlauf weiß man immer, wann und wo die nächste Angriffswelle auf einen zukommt und kann sich entsprechend darauf vorbereiten. Hört sich aber alles sicherlich schlimmer an, als es in Wirklichkeit ist, denn trotz Schwächen ist die Kampagne insgesamt recht gut gelungen und beschäftigt den Spieler rund 20 Stunden.

Ein Mix aus Alt und Neu

Dawn of War 3 besinnt sich auf die Kernelemente des Genres und kehrt somit zurück zum Basenbau. Zumindest ansatzweise. Wir sammeln serientypisch Ressourcen, in dem wir bestimmte Schlüsselpunkte erobern, Fabriken sowie Kasernen errichten und Generatoren mit Upgrades aufrüsten. Auch ein Forschungsgebäude darf nicht fehlen, welches Verbesserung für eure Truppen ermöglicht. Trotz dieser altbekannten Spielelemente liegt der Fokus in Dawn of War 3 auf den Scharmützeln mit meist kleineren Truppenverbänden. Diese werden durch so genannte Elite Einheiten unterstützt. Pro Fraktion gibt es insgesamt neun, die mittels Elitepunkte auf das Spielfeld beschworen werden können – aber pro Partie jeweils nur genau ein Mal. In manchen Kampagnen-Missionen werden uns bestimmte solcher Charaktere sogar direkt vorgeben. Diese sind kampfstarke Spielfiguren, die schon im Alleingang ganze Truppenverbände ausschalten können und über individuelle Fähigkeiten und Spezialangriffe verfügen.

Mit diesem Mix aus Ressourcenmanagement, Basenbau und Spezialkämpfer versucht Dawn of War 3 einen Mittelweg zwischen den ersten beiden Teilen zu finden. Das Mikromanagement hält sich in Grenzen und trotz der mächtigen, teilweise spielentscheidenden Eliteeinheiten, ist eine ausgewogene Zusammenstellung der eigenen Armee trotzdem noch essentiell. Diesen Spagat schafft das Spiel meiner Meinung nach mit Bravour, auch wenn es sicherlich nicht jedem Serienfan gefallen wird.

Mehr MOBA als RTS

Auch wenn die Einzelspieler-Kampagne einige unterhaltsame Stunden bieten, der Fokus liegt aber auch in Dawn of War 3 auf dem Mehrspielermodus. Noch viel mehr sogar, so dient der Solo-Modus dazu, die Elite-Einheiten für den Multiplayer freizuschalten. Für den erstmaligen Abschluss von Kampagnen-Missionen auf jedem Schwierigkeitsgrad, sowie für abgeschlossenem Mehrspielerpartien erhält man „Schädel“ und die eingesetzten Eliteeinheiten bekommen zusätzlich Erfahrungspunkte. Jede Fraktion hat zu Beginn lediglich drei verschiedene Spezialkämpfer zur Auswahl, die restlichen sechs müssen mittels den erworbenen Schädeln erst freigeschalten werden. Ausserdem können sie bis auf Stufe 10 aufsteigen und ihre Fähigkeiten dadurch verbessern. Wäre das nicht genug, gibt es noch rund 90 verschiedene Doktrinen. Auch hier unterscheidet man zwischen  Elitedoktrinen die lediglich eine bestimmte Eliteeinheit verbessern, und normale Doktrinen welche der gesamten Armee verschiedene Effekte und Vorteile verleihen. Man darf insgesamt maximal sechs solcher Doktrinen (eine Elitedoktrin pro Eliteeinheit, plus drei normale Doktrinen) in ein Spiel mitnehmen und dadurch seine eigene Spielweise anpassen.

Auch das Gameplay hat sich im Multiplayer stark verändert. Zwar treten nach wie vor zwei verschiedene Teams gegeneinander an, jedoch ist das Ziel nun das Zerstören des gegnerischen Energie-Kerns. Dieser wird dazu noch von zwei schützenden Gebäuden verteidigt: Einerseits durch einen passiven Schildgenerator, der die äußerste Verteidigungslinie bildet, andererseits ein großes Geschütz, welches massiven Schaden an angreifenden Armeen anrichten kann. Durch diese Konstellation sind schnelle Rush-Angriffe fast immer aussichtslos und die Schlacht erstreckt sich meist über mehrere größere Scharmützel. Mit seinen verschiedenen Verteidigungsanlagen, Eliteeinheiten und kleinerer Minion-Truppen erinnert Dawn of War 3 sehr an ein MOBA-Game, schafft es aber dank einer RTS-Elemente einen einzigartigen Spielfluss zu erzeugen. Einziger Wehrmutstropfen: Es gibt lediglich einen Spielmodi (1vs1, 2vs2, oder 3vs3) mit gerade mal acht Karten. Da muss dringend Nachschub her!

Düster, trostlos aber schön

Auch wenn die Präsentation etwas zu wünschen übrig lässt, an der technischen Umsetzung liegt das nicht. Ja gut, Dawn of War 3 wirkt vielleicht auf den ersten Blick düster und trostlos, aber so ist nun einmal das Warhammer 4K Universum. Wer die Tabletop-Vorlage kennt, dem werden auch sofort die detailverliebten Figuren auffallen, selbst die einzelnen Gebäude wurden mit einer Vielzahl an Animationen versehen, sodass die Spielewelt möglichst originalgetreu auch auf dem Bildschirm zum Leben erweckt wird. Wer es etwas bunter haben möchte, der kann ja seine Truppen mit dem „Armeefärber“ anmalen. Oder er jagt mit Explosionen, Laserstrahlen oder Flammenwerfern seine Gegner möglichst spektakulär in die Luft, denn dann entfaltet das Spiel sein ganzes optisches Potential. Für das was da auf dem Bildschirm gezeigt wird, sind die Systemanforderungen verhältnismäßig gering ausgefallen. Ein Vier-Kerne-Prozessor mit 4GB RAM und einer NVIDIA GeForce 460 reichen aus um das Spiel zu starten, aber erst bei 8GB und einer GeForce 770 wird das Spiel halbwegs ansehnlich und flüssig. Dafür gibt es dieses Mal keine deutsche Vertonung, sondern nur übersetzende Bildschirmtexte. An sich nicht weiter schlimm, weil auch die englische Synchronisation sehr gut ist, trotzdem irgendwie schade. Die dynamische Hintergrundmusik und die Soundkulisse sind ebenfalls top.

FAZIT:

Ich verstehe es irgendwie nicht. Da hat man eine tolle Warhammer 40K Lizenz und schafft es nicht eine anständige, spannende Geschichte zu erzählen. Obwohl ich fast vermute, dass es nicht so sehr an der Story liegt, sondern an der eher mäßigen Inszenierung, bei der kein einziger Charakter mit übermäßig viel Tiefgang im Gedächtnis bleibt. Klar, die Gefechte sind packend und  abwechslungsreich, aber auch stark skriptlastig. Das nimmt viel an Spannung aus dem Spiel. Dass der Umfang des Mehrspielermodus bislang sehr zu wünschen übrig lässt, ist nur das Tüpfelchen auf dem i. Da kommt dann der typische österreichische Suderant in mir durch, weil Dawn of War 3 eigentlich viel besser ist, als es die letzten Zeilen vermuten lassen. Aber vielleicht bin ich auch nur enttäuscht, weil ich mir nach dem fulminanten zweiten Teil eindeutig mehr erwartet habe. Eine neue Genre-Referenz ist das Spiel nicht geworden, dafür aber ein sehr gutes, meist auch spannendes und vor allem technisch ausgereiftes Echtzeit-Strategiespiel. Wenn dann mit den kommenden Patches und Erweiterungen der Mehrspieler weiter ausgebaut wird, dann kann auch Teil 3 ein würdiger Vertreter der Spielreihe werden.

Gesamtwertung: 8.4

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 10 | Handling: 8 | Spieldesign: 6 | Motivation: 8

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