Warum spielen wir oft falsch bei Video-Spielen?

Das Spielen ist seit jeher ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Seins, Kinder lernen spielend die Grundfunktionalitäten des täglichen Lebens. Aber dennoch ist diese wichtige und unterhaltende Angelegenheit nicht immer vor der Umgehung der bestehenden Spielregeln gewappnet. Einige berühmte Zitate ranken sich um das Falschspielen und beschreiben diese nur allzu treffend: „Je besser man die Spielregeln kennt, umso mehr Spaß macht es, sie zu umgehen.“ oder „Man sollte immer ehrlich spielen, wenn man die Trümpfe in der Hand hat.

Und auch in den Geboten zwei und fünf des Dalai Lamas steht: „Wenn du verlierst, verlier nicht, was du daraus lernst. Lerne die Regeln, dann weißt du wie man sie bricht“.

Aber generell gilt, dass der Betrug, oder um ein wenig die Schärfe aus dem Artikel zu nehmen, das „Falschspielen“ bzw. das „Schummeln“ ein durchaus kontroverses Thema ist, da sich viele Spieler gerne auch unerlaubter Hilfsmitteln während des Spielverlaufs bedienen.

Und dies gilt nicht nur beim Kartenspielen am Stammtisch oder im Kreise der Familie, wenn dem Sitznachbar gekonnt ins Blatt gesehen wird, sondern auch für die weite Welt der Online-Videospiele. Seit den Anfängen der PlayStation und der Xbox wurden die sogenannten „Cheats“ oder „Multi-Hacks“ und deren geheime Tastatur-Kurzkennzeichen – oft von den Spieleentwicklern selbst – in den Spielverlauf programmiert und später dann auch veröffentlicht. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass auch in den meisten Online-Spielen immer mehr Spieler diese unlauteren Hilfsmittel verwenden, um gegenüber den Mitspielern einen beträchtlichen Vorteil zu erzielen.

Dies wirft jedoch eine Frage auf: Wenn der Einsatz dieser „Cheats“ oft keinen finanziellen Gewinn abwirft, wieso werden diese aber dennoch eingesetzt? Was bringt uns dazu, ein Übervorteiler während eines Spieles zu werden?

Ein paar Beispiele fürs Falschspielen

Moderne Videospiele stecken voller Betrugsmöglichkeiten, und dies kann solche Ausmaße annehmen, dass sich sogar die Spieleentwickler gegen diese Vorkommnisse wehren. Spiele wie Call of Duty und PUBG sind generell äußerst komplex aufgebaut und dadurch auch hin und wieder anfällig für Störungen, auf die sich dann die Falschspieler berufen. In diesen Spiel gibt auch eine vorab festgelegte Anzahl von möglichen Spielergebnissen, die der Spieler beeinflussen kann, was beispielsweise bei einem Slot-Spielautomaten unmöglich wäre, da bei diesem Zufallszahlengeneratoren verwendet werden, um ein faires Spielergebnis zu gewährleisten.

Die betreffenden Spieler verwenden eine Reihe von unterschiedlichsten Techniken, um illegal die Oberhand über ihre Kontrahenten zu gewinnen. Einige dieser Praktiken davon sind ziemlich ausgefeilt und wären noch vor wenigen Jahren technisch unmöglich gewesen.

So wird zum Beispiel die Verwendung von Bots immer beliebter. Mit den sogenannten „Aimbots“ können die Spieler ihre Gegner automatisch lokalisieren und mit perfekter Zielgenauigkeit ihre Schüsse abfeuern. Diese werden häufig zusammen mit einem „Trigger-Bot“ verwendet, sodass sie selbst nicht einmal den Schießknopf drücken müssen um loszufeuern. Andere Hacker hingegen nutzen Fehler in der Software des betreffenden Spiels aus, um an unbegrenzt Munition oder das maximale Maß an Rüstung und Waffen zu gelangen. Natürlich erhöhen solche Praktiken die Vorteile im Spiel immens.

Eine etwas ältere Methode der unrechtmäßigen Vorteilsgewinnung, die bei einigen modernen Spielen möglicherweise gar nicht mehr verfügbar ist, wird als „Lag Switching“ bezeichnet. In diesem Fall kann ein Spieler die Verbindung zum Host manipulieren, um sich so einem Vorteil zu sichern. Bei dieser Methode friert der Bildschirm des Gegenspielers plötzlich ein und wird erst dann wieder freigegeben, wenn sein Spielecharakter bereits besiegt am Boden liegt.

Und wieso spielen wir eigentlich falsch?

Vielen Menschen mag die Vorstellung vom Falschspielen völlig sinnlos erscheinen, vor allem dann, wenn sich daraus auch überhaupt kein finanzieller Vorteil ergibt. Und selbst wenn irgendwie Geld mit dem „spielerischen Betrug“ gemacht werden könnte, setzen Spielentwickler gegenwärtig bereits ausgefeilte Betrugsbekämpfungstechniken ein, um so zu verhindern, dass sich die unehrlichen Spieler unrechtmäßig Gewinne einstreifen können. Auch haben sich sogar bereits einige Vereinigungen von sogenannten „Spielwächtern“ in verschiedensten Gruppen konstituiert, die sich in ihrer Freizeit dem Schutz und der Ehre beliebter Videospiele widmen. Ihr einziges Ziel ist es, die „Cheater“ zu entlarven und aus dem Spiel zu nehmen.

Nun, die Gründe wieso wir unsere Gegenspieler übervorteilen wollen, sind zumeist psychologischer Natur und nicht auf finanziellen Notwendigkeiten begründet. Das Ziel vieler Spieler beruht darin, während des Spielverlaufs  einen bestimmten Spielstatus zu erlangen. Als der  „Chef“ angesehen zu werden, ist ein oftmals angestrebtes Prestigesymbol, dient vielen dann stolzen Spielern als Genugtuung. Diese Auszeichnungen und Ehrenbekundungen nehmen in einer digitalen Welt rapide zu und haben gegenwärtig eine viel höhere Bedeutung erlangt, als dies in der Vergangenheit überhaupt möglich war.

Das Erlangen solche Statussymbole geht natürlich mit der Steigerung des Selbstwertgefühls einher. So wie der Besitz eines brandneuen Porsches das Ego seines Besitzers in der realen Welt noch zusätzlich erhöht, so fördert das Erreichen des höchsten Levels in einem Videospiel auch das Selbstwertgefühl des betreffenden Spielers. Moderne Spiele werden immer realistischer und immersiv, so dass die physische und virtuelle Welt oft miteinander verbunden zu sein scheint: Auch dies ist ein Grund, wieso viele Spieler immer mehr Wert auf Online-Erfolge legen, als den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Status im wirklichen Leben im Vordergrund zu haben.

Aber auch das scheinbare Fehlen sozialer Konsequenzen oder Bestrafungen für das unmoralische Online-Verhalten zählen zu den Faktoren wieso die „Kartenspielertricks“ aus der Schublade geholt werden. Während Sie sich im wirklichen Leben vielleicht dafür schämen werden, wenn Sie Ihre Freunde beim Monopoly hintergehen, haben Sie im Internet zu dem virtuellen Gegner, hinter denen ja lediglich Fremde stecken, überhaupt keinen zwischenmenschlichen Kontakt. Denn ein Avatar ist keine Person, die sie kennen, und daher  verringert sich das Schuldgefühl exponentiell, und ist auch dann nicht vorhanden, wenn der Sieg mittels „Online-Betrug“ zustande gekommen ist. Und in den aller wenigsten Fällen werden Sie mit einer Geldstrafe belegt werden, ganz im Gegenteil zu den Verkehrsübertretungen im Straßenverkehr, bei denen Sie schon des Öfteren beispielsweise fürs Schnellfahren zur Kasse gebeten wurden.

Aber auch die „Sabotage“ zählt zu jenen Ursachen, wieso immer öfter zu unerlaubten Hilfsmitteln in der Online Welt gegriffen wird. Kaum zu glauben, aber viele Spieler setzten diese Mittel ein, um dadurch jenes Durcheinander und  Chaos zu genießen, das sie bei den Mitspielern verursachen. Diese Spieler erfreuen sich am Leiden der Gegner. Wie spricht schon Alfred in The Dark Knight: „Manche Leute wollen nur die Welt brennen sehen“.

Die Reaktionen der Spieleentwickler

Das Zurückdrängen bzw. die Verhinderung des Betrugs in Online-Videospielen ist natürlich im höchsten Interesse der Spiele-Entwicklerfirmen. Denn jeder manipulative Eingriff in ein Spiel wirft einen dunklen Schatten auf den Ruf des Produzenten und schlägt sich schlussendlich auch in deren finanziellen Einnahmen aus. Wenn ein Spiel für seine möglichen und einsetzbaten Regelverstöße bekannt geworden ist ist, warum sollten die Leute es dann gegen unlautere Mitspieler spielen wollen?

Rechtliche Schritte gegen Spieler sind mühsam, extrem kompliziert und in den meisten Fällen auch teuer. Aber Epic Games hat diese Schritte in der Vergangenheit bereits mehrfach gesetzt. Hierbei erweist sich der Einsatz modernster Erkennungsalgorithmen als äußerst effektiv. Um bei dem Beispiel von Epic zu bleiben: Ihr Anti-Cheating-Tool hat 2019 bei ihrem Fortnite World Cup-Turnier über 1.200 betrügerische Konten ausfindig gemacht und deren Accounts anschließend umgehend gesperrt. Von einigen Gewinnern dieser Turniere wurden im Nachhinein auch die erhaltenen Preisgelder rückgefordert.

Darüber hinaus verspricht die in aller Munde befindliche Technologie des maschinellen Lernens, der künstlichen Intelligenz die Bestregungen nach dem Auffinden der Falschspieler zu erleichtern. Hierbei analysieren bestimmte Algorithmen die Nutzungsmuster der Spieler und können so Täter auf frischer Tat ertappen. Und zwar genau in jenem Moment, indem sie ihre verbotenen Tricks einsetzen wollen. Diese künstliche Intelligenz wird eventuell sogar in der Lage sein, potenzielle Betrüger vorherzusagen und Vorfälle zu erkennen, bevor sie noch eingetreten sind.

Wenn zukünftig solche fortschrittlichen Methoden in der gesamten Videospielbranche angewendet werden, könnten das Ausmaß der Falschspielerei enorm reduziert werden und die meisten Spieler werden sich auf Grund der Konsequenzen gar nicht mehr auf diese Möglichkeiten des Übervorteilens einlassen.

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