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Watch Dogs: Legion – Bloodline im Test

Es scheint bei Ubisoft irgendwie Tradition zu haben, erfolgreiche Spiele-Serien regelmäßig in Identitätskrisen zu werfen. Ghost Recon war erst eine Simulation, dann ein Action-Spiel und zuletzt … ach, reden wir nicht drüber. Assassin’s Creed: Erst ein Story-Action-Adventure, dann ein RPG und als Nächstes soll es wohl ein Service-Game werden. Und dann ist da Watch Dogs: Teil 1 ein linearer, ernster Story-Titel, Teil 2 ein „over-the-top-funky Open World Ding“ und Teil 3, also Legion, ein Open-World RPG ohne fixen Hauptcharakter. Manche empfanden das als Fehler, andere als feine Sache. Für erstere, wie mich, gibt es jetzt Grund zur Freude … ein bisschen zumindest.

Das im Rahmen des Season Pass erhältliche, oder auch separat zu kaufende Bloodline ist nicht etwa ein DLC das dem Spiel mitten drin neue Missionen hinzufügt – so wie etwa die Alan Wake-Missionen in Control – sondern ist vom Hauptspiel bis auf den Schauplatz komplett losgelöst; hat im Hauptmenü sogar seinen eigenen Menüpunkt gleich unter der „Kampagne“ bekommen. Das macht schon in den ersten Sekunden klar, dass Ubisoft sich nun nicht nur mit neuen Teilen der Serie, sondern jetzt auch schon mit DLCs traut mit ihren eigenen Grundpfeilern eines Spiels zu brechen. Heißt: Bloodline ist im Gegensatz zur Hauptkampagne von Watch Dogs: Legion (hier übrigens mein Test zum Hauptspiel und hier Annas Review der Next-Gen-Konsolen-Version) kein Open World-Titel mehr! Neben-Quests wie Graffitis sprayen, Boroughs befreien oder Rekruten anwerben fehlen allesamt; macht aber auch Sinn. Zum Zeitpunkt der Story ist DedSec noch gar nicht aktiv. Dennoch: es macht das Spiel gefühlt viel kleiner, die Stadt lebloser. Schade. Doch zur bereits angesprochenen Story:

Solides Popcorn-Kino

Aiden Pearce, der Protagonist von Watch Dogs 1, soll erneut seine Hacking-Fähigkeiten zum Einsatz bringen: Jordi Chin (ebenfalls aus dem ersten Watch Dogs) bittet ihn um Hilfe bei einem Job in London, wo zufällig Pearces Neffe Jackson lebt, den er seit dem Tod sener Nichte Lena nicht mehr unter die Augen treten konnte. Für Aiden geht es also nicht nur um den Job selbst, sondern auch darum die Beziehung zu seinem Neffen zu kitten. Doch freilich bleibt das nicht sein größtes Problem: Während er bei Broca Tech einbricht, um ein geheimnisvolles Gerät zu stehlen, taucht Wrench aus Watch Dogs 2 auf und schnappt es ihm unter der Nase weg. Nach einer gewissen Zeit als Gegenspieler schließen sich die beiden aber in Folge zusammen, womit auch beide Charaktere spielbar sind. Mehr sei an dieser Stelle aber nicht verraten. Immerhin geht es hier tatsächlich vor allem um die Story … die aber leider ohnehin recht vorhersehbar bleibt und zwar manch interessante Themen anschneidet und Charaktere in neuem Licht zeigt, nichts davon aber wirklich toll zu Ende bringt. Dennoch: Solide Popcorn-Unterhaltung.

Also weiter zum Gameplay: Wrench und Aiden haben beide ihre ganz eigenen Playstyles und Spezialitäten. Während ersterer vor allem diverses Spielzeug wie Granaten, Drohnen und Spezialmunition die Personen hackt ins Feld führt, verlässt sich Aiden auf klassische, großflächige Hackerei und seine Fähigkeiten im direkten Konflikt, wo ihm beispielsweise hilft, dass er mehr Schaden verursacht wenn er mit perfektem Timing nachlädt (ganz wie in Gears of War, aber mit größerem Zeitfenster). Und gerade diese Kompetenz im offenen Schlagabtausch braucht es auch häufig, da die zumeist bekannten aus dem Hauptspiel bekannten Areale nur so mit Gegnern vollgestopft sind. Stealth-Gameplay ist da selten eine Option. Achja, und Upgrades für die Fähigkeiten unserer beiden Helden gibt es wohl, allerdings sind diese reichlich anders verpackt als im Hauptspiel. Ihr erhaltet zusätzliche Fähigkeiten nämlich klassisch durch das Erledigen der Neben-Missionen: keine Auswahlmöglichkeiten, kein hoch-leveln oder verbessern, kein Individualismus (abgesehen davon, dass ihr die Klamotten der Helden ändern könnt). Das meine ich jetzt weder positiv noch negativ, betone es aber dennoch so deutlich, weil es eben wie gesagt stark vom Weg des Hauptspiels abweicht und zumindest mich nicht schlecht überrascht hat. Der Umfang hingegen erfüllte meine Erwartungen voll und ganz: Fünf Stunden kann man grob für die Haupt-Story rechnen, weitere fünf für alle Sidequests. Für ein DLC ganz anständig … weniger Lob habe ich dagegen für das Missions-Design selbst übrig. In geschätzt 80% der Aufträge geht es darum ein Gebäude zu infiltrieren, irgendwas zu hacken und wieder abzuhauen. Kennt man schon, hat man schon 1.000 mal gemacht. Ist immer noch spaßig, wenn man die Mechaniken und Gadgets gut zu nutzen weiß, haut Kenner aber freilich nicht vom Hocker.

Gereifte Technik

Zum Schluss noch ein paar Worte zur Technik. Es ist nun rund ein dreiviertel Jahr her, da Watch Dogs: Legion erschien. Dazwischen ist es zahlreiche Male gepatcht worden und lief auf meinem leider nicht mehr ganz taufrischen Rechner (Core-i7 3770k, Geforce 980ti) bei einer Mischung aus mittleren und hohen Details solide. Die Engine ist aber nach wie vor durchaus fordernd … auch ohne Raytracing, das ich logischerweise nicht aktivieren konnte. Zumindest aber habe ich nach meinem Tests keinen einzigen Absturz oder sonstige Probleme zu vermelden. Sollte eine Selbstverständlichkeit sein, ist es heutzutage ja aber leider nicht. Also sei es lobend angemerkt …

Zusammenfassung

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