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Watch_Dogs Test

Big Data, Cloud, Smart Citys …  Schlagwörter, die von einer Zukunft der totalen Vernetzung erzählen. Ob das nun schön ist oder nicht liegt im Auge des Betrachters. Denn eine Sache steht außer Frage: Die Möglichkeiten, die die aktuellen Entwicklungen hin zur totalen Vernetzung mit sich bringen, sind vielfältig … sowohl für uns Durchschnittsuser, vor allem aber auch für globale Konzerne, Regierungsbehörden aller Art und Hacker. Eine für viele recht beunruhigende Tatsache. Vor allem aber: Eine grandiose Basis für das bis dato beste Spiel dieser neuen Konsolengeneration.

Meet Aiden Pearce

Über die Grund-Story des wohl sehnlichst erwarteten Spiels dieser neuen Konsolengeneration muss nicht mehr viel geschrieben werden. Dass man Aiden Pearce spielt, der wiederum Hacker ist, sollte jedem bekannt sein. Ebenso, dass sich Aiden aufgrund eines üblen Schicksalsschlages auf einer Art Dauer-Vendetta durch das hoch vernetzte Chicago befindet, wofür ihm vor allem das Steuerungssystem der Stadt – genannt ctOS – als Waffe dient. Wohl neu dürfte für den einen oder anderen hingegen sein, dass besagte Story rund um dunkle Geheimnisse, Verschwörungen und schwere Schicksale verdammt gut erzählt wird. So gut wie alle der Story-relevanten NPCs, denen Aiden auf seinem Abenteuer über den Weg läuft, sind durchwegs interessante Typen, die zudem allesamt mit einer gewissen Vielschichtigkeit bedacht wurden. Das ist vor allem deswegen erfreulich, weil die sich dadurch gebotenen Chancen interessante Beziehungen aufzubauen auch wirklich genutzt wurden. Das Ergebnis ist eine richtig interessante und spannende Story, die noch dazu Hollywood-reif inszeniert wurde.

Einen wichtigen an dieser schönen Inszenierung trägt natürlich die „Disrupt“ getaufte Engine des Spiels. Diese sorgt für detaillierte Charaktermodelle, schöne Lichtstimmungen, feine Schatten, hohe Sichtweiten und einfach ein richtig fesches Spiel. Auch wenn die diversen Pre-Launch-Schelten des Internets am Ende wohl wirklich nicht ganz unberechtigt waren: Ja, der allgemeine Detailgrad ist nicht GANZ so hoch wie in den ersten Videos gezeigt. Ja, die diversen Effekte wie volumetrisches Licht und umherfliegende Blätter sind nicht GANZ so hübsch wie es anfänglich schien. Und ja, das Spiel läuft auf beiden Next-Gen Konsolen nicht in nativem 1080p. Aber wisst ihr was: All das ändert nichts daran, dass WATCH_DOGS einfach richtig gut aussieht. Chicago wurde mit viel Liebe zum Detail ins Spiel transportiert, die Texturschärfe geht voll in Ordnung und die Charaktere sehen nicht nur toll aus, sie bewegen sich dank des guten Animationssystems auch durchaus glaubwürdig. Und spätestens wenn man im nächtlichen Regen dann lässig durch die Stadt schlendert und sich abwechselnd an den schönen Nässe-Effekten erfreut und Aidens im Wind schwingendem Mantel bewundert huscht dem geneigten Gamer fast zwangsläufig ein anerkennender „Nicht schlecht-Blick“ übers Gesicht. Zumindest war das bei mir und der getesteten PS4-Fassung der Fall. Eindrücke und Screens zur technisch besten Version – der PC-Fassung – liefern wir in den nächsten Tagen nach.

Stadt = Waffe

Am Ende des Tages ist es aber nicht die Grafik, die den Spieler hier an der Stange hält. Es ist das Gameplay! Und da vor allem die unglaubliche Möglichkeitsvielfalt, die euch das Hacken der Stadt bietet: Kamera-Feeds anzapfen, Rohr-Systeme überlasten, Tore und diverse Geräte aus der Ferne manipulieren, Hubschrauber abstürzen lassen oder einfach mal großen Teilen der Stadt das Licht abdrehen … das ist nur ein sehr kleiner Ausschnitt all dessen, was Aidens Smartphone euch ermöglicht. Die daraus resultierenden Möglichkeiten, die WATCH_DOGS dem Spieler bietet, sind schlichtweg beispiellos. Vor allem auch, weil all diesen Hacking-Möglichkeiten auch eine richtig gute Shooter-Mechanik zur Seite gestellt wurde, die sich durch sein intuitives Deckungs- und Movement-System durchaus auch für Stealth-Einlagen eignet. Ihr könnt euch durch die zahlreichen Storymissionen also schleichen, ballern oder hacken, wie es euch gerade beliebt. Am coolsten wird das Ganze aber natürlich, wenn alles miteinander kombiniert wird. Anschleichen, die ersten paar Wachen dahinmeucheln, dann mittels Hacking-Angriffen überlasteter Transistoren oder Dampfrohre die Reihen eurer Gegner ausdünnen und Verwirrung stiften, nur um letztendlich „Guns blazing“ auch den letzten KI-Schergen von Deckung zu Deckung hechtend spektakulär den Garaus machen.

So spaßig waren Scharmützel in einem Open-World-Game wie WATCH_DOGS eines ist schon lange nicht mehr … wenn überhaupt. Und der Spaß beschränkt sich freilich nicht nur auf die Action zu Fuß. Auch am Steuer eines der verflucht zahlreichen Autos oder Bikes leistet sich WATCH_DOGS keine Schwächen. Das Fahrverhalten ist angenehm realistisch, aber dennoch beherrschbar und sogar eine Cockpit-Perspektive wird geboten … eat that GRID 2! Und selbstverständlich wurde auch hier durch Hacking-Möglichkeiten für den gewissen Twist gesorgt: Ampelanlagen können manipuliert, Brücken hochgefahren oder Straßensperren aktiviert werden – ganz wie es euch beliebt oder es der Akku eures Smartphones noch hergibt. So machen die Verfolgungsjagden mit Polizei oder anderen Bösewichtern auch richtig Laune.

Addiert man nun also Story, Spielwelt und die grundsätzliche Gameplay-Mechanik, hat man schon mal ein richtig gutes Game vor sich. An dieser Stelle war für Ubisoft allerdings noch lange nicht Schluss. Ganz im Gegenteil! Was nun nämlich noch mit keinem Wort erwähnt wurde, sind zum einen die vielen Nebenbeschäftigungen des Spiels, vor allem aber auch der Multiplayer-Part von WATCH_DOGS. Beide kommen dann voll zur Geltung, wenn man die Macht, die unser Alter Ego mittels seines Smartphones in der Hand hält, einfach nur genießen möchte. Also wenn man lässig durch die Stadt schlendert und einfach auf Knopfdruck sein Smartphone zückt. Dann können nämlich Details über jeden Bürger der Stadt abgerufen, Konten geleert und Gespräche oder Chat-Nachrichten belauscht werden. Gerade letztere offenbaren dann gerne mal drohende Straftaten, die man verhindern kann … aber nicht muss. Ratsam ist es allemal. Immerhin wird dadurch eure Reputation immer besser, durch die euch die Bürger der Stadt zum Beispiel weniger schnell bei der Polizei anschwärzen, wenn sie euch sehen. Vor allem aber gibt’s dafür immer einen anständigen Batzen XP, die in immer neue Fähigkeiten investiert werden können.

Alles übrigens, ebenso wie das Crafting-System und andere Unterfeatures, locker in einer Smartphone-ähnlichen Oberfläche und mit dem rechten Analogstick aufrufbar. Das Spiel selbst wird dadurch nicht unterbrochen, womit sich schnell das Reallife-Gefühl ergibt, auf sein Handy zu schauen und „Zeug“ zu erledigen, während man weiterläuft. Überhaupt ist eine der größten Stärken von WATCH_DOGS wohl, dass trotz der abgefahrenen Möglichkeiten alles ungemein glaubhaft wirkt. Das fängt bei der Story selbst an (was irgendwie erschreckend ist) und hört bei den Passanten auf, die je nach eurem Ruf und euren Aktionen unterschiedlich auf euch reagieren.

Doch reden wir zum Schluss nochmal über den Multiplayer. Dieser läuft im Grunde die ganze Zeit „im Hintergrund“ mit und bietet euch, quasi mittels Push-Nachricht, gerne immer wieder die eine oder anderer Challenge an. Zum Beispiel Rennen mit bis zu acht Spielern oder auch kooperative Matches mit ähnlicher Spieleranzahl. Richtig spannend wird es aber bei den 1 on 1-Partien. Mit diesen kann nämlich im Grunde jedes Spiel von einem anderen Spieler geentert und der nichtsahnende Zocker über einen Hack angegriffen werden kann – sofern er sich nicht gerade in einer Storymission befindet, versteht sich. Richtig cooles Zeug.

FAZIT

In Hinblick auf das Spiel selbst, kann ich mich eigentlich sehr kurz halten: WATCH_DOGS rockt. Das Gameplay ist vielschichtig und abwechslungsreich, die Story spannend, der Content MEHR als ausgiebig, der Multiplayer innovativ und spaßig und die Grafik hübsch. Hübscher als Infamous? Eher nicht. Aber nichtsdestotrotz sehenswert. Am höchsten rechne ich WATCH_DOGS aber an, wie fehlerlos das nicht gerade einfache Grundkonzept der Smart City als Waffe ins Spiel übertragen wurde … und wie sehr es die Generation Y und Z somit direkt ins Herz treffen sollte. All jene also, die auch im echten Leben so gut wie jede Sekunde mit ihrem Smartphone in der Hand herumlaufen. Sie bekommen mit Aiden Pearce jetzt den perfekten Helden geliefert … der noch dazu ein Abenteuer erlebt, dass ehrlicherweise kein Gamer verpassen sollte. WATCH_DOGS konnte dem großen Hype jedenfalls in meinen Augen vollends gerecht werden … und ich weiß, WIE GROß der eigentlich war.

Gesamtwertung: 10.0

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 10 | Handling: 10 | Spieldesign: 10 | Motivation: 10

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