Willy Morgan and the Curse of Bonetown im Test

Moderne Piraten, ja geht das denn? Willy Morgan and the Curse of Bonetown versucht den Spagat zwischen traditioneller Piratengeschichte und modernem Adventure! Bei großen Vorbildern wie Guybrush und LeChuck wird es der junge Willy jedoch nicht leicht haben sich gegenüber deren Fans zu behaupten.

Piraten und Adventures sind schon seit jeher eine erfolgreiche und beliebte Kombination. Kein Wunder also, dass sich Entwickler imaginarylab dieser Erfolgsformel bedient. Willy Morgan and the Curse of Bonetown präsentiert sich dabei schon von Anfang an, mit seinem jugendlichen Protagonisten und dem Tutorial, in welchem er die Teile seines Fahrrades finden und zusammen bauen muss, eher auf eine junge Zielgruppe gerichtet. Willy ist ein intelligenter und braver Junge, der bei der Suche nach der Wahrheit über das Verschwinden seines Vaters gänzlich auf sich allein gestellt ist… in einem Ort voller Piraten. Diese sind jedoch eher schräg bis amüsant, denn wirklich gefährlich.

Zehn Jahre sind vergangen, seit Willys Vater – der berühmte Archäologe Henry Morgan – während Forschungsarbeiten spurlos verschwand. Inzwischen haben Willy und seine Mutter jegliche Hoffnung aufgegeben… bis auf den Tag genau zum zehnjährigen Jubiläum des Verschwindens ein Brief eintrifft. Der Verfasser ist Willys Vater! In diesem warnt er seinen Sohn und bittet ihn gleichzeitig nach Bonetown zu kommen, um dort seine Ermittlungen fortzuführen. Grund genug für den Teenager, sich auf sein Rad zu schwingen und den Hintergründen des mysteriösen Vorfalls nun endlich auf den Grund zu gehen. Auf nach Bonetown, der berühmt-berüchtigten Piratenstadt.

So bunt, so bunt, es ist so bunt.

Dazu passend ist auch die comichafte Grafik, welche in hochauflösendem 3D präsentiert wird. Nachdem man sich an die etwas fischartige Ansicht mit abgerundeten Ecken gewöhnt hat, weiß diese auch durchaus zu gefallen. Die Steuerung von Willy Morgan and the Curse of Bonetown ist simpel und meist recht intuitiv. Rechtsklick beobachtet ein Objekt, Linksklick nimmt oder interagiert damit. Das Inventar kann mit dem Mausrad geöffnet werden und befindet sich traditionell am unteren Bildschirmrand. Die Leertatest bietet die Komfortfunktion an, alle benutzbaren Objekte anzuzeigen. Sogar eine Karte ist vorhanden, jedoch ist diese ein eigener Gegenstand im Inventar und muss jedes Mal extra daraus aktiviert werden. Hier wäre eine Shortcut-Funktion sinnvoll gewesen. Der Bildschirmwechsel kann mit einem Doppelklick beschleunigt werden, sodass man nicht jedes Mal warten muss bis Willy zum anderen Ende gewatschelt ist.

Nachtigall, ick hör dir trapsen.. oder auch nicht.

Während also die Grafik und User-Interface brav ihre Arbeit verrichten, sieht es mit der Sprachausgabe leider nicht ganz so gut aus. Gerade bei den verschiedenen Bewohnern Bonetowns gibt es immer wieder welche, bei denen das Mikrofon wohl zu weit weg gehalten wurde. Als Ergebnis nuscheln die Piraten unverständlich vor sich hin und man ist auf den eingeblendeten Text angewiesen. Willy selbst ist jedoch jederzeit gut verständlich unterwegs. Auch die Musik dudelt mehr oder minder atmosphärisch im Hintergrund vor sich hin und wechselt je nach Location. Während auch hier kein neues Monkey Island zu erwarten ist, rundet es eine gute Präsentation stimmig ab. Eine deutsche Textübersetzung ist vorhanden, eine Sprachausgabe fehlt aber, was angesichts des kleinen Entwicklerteams jedoch verständlich ist.

Echt witzig?

Wie ist aber nun der Inhalt der Story und die Gags beziehungsweise deren Dichte? Sind die Rätsel echt hart zu knackende Nüsse oder nur Dunstfallen? Da sich die Entwickler nach eigener Auskunft an Lucas Arts-Klassikern orientieren, ist hier die Erwartung naturgemäß etwas höher. Die Antwort darauf fällt jedoch zwei geteilt aus. Während die Rätsel angenehm logisch ausfallen, sind es doch meist herkömmliche Such- und Kombinations-Aufgaben. Anspruchsvollere Experten mögen hier etwas unterfordert sein. Dafür gibt es (bis auf zumindest einen Aussetzer, der mich einiges an Nerven kostete) kaum lästige „Ich probier jetzt einfach blind jedes Objekt, an jedem Objekt“-Phasen.

Während Willy Morgan and the Curse of Bonetown in Sachen Rätsel also durchaus zu gefallen weiß, ist das Spiel bei Story und Gags wieder etwas auf der leichtgewichtigen Seite unterwegs. Passend zu der anfangs angesprochenen jugendlichen Zielgruppe, erinnert die Geschichte doch ziemlich an einen Teenie-Roman und auch die Gags sind großteils harmlos und tun keinem weh. Einen Hamster in der Mikrowelle wird es in Bonetown nicht geben, darf Willy laut Mutter diese doch noch gar nicht benutzen. Dafür gibt es aber eine Erwähnung von Doktor Fred (zumindest in den Achievements). Apropos Achievements, derer gibt es so einige und diese inkludieren auch eifrige Investigationen. Damit werden auch jene Spieler belohnt, die sich mit den „unwichtigen“ Gegenständen aufhalten. Und von denen gibt es doch so einige im Spiel. Anspielungen an fiktive und reale Piraten gibt es nicht nur bei Willys Vater „Henry Morgan“, sondern bei den meisten Bewohnern der Stadt, sind diese doch Nachkommen von Kapitän Kidds Crew. Das Geheimnis um dessen Schatz muss man dann auch ganz traditionell mittels Schnitzeljagd nach der Schatzkarte lösen. Auch sonst sind diverse Anspielungen im Spiel versteckt. Unter anderem waren wohl auch einige von Marvel’s Avengers in der Piratenstadt und ein Blick auf die diversen Portraits im Spiel offenbart ebenso ein paar amüsante Kleinigkeiten.

FAZIT

Als selbsterklärtes Spiel für Fans von LucasArts Adventures hat sich Willy Morgan and the Curse of Bonetown ein ziemlich hohes Ziel gesetzt. Auch wenn es nun nicht auf einem Level mit Day of the Tentacle oder Monkey Island ist, Herausgekommen ist auf jeden Fall ein nettes, kleines Adventure (Spieldauer mit langen Sucheinlagen etwa 5 Stunden), welches auch – aber nicht nur – für Kinder empfehlenswert ist. Wenn imaginarylab noch die Anfangsschwierigkeiten im technischen Bereich, vor allem der Sprachausgabe, beheben kann, können sich ausgehungerte Adventure Fans auf die Suche nach dem Curse of Bonetown machen.

Was ist Willy Morgan and the Curse of Bonetown? Ein 3D Point and Click Adventure in einem Piraten-Setting
Plattformen: PC
Getestet: INTEL Classico QuadCore i7-4770K / 32GB RAM,  GTX1080 8GB
Entwickler / Publisher: imaginarylab / VLG Publishing
Release: 11. August 2020
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 7.2

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 4 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 8

Passende Beiträge

Planet Coaster 2 im Test

Little Big Adventure – Twinsen’s Quest im Test

LEGO Horizon Adventures im Test