Es ist Zeit, die Segel zu setzen! Ein neuer Überlebenskampf erwartet uns. Windbound schlug endlich in den heimischen Gefilden auf und verspricht ein neuartiges Survival-Abenteuer im Zelda-Stil. Bereits Anfang August durfte ich in einem Preview einen frühen Blick auf Windbound werfen, welcher definitiv Lust auf mehr machte. Doch kann dieser gute Ersteindruck bestehen? Geht das Prinzip von Windbound auch in voller Spieldauer auf?
Auf geht’s endlich in die hohe See!
Knapp ein Monat ist es her, seit ich die Gelegenheit hatte, bei einem exklusiven Preview-Event von Deep Silver/Koch Media einen Blick auf Windbound zu werfen – dem neuen Abenteuer aus der Feder der australischen Entwickler 5 Lives Studios. Das Grundprinzip des Spieles ist dabei für Neulinge schnell erklärt. Der Spieler schlüpft in die Schuhe von Kriegerin Kara. Ein grausamer Sturm trennte sie von ihrem Stamm. Nur mit einem kleinen Messer bewaffnet gilt es nun, alleine den Weg nach Hause zu finden – und im Zuge dessen einem mysteriösen Geheimnis auf die Spur zu kommen.
Windbound tritt dabei als spannende Mischung zwischen Action-RPG und Survival-Abenteuer auf. Sowohl das Event, als auch bisherige Trailer konnten mich durchaus überzeugen. Ich mochte es, mich durch die Wildnis zu kämpfen – und vor allem, mit wunderschönem Soundtrack durch das karibisch anmutende Meer zu schippern. Doch irgendwie war bei meiner Rückkehr in die Wildnis dann doch alles ganz, ganz anders.
Eine wirklich einnehmende Welt …
So stürzte ich mich also frohen Mutes erneut in die Welt von Windbound. Dazu musste ich zunächst einen von zwei Modi auswählen. Der Spieler hat hierbei die Auswahl zwischen einem leichteren „Storyteller“-Modus, und dem harten „Survivalist“-Modus. Bei Letzterem finden sich weniger Ressourcen und der Spieler wird bei jedem Tod komplett zum Start des Spieles zurückversetzt. Nein danke, mir war sofort klar, dass ich es mir lieber etwas leichter machen werde! Ganz so hart muss es in der Wildnis dann doch nicht sein.
Munter startete ich also in mein Abenteuer auf hoher See. Das Design der Welt, der Inseln und ihrer Bewohner, gefiel mir auch diesmal einfach noch ausgesprochen gut. Jedes Tier und jede Ressource fügt sich nahtlos in die Umgebung ein. Und gerade bei Nacht, vor dem eigenen Lagerfeuer, sieht das Spiel einfach wunderschön aus. Einen besonderen Platz in meinem Herzen hat dabei auch der Soundtrack, der das Gefühl der Wildnis und Freiheit wunderbar ergänzt – vor allem auf hoher See.
Doch natürlich gilt wie so oft auch hier: der Schein trügt! Denn Windbound ist und bleibt ein Kampf ums harte Überleben.
… doch leider ein sehr repetitiver Überlebenskampf
So, nun aber genug Screenshots gemacht und die Aussicht genossen. Schließlich steht die Rückkehr zum eigenen Stamm an! Das tägliche Überleben gestaltet sich dabei einfach, jedoch effektiv. Der Spieler findet sich auf einer ersten, kleinen Insel wieder. Es gilt erste Materialien zu sammeln und dabei die Ausdauer nicht außer Acht zu lassen. Finden wir nicht genug Essen werden wir hungrig und unsere Ausdauer schwindet. Begleitet werden wir von einem stetig wechselnden Tag-Nacht-Rhythmus, welcher uns und unsere Umgebung stets beeinflusst. So ziehen sich manche Gegner bei Nacht zum Schlafen zurück, doch andere nehmen erst dann wirklich die Jagd auf uns auf.
Aus den gesammelten Materialien bauen wir uns deswegen gleich unsere ersten Waffen – und vor allem unser erstes Boot. Denn genau dieses ist unser treuer Begleiter auf hoher See und zugleich unsere einzige, fixe Heimat. Wir verbessern unser Boot dabei ständig und kämpfen uns damit durch die Wellen. Dies war für mich neuerlich ein großes Highlight. Bei tollem Soundtrack übers Meer von Insel zu Insel zu segeln – herrlich! Bei unseren wiederholten Reisen über das Meer gilt es dabei stets neue Inseln mit mystischen Schreinen zu finden. Denn nur, wenn wir drei Schreine aktivieren, schreiten wir zum jeweils nächsten Kapitel voran.
Dieses „Hamsterrad“ im Überlebenskampf funktioniert anfangs auch wirklich gut: Eine neue Insel bereisen, Materialen sammeln, sich Gegnern im Zweikampf stellen, den Hunger stillen, das Boot verbessern sowie erste Versuche der Story auf den Grund zu kommen. Und ab geht’s wieder, hinaus ins Meer! Was sich in der Preview und den ersten Trailern noch einnehmend anhörte, wurde für mich spätestens ab der Hälfte des Spieles – Kapitel 3 von 5 – einfach unglaublich eintönig und repetitiv. Keines der Kapitel bringt große Gameplay-Änderungen. Kara selbst fühlte sich hier nur unmerklich stärker an als in Kapitel 1. Ich kann nun einen Bogen verwenden. Toll. Ich scheitere aber immer noch am gleichen Schwein wie zuvor! Und nun läuft wieder diese komische Katze vor mir weg und ich sterbe fast vor Hunger. Toll. Ausdauer weg. Irgendwas klappt da noch nicht so recht. Selbst unsere Ausrüstung sah in Kapitel 5 fast noch so aus wie zu Beginn. Da fragt man sich schon, ob man das Spiel nicht doch irgendwie falsch verstanden hatte?
Windbound plätschert irgendwie einfach vor sich hin, ohne wirklich Fahrt aufzunehmen. Das ist unglaublich schade!
Zu viel Freiheit – oder doch zu wenig Story?
Teilweise wurde ich im Spiel – für meine eigenes, subjektives Empfinden – einfach etwas zu wenig an die Hand genommen. Klar, das Spiel ist kein Story-RPG wie es beispielsweise ein Life is Strange ist. Dennoch habe ich im gesamten Spiel auf zahlreiche Fragen einfach keine Antwort erhalten: Worum handelt es sich bei dieser Muschelkette, die ich da trage? Welche uralten Mächte schlummern wirklich in der Wildnis? Hab ich einfach irgendwie gefühlt alles übersehen? Wieso absorbiere ich immer so komische blaue Kräfte, aber mache irgendwie nichts damit? Spiele ich hier alles falsch? Und wieso bin ich hier eigentlich weit und breit der einzige Mensch?
Irgendwann war ich von mir und der Welt um mich wirklich gefrustet. Wieso muss jeder Hinweis auf eine spannende Story kryptisch verschlüsselt sein? Klare Antworten suchte ich vergeblich. Irgendwie fehlte mir hier wenigstens ein hauchdünner roter Faden, dem ich grob hätte folgen können. Gleichzeitig war Windbound im Modus „Storyteller“ auch viel schneller vorbei, als ich erwartet hätte. In knapp sechs Stunden hatte ich das letzte Kapitel der Geschichte beendet. Und war anschließend irgendwie genauso ratlos wie zuvor.
Laut den Entwicklern offenbart sich die Story Windbounds nur demjenigen, der sie auch wirklich sucht. Vielleicht war ich bisher also an den falschen Plätzen unterwegs. Jedoch sind mir kleinere Brotkrumen, welche ich selbst hierbei zusammensetze, teilweise einfach zu wenig. Wer jedoch ein ausdauernder Erkunder ist als ich und es mag seiner Fantasie bei der Interpretation einer Geschichte freien Lauf zu lassen, wird mit Windbound vermutlich großen Spaß haben und die sich ihm dabei bietende Freiheit mitunter genießen.
Grafische Ruckler und Bugs – die wahre Herausforderung der Wildnis
Sehr enttäuscht haben mich darüber hinaus leider diverse grafische Ruckler und Bugs, welche mir die Switch-Version zeigte. Teilweise konnte ich mit einigen Gegenständen gar nicht, oder nur zeitverzögert interagieren. Dies war manchmal so hinderlich, dass ich beispielsweise ein Item, welches meine Ausdauer erhöhen würde, nicht einsammeln konnte. Und zu wenig Ausdauer? Eher ungünstig bei einem harten Überlebenskampf!
Hinsichtlich der Performance hatte die Switch teilweise überhaupt sehr zu kämpfen. Manche Sprünge auf Steine führten zu Rucklern, vor allem wenn Kara sich an Kanten hochzog. Ein kleiner „Schock“ war für mich auch, wie heiß meine Switch-Konsole beim Spielen von Windbound wurde – speziell im Handheld Modus. Einmal musste ich das Spiel sogar unterbrechen, da es für meine Hände zu warm und nicht mehr wirklich angenehm spielbar war. Hierfür muss ich leider im Bereich der Grafik definitiv einen Punkt abziehen. Denn was bringt es mir wenn’s toll aussieht, ich es teilweise jedoch nicht spielen kann, da die Hardware die Grafikpracht nicht zu schultern vermag?
Hierbei ist jedoch wichtig, dass ich nicht für andere Versionen sprechen kann. Die hier aufgeführten Bugs und Grafikfehler beziehen sich rein auf die Switch-Version des Spieles.
FAZIT
Windbound hatte es mir vor Release wirklich angetan. Die Trailer versprachen ein Gefühl der Freiheit, welches sich mir auch in der exklusiven Preview bot, welche ich für euch vor einigen Wochen bereits anspielen durfte. Doch nun beim finalen Release hatte ich mit Windbound teilweise wirklich eine schwierige Zeit. Windbound ist definitiv kein schlechtes Spiel. Der Grundgedanke funktionierte anfangs durchaus gut und gerade die Grafik und der Soundtrack konnten bei den einzelnen Runden auf dem offenen Meer überzeugen.
Dennoch war das Prinzip nach den ersten Stunden zu eintönig, zu repetitiv. Mehr Unterschied zwischen den einzelnen Inseln und Kapiteln könnte hier Abhilfe schaffen. Die Story blieb durchwegs blass und ab einem gewissen Zeitpunkt war sie einfach zu frustrierend verschlüsselt, als dass man ihr hätte noch irgendeine Bedeutung beimessen können. Sie wird einem einfach egal.
Zu allem Überdruss haben dann gewisse technische Bugs und grafische Ruckler das Spielprinzip noch etwas mehr getrübt und den Wiederspielwert stark gemindert. Es macht schlicht und ergreifend wenig Spaß, wenn Dinge grundlegend nicht funktionieren – oder man die Konsole gar weglegen muss, weil der Prozessor den Hitzetod zu sterben droht. Ich hoffe sehr, dass hier vielleicht mit zukünftigen Patches noch etwas nachgebessert wird und diese kleinen „Kinderkrankheiten“ ausgemerzt werden. Dann würde mich Windbound definitiv mehr in den Bann ziehen und vielleicht nicht mehr so schnell loslassen. In der von mir getesteten Version konnte das Spiel leider die hohen Erwartungen, welche Trailer und Preview schürten, nicht halten.
Was ist Windbound? Ein Action-Adventure mit Survival-Elementen, in welchem wir Inseln und das sie umgebende Meer erkunden.
Plattformen: PC, Nintendo Switch, PlayStation 4, Xbox One
Getestet: PC, Nintendo Switch, Xbox One
Entwickler / Publisher: 5 Lives Studios / Deep Silver, Koch Media
Release: 28. August 2020
Link: Offizielle Webseite
Gesamtwertung: 6.4
Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 10 | Handling: 6 | Spieldesign: 4 | Motivation: 4