Wird das Smartphone zum neuen Gameboy?

Mobiles Gaming ist schon seit Jahren seiner ursprünglichen Nische entwachsen. Leistungsstärkere mobile Endgeräte und ein hoher Verbreitungsgrad derselben sorgen für eine potenziell gewaltige Userbase. Das lohnt sich spätestens dann richtig, wenn ein Mobile Game zu einem echten Hit wird, so wie zuletzt das WoW inspirierte Hearthstone, oder auch bekannte Titel wie etwa Candy Crush Saga.

Dazu kommt, dass diese Spiele meistens konzeptionell recht einfach gehalten sind. Besonders tiefgreifendes Gameplay muss man hier meistens nicht erwarten. Gleichwohl sich die Grafik analog zu den immer besser und leistungsstärker werdenden Endgeräten kontinuierlich verbessert hat und sich sicher auch weiter verbessern wird.

Die Möglichkeit für Spielepublisher, potenziell sehr viel Geld mit recht einfach gehaltenen aber publikumswirksamen Games zu machen, hat mittlerweile auch Branchen-Schwergewichte wie Nintendo und Blizzard auf den Plan gerufen, die mit zahlreichen Titel auch einen Teil des Umsatzkuchens haben wollen. Hier brauchen wir nur an Pokemon Go oder eben auch Hearthstone denken, die auch am Smartphone eine große Spielergemeinde haben. Indes sind viele Hardcore-Gamer von dieser Entwicklung wiederum weniger angetan und verkünden den Untergang des Spiele-Abendlandes. Spielen wir alle bald nur noch notgedrungen seichten, uninspirierten „Casual Murks“ auf dem Handy? Sind Smartphones die neuen Handheld-Konsolen für die junge Generation und waren (Retro-)Games, wie man sie etwa seit dem 03. Dezember z.B. auf der PlayStation Classic oder dem C64 Mini spielen kann, einfach besser?

Handhelds sind tot, lang leben die Handhelds!

Denkt man als Gaming Veteran an die Handhelds, wird man recht schnell sentimental. Denn fast zwangsläufig muss man an den guten, alten Gameboy denken. Das wohl definitive Handheld-Gerät in den Köpfen der meisten Gamer. Mit dem Gameboy eroberte Nintendo damals den Handheld Markt. Und obwohl sich mit Sega, Atari und später Sony potente Mitbewerber ebenfalls auf diesem Markt versuchten, konnte keiner Nintendo das Wasser reichen.

Doch sollte man bei aller Nostalgie eines nicht vergessen. Der Nintendo DS hat sich sogar noch öfter verkauft als der originale Gameboy. Tatsächlich ist dieser mit über 154 Millionen verkauften Einheiten das (bislang) erfolgreichste Gerät Nintendos. Und der 3DS läuft mit über 72 Millionen verkauften Einheiten noch recht gut. Nintendo ist und bleibt auch heute noch der Handheld-König. Es gibt im Netz und unter Branchenkennern immer wieder Gerüchte, das möglicherweise auch etwa Sony möglicherweise ein neues Handheld in der Entwicklung haben könnte. Der Grund für dieses Gerücht liegt in einem Patent für ein Cartridge System, das Sony 2017 angemeldet hat.

Was wollen uns diese Entwicklungen sagen? Wenn mobiles Gaming es noch nicht geschafft hat, mit den Handhelds ihre naheliegendsten “Konkurrenten“ zu verdrängen, wieso glaubt dann der geneigte Gamer ernsthaft, dass PC und Konsolen Gaming vom Mobile Gaming bedroht werden könnte? Fakt ist: Mobile Gaming ist ein gänzlich anderer Markt! Zu vermuten, dass es bald das eigentliche Gaming ersetzen könnte, weil scharenweise die Entwickler überlaufen …das ist in etwa so, wie wenn man um den Heavy Metal bangen würde, weil Justin Bieber zu viele Konzerte gibt.

Candy Crush Saga ist eines der erfolgreichsten mobile Games, bunt, einfach zu spielen und trotzdem motivierend immer noch einen Level schaffen zu wollen.

Mobile Gaming macht sein eigenes Ding

Schon allein die Tatsache, dass nahezu jeder, der sich selber als Hardcore-Gamer beschreiben würde, meist kein gutes Haar an Mobile Gaming lässt, sollte uns bei all diesen Überlegungen zu denken geben. Doch gleichzeitig laufen die mobile Games immer besser und ständig erscheinen neue Titel im Google Play Store oder bei iTunes. Was verrät uns das? Scheinbar hat das Eine mit dem Anderen nicht unbedingt viel zu tun, bzw. überschneidet sich nur in Randbereichen. Denn auch wenn Mobile Games mittlerweile nicht mehr ganz so simpel gehalten sind wie früher Snake auf den Nokia Handys, so ist ihre grundlegende Ausrichtung eigentlich immer noch dieselbe. Im Grunde wollen sie ein leicht verdauliches, massenkompatibles und einsteigerfreundliches Spielerlebnis bieten. Etwas, das man schnell mal für Zwischendurch für 10 Minuten im Bus zocken kann. Bei den meisten Vertretern der mobile Games handelt es sich dabei um bunte und einfache Casual Games wie etwa Candy Crush Saga, oder aber auch um massentaugliche Onlinespiele wie Clash of Titans oder Pokemon Go.

Nicht vergessen dürfen wir einen Faktor, der den Bekanntheitsgrad von mobile Games in den letzten Jahren stark erhöht hat, das Free2Play-Modell auf dem die meisten Smartphone-Games basieren. Der Spieler kann sich dabei das Game kostenlos auf seinem Handy installieren und auch solange spielen wie er möchte ohne dem Publisher etwas bezahlen zu müssen. Wer im Spiel aber schneller voran kommen möchte, oder einzigartige Gegenstände oder Items besitzen möchte, kommt um den Kauf „spezieller Packages“ mit echtem Geld nicht herum. Wenn das Spiel hier gut ausbalanciert ist, werden sich schnell auch viele Spieler finden, die gerne, meist kleinere Beträge ausgeben um sich einen Vorteil zu verschaffen. Und genau das lässt bei einer großen Anzahl an Spielern wieder die Kassen der Entwickler klingeln.

Obwohl also durch alle diese besprochenen Anreize viele Spiele auf dem Handy gespielt werden, ist Konsolen und PC-Gaming deswegen nicht gleich vom Aussterben bedroht. Zum einen sind die Plattformen auf ein unterschiedliches Publikum ausrichtet, welches sich zwar in einigen Punkten überschneidet, aber doch seine Berechtigung hat und zum anderen wollen Gamer aufwändig technische gestaltete und anspruchsvolle Spiele sicher auch weiterhin auf einem großen Flatscreen-TV mit allen Details spielen. Allerdings werden die Plattformen in Zukunft wahrscheinlich weiter zusammenwachsen und die Ausrichtung wird sich wohl da und dort etwas ändern, angepasst an technische Entwicklungen und die Vorlieben der Gamer.

Auf jeden Fall dürfen wir uns da in naher Zukunft auf spannende neue Konzepte wie etwa „Spiele-Streaming“ freuen.

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