Without Escape im Test

Mit ihrem Point & Click Adventure Without Escape möchten die Entwickler von Bumpy Trail in die Fußstapfen von Genre-Klassikern wie 7th Guest oder Phantasmagoria treten und den Charme der 90er-Jahre wieder auferstehen lassen – und blickt man über so manche Schwäche hinweg, gelingt ihnen das auch.

Willkommen in eurem persönlichen Albtraum

Zum ersten Mal erschienen ist das Indie-Game Without Escape bereits 2012 für Xbox 360 und seit dem damaligen Release hat sich einiges geändert: Für die Spiel-Grafik gab es somit ein ordentliches Update, sowohl in Sachen Texturen wie auch was den Detailgrad der Umgebungen anbelangt, und anstatt der bisherigen drei Enden erwarten Point & Click Fans nun gleich doppelt so viele mögliche Ausgänge der Story. Was sich allerdings nicht geändert hat, ist die Story selbst: Eure Eltern sind außer Haus und ihr legt euch schlafen – nur um mitten in der Nacht von einem seltsamen Geräusch geweckt zu werden. Nach kurzen Nachforschungen stellt ihr dabei fest, dass plötzlich so gut wie alle Türen im Haus verschlossen sind und die eine darunter, die ihr nach kurzer Item-Suche doch aufbekommt, führt urplötzlich nicht mehr ins gewohnte Zimmer, sondern in eine höllische Paralleldimension, in der euer Haus von blutüberströmten Leichen und anderen gruseligen Dingen geziert wird. Wenn das mal kein guter Grund ist, herauszufinden, was dort vor sich geht …

Gruseliges Rätsel-Design …

Wer sich, wie diese Redakteurin, während der 90er-Jahre auf jedes Point & Click Adventure gestürzt hat, das er/sie finden konnte, der wird sich auch in Without Escape schnell zurechtfinden: Per simplem Mausklick steuert ihr durch die Umgebungen, hebt diverse Gegenstände auf oder benutzt diese an passender Stelle. Der größte Minuspunkt dabei: die fehlende Herausforderung. Wo euch viele Genre-Vertreter früher direkt ins kalte Wasser warfen und ohne treffende Hinweise stundenlang herumrätseln ließen, wie es denn nun weiterging (man bedenke, damals gab es auch noch kein GameFAQs und keine YouTube-Walkthroughs), macht sich Without Escape genau des Gegenteils schuldig: Die Lösung der Rätsel wird euch hier im Großteil des Spiels so offensichtlich vor die Füße geworfen, dass ihr wohl selbst beim ersten Spiel-Durchlauf kaum nachdenken werden müsst, um diese zu knacken.

Zusätzlich vereinfacht wird das Ganze auch noch von der fehlenden Möglichkeit, mit dem Inventar zu interagieren: Das Inventar dient nur als Erinnerung daran, was ihr gerade mit euch rumtragt, und kann nicht einmal näher begutachtet werden – stattdessen werden Gegenstände in eurem Besitz bei Bedarf automatisch richtig kombiniert bzw. wird beim Klick auf Hotspots automatisch der korrekte Gegenstand benutzt, sofern er sich in eurem Inventar befindet. Das spaßige Herumprobieren und –rätseln, welches das Genre seit jeher ausmacht, fällt somit leider beinahe vollkommen weg. Im genauen Gegensatz dazu steht allerdings, dass ihr die Lösung für eines der Rätsel wohl nur mithilfe von Freund Google finden werdet – es sei denn, ihr kennt die Ordnungszahl jedes einzelnen Elements der Periodentabelle auswendig.

… nicht ganz so gruseliger Rest

Without Escape wird als Horrorspiel angepriesen, wirklich gruselig wird es jedoch zu keiner Zeit. Ab und an hört man ein Klopfen, wo keines sein sollte, aber wirkliche Schauer ob des Gedankens, gleich wieder in denselben Raum, der eigentlich leer sein sollte, zu müssen, werden euch wohl kaum über den Rücken laufen – trotz der vielen blutigen Szenerien in hübscher Grafik. Das ist zwar schade, vor allem, wenn man daran denkt, wie nervös einen früher Szenen in Games wie beispielsweise Phantasmagoria machten (wer es gespielt hat, weiß bestimmt, wovon ich spreche), tut dem eigentlichen Spielspaß im Gegensatz zum vorhin erwähnten Schwierigkeitsgrad jedoch kaum etwas ab.

Wer im Rätsellösen halbwegs fit ist, der wird für seinen ersten Durchlauf von Without Escape kaum mehr als ein bis zwei Stunden benötigen – womöglich sogar weniger. Habt ihr euer erstes Ende so gesehen, geht es dann ans eigentliche Rätselraten: Was müsst ihr tun, um die anderen Enden zu sehen? Und im Gegensatz zu den tatsächlichen Story-Tüfteleien, werdet ihr hier schon etwas mehr gefordert, denn bis auf zwei Enden, die sich auch bloß in einem entscheidenden Mausklick unterscheiden, ist der Rest der insgesamt sechs Pfade nicht ganz so einfach zu finden und macht somit im Endeffekt das wahre Mysterium an Without Escape aus. Und warum auch nicht mal so?

FAZIT

Without Escape orientiert sich stark an den Point & Click Adventures des goldenen Genre-Zeitalters und in vielen Punkten kann es hier auch überzeugen: Die audiovisuelle Präsentation erinnert mit ihren hübschen, vorgerenderten Hintergründen und schummerigen Klängen tatsächlich an großartige Titel wie 7th Guest und die Story ist zumindest spannend genug, um zum Weiterklicken zu motivieren. So eine Sache ist hingegen das Rätseldesign: Without Escape stellt euch mit seinen sehr einfach zu lösenden Knobeleien kaum vor wirkliche Herausforderungen und wird eingefleischte Genre-Fans somit auch kaum länger als eine Stunde vor den Bildschirm fesseln – allerdings gilt dies nur für den ersten Durchlauf. Durch die insgesamt sechs möglichen Enden des Spiels, die weitaus schwieriger zu finden sind als die Lösung der eigentlichen Story-Rätsel, werden nämlich sowohl die Spielzeit wie auch der Grad an Herausforderung erheblich gesteigert. Wem das Suchen nach immer neuen Möglichkeiten und somit Story-Pfaden also mindestens genauso viel Spaß macht wie das erstmalige Lösen von Suche/Finde/Benutze-Knobeleien, der wird mit Without Escape dennoch seine Freude haben.

Was ist Without Escape? PC-Remake des 2012 erschienen Indie-Games für Xbox 360, das in die Fußstapfen der Point & Click Horror-Games der 90er-Jahre treten möchte.
Plattformen: PC
Getestet: Steam-Version
Entwickler / Publisher: Bumpy Trail Games
Release: 24. April 2018
LinkOffizielle Webseite

Gesamtwertung: 6.8

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 8 | Handling: 8 | Spieldesign: 4 | Motivation: 6

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