XCOM 2: War of the Chosen im Test

XCOM 2: War of the Chosen ist ein klassisches Add-on, das aber fast genau so viel kostet wie das Hauptspiel selbst. Und für Neueinsteiger kommt dann noch der Preis für das Grundprogramm dazu. Also insgesamt ein mehr als kostspieliges Vergnügen. Aber kann ein Spiel, oder genauer gesagt lediglich die Erweiterung eines Spiels, wirklich so viel Inhalt und Neuerungen bieten, die so eine Preispolitik rechtfertigen? Im Fall von War of the Chosen lautet die Antwort jein, denn auch wenn frische Missionen und zusätzliche Fraktionen sowie Heldenklassen zum neuerlichen Durchspielen der Kampagne einladen, ist und bleibt es nur ein Add-On – Aber ein verdammt gutes.

XCOM Lead Designer Jake Solomon bezeichnete War of the Chosen quasi als inoffizielles XCOM 3, denn sein Umfang soll so groß sein, dass es fast zu einem eigenständigen Nachfolger gereicht hätte. Aber halt nur fast, denn was fehlt ist eine neue, weiterführende Story. So startet ihr abermals die bereits bekannte XCOM 2-Kampagne und kämpft wieder als Oberbefehlshaber der Spezialeinheit XCOM gegen das Advent-Regime der Außerirdischen Invasoren, welche die Kontrolle über die Erde übernommen haben. Dabei habt ihr zu Beginn nun ein paar neue Start-Optionen, aber ansonsten bleibt vieles beim Alten, denn War of The Chosen bietet nicht nur ein paar Zusatzmissionen, sondern modifiziert mehr oder weniger das ganze Hauptspiel. Genau genommen bedeutet das, ihr müsst XCOM 2 von vorne beginnen, was aber nicht weiter schlimm ist, denn ihr trefft bereits sehr früh auf die neuen Widerstandsfraktionen: Die Schnitter, Scharmützler und Templer. Jede dieser Fraktionen verfügt über einzigartige Fähigkeiten und gegensätzliche Philosophien. Eine der ersten neuen Missionen besteht darin, die Parteien zu einem Treffpunkt zu eskortieren. Nach und nach gewinnt man so das Vertrauen der einzelnen Rebellengruppen und erhält dadurch Zugriff auf neue Heldenfiguren, die wir dann im Spielverlauf mit gewonnenen Fähigkeitspunkten zusätzlich verbessern können.

Auserwählt

Natürlich gibt es auch auf der Gegenseite neue Figuren. Dazu gehören etwa die Verlorenen, also Zombies die durch Lärm angelockt werden, oder die Advent-Priester, die mit ihren Psi-Fähigkeiten feindliche Einheiten unter Gedankenkontrolle bringen, sowie das Phantom, das sich auf Tarnung und Täuschung spezialisiert hat. Und natürlich die titelgebenden Auserwählten – „The Chosen“, eine Gruppe aus Boss-Gegnern, die sich aus einem Jäger, einer Hexe und einer Attentäterin zusammensetzt. Die spezifische Attribute und Merkmale der Auserwählten werden zu Spielbeginn per Zufall generiert und genauso zufällig tauchen die Widersacher auch in den Haupt- und Nebenmissionen auf. Außerdem können diese nun auch im Strategieteil angreifen und den globalen Betrieb von XCOM stören, indem sie beispielsweise die monatlichen Einnahmen senken oder sie atackieren unser mobiles Hauptquartier, den Avenger. Grundsätzlich sind diese drei Gegner unsterblich, wenn wir sie in einem Gefecht eliminieren, dann teleportieren sie sich einfach weg. Die einzige Möglichkeit sie dauerhaft auszuschalten, ist ihre Basis zu lokalisieren und sie direkt dort anzugreifen. Hat man sie aber erst einmal aus dem Weg geräumt, dann sinkt nicht nur der Schwierigekeitsgrad, sondern es fehlt im weiteren Spielverlauf etwas, denn die Auserwählten geben dem Bösen ein Gesicht, was wiederum durchaus motivierend ist.

Abseits zusätzlicher Einheiten gibt es in War of the Chosen natürlich noch einige weitere Neuerungen. So ist es nun möglich, dass Soldaten Kameradschaften zu kompatiblen Trupp-Mitgliedern aufbauen und damit neue Fähigkeiten und Eigenschaften erlangen. Ebenso können sie, genauso wie Wissenschaftler oder Ingenieure, für verdeckte Operationen abgestellt werden. Diese laufen automatisch und ohne zutun des Spielers ab, dauern meist ein paar Tage und bei einem erfolgreichen Abschluss bekommen wir beispielsweise Vorräte oder die Beziehungen zu den einzelnen Fraktionen wird verbessert. Wer es dagegen lieber kompetitiv haben will, der spielt den neuen Herausforderungsmodus, bei dem ihr in laufend stattfindenden und einzigartigen Community-Herausforderungen herausfinden könnt, wie ihr im Vergleich zu anderen Spielern von XCOM 2: War of the Chosen abschneidet. Spielerisch kaum relevant, aber ein nettes Feature, ist dagegen der Fotoautomat, mit dem ihr ganz eigene Widerstands-Propagandaposter mit euren Lieblings-Soldaten und -Missionen erstellen könnt.

Neben weiteren, zahlreichen kleineren Detailverbesserungen,sind es vor allem die neuen Gelände- und Umgebungs-Charakteristika, wie Untergrundtunnel und xenomorphe Wildnisgebiete, die nicht nur optisch sehr hübsch anzusehen sind und sich nahtlos in das XCOM Szenario einfügen, sondern dadurch auch neue Missionstypen und verschiedenartige, taktische Einsätze entstehen, die dann auch spielerisch für viel Abwechslung sorgen. Insgesamt ist die technische Umsetzung von War of the Chosen auf gewohnt hohem  XCOM Niveau. Lediglich kleinere Darstellungsfehler trüben den Gesamteindruck. Übrigens: Wer in englischer Orginal-Sprachausgabe spielt, der bekommt so etwas wie ein Star Trek: TNG Revival zu hören, denn neben Jonathan Frakes (aka William Riker) sind noch andere Crew Mitglieder wie Denise Crosby, Marina Sirtis, Michael Dorn oder John de Lancie zu hören.

FAZIT

Die XCOM Spielreihe ist vermutlich jene, mit der ich insgesamt gesehen die meiste Zeit verbracht habe und mit  XCOM2: War of the Chosen kommen sicher noch etliche Spielstunden hinzu. Auch wenn es das bereits ausgezeichnete Hauptspiel nicht großartig verändert, so sind es doch die zahlreichen Ergänzungen, wie die neuen Missionstypen, zusätzlichen Einheiten oder die erweiterten taktischen Spielelemente, welche den Wiederspielwert von XCOM2 immens erhöht. Spielerisch gibt es also nicht viel zu meckern und über die kleineren technischen Mängel kann man hinwegsehen. Was mich dann doch etwas irritiert ist der saftige Preis. Man hätte War of the Chosen auch als Stand-alone-Titel veröffentlichen können, das wäre etwas transparenter gewesen und hätte vielleicht auch Neulinge eine nicht unwesentliche Einstiegshürde genommen. Auf die Wertung hat das natürlich keinen Einfluss, ich will es halt einfach nur gesagt haben.

Gesamtwertung: 8.8

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 8 | Handling: 8 | Spieldesign: 10 | Motivation: 10

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