Xtrfy M4 RGB im Test

Die Xtrfy M4 RGB buhlt mit der seltenen Kombination aus niedrigem Gewicht und Rechtshänder-Layout um die Gunst der Gamer. Kombiniert mit der hochwertigen Hardware und breiten Farbauswahl entstand so ein Gesamtwerk, das auf dem Papier durchaus vielversprechend klingt. In der Praxis offenbart der Nager aber so manch Detailschwäche.

Design

Dass ausgerechnet bei Mäusen nun immer mehr Geräte im Sinne der Gewichtsreduktion mit Löchern versehen werden, birgt in Hinblick auf das klischeehafte Naheverhältnis von Mäusen und Käse eine gewisse Ironie – macht aber rein physikalisch natürlich eine Menge Sinn: desto weniger Material, desto weniger Gewicht. So ist dann auch schnell erklärt, wie es Xtrfy geschafft hat, die federleichten 70g (ohne Kabel) der M4 zu realisieren, dabei aber trotzdem ein vollwertiges Rechtshänder-Layout zu bieten. Der wohl direkteste Kontrahent beispielsweise – die Glorious PC Gaming Race Model O, ebenfalls löchrig –, bringt es zwar auf 2-3 Gramm weniger, ist dafür aber auch kleiner und setzt auf eine symmetrische Ausführung.

Mit dem gewölbten Design geht freilich auch einher, dass gewisse Grip-Gewohnheiten bevorzugt werden: vor allem Palm und Claw. Bei Fingertip-Grip könnte das voluminösere Heck eher störend wirken. Ich persönlich – Palm-Spieler mit durchschnittlich großen Händen – kam mit dem Design der M4 jedenfalls bestens zurecht. Der Nager liegt erstklassig in der Hand, die Tasten sind genau dort, wo man sie erwartet und obgleich die Gehäusesteifigkeit gerade bei den ebenfalls löchrigen Seitenteilen nicht ganz mit der von „geschlossenen“ Mäusen mithalten kann, fehlte es mir nie an Vertrauen in die Robustheit der Maus.

Außerdem ist sie durch das – zumindest im Moment noch – ungewohnte Design freilich auch ein echter Blickfang. Vor allem, weil die Tatsache des somit teil-transparenten Äußeren auch beim Beleuchtungskonzept der M4 mitbedacht wurde. So leuchtet die Xtrfy-Maus nicht nur über ihren das ca. halbe Gehäuse umfassenden LED-Ring in allen Farben des Regenbogens, auch das Innere wird illuminiert und inszeniert somit gekonnt das dort auf der „nackten“ Elektronik prangende Firmenlogo – ein nettes Detail.

Apropos „nette Details“: Die Xtrfy M4 RGB ist wahrscheinlich die erste oder einzige Maus von der ich weiß, bei der eigene Austausch-Tasten für mechanische Tastaturen beiliegen: eine „xtrfy“ und eine „gg“. Diese passen auf alle Keyboards mit Cherry-MX-Aufnahme und sind in Hellgrau (gg) und der Farbe der Maus selbst (Xtrfy) gehalten. Prinzipiell sind übrigens fünf Farben verfügbar: Schwarz, Weiß (wie unsere Test-Maus), hellblau, pink oder Retro-Grau mit roten Highlights.

Features

Abseits des Designs bietet die Xtrfy M4 keine großen Überraschungen und liefert vertrautes in hoher Qualität: Sechs Tasten, Mausrad, Beschichtungen auf Rücken und Primärtasten für guten Grip und bewährte, hochwertige Taster (siehe technische Details) sorgen für eine kurze Eingewöhnungszeit. Zudem garantiert das niedrige Gewicht zusammen mit den mitgelieferten und angemessen dicken PTFE-Füßen ausgezeichnete Gleiteigenschaften. Ebenfalls positiv: Das in Farbe der Maus dick mit Stoff umwickelte Kabel ist äußerst flexibel und leistet somit bei der Benutzung keinen nennenswerten Widerstand – und das, obwohl es in der Packung der Xtrfy M4 durchaus eng zusammengefaltet wird. Auch die Länge von 1,8 Metern sollte keine Probleme bereiten …, auch wenn es durchaus Mäuse mit längeren Schnüren gibt.

Im Inneren der M4 werkt ebenfalls nur „das gute Zeug“: Wie die meisten Hersteller Anno 2019, setzt auch Xtrfy beim Sensor auf den PixArt PMW-3389. Dieser stellt mit maximal 10,2 m/s, 100–16.000 dpi und einer Beschleunigung von bis zu 490 m/s² einen der besten Sensoren am Markt dar. Dementsprechend gibt es im Alltag auch nichts zu meckern … tatsächlich ist es ja ehrlicherweise so, dass zwischen den aktuellen Sensoren renommierter Hersteller im Zocker-Alltag auch mit sehr feinfühliger Wahrnehmung keine Unterschiede mehr feststellbar sind. Auch die restlichen Werte sind tadellos: Die Lift-Off Distance ist mit rund einem Millimeter angenehm niedrig, die USB-Abfragerate ist stabil und auch der Spielraum der Tasten ist zwar nicht perfekt, aber ohne direkte Vergleichsmöglichkeiten im Alltag kein Thema.

Etwas fragwürdig finde ich allerdings Xtrfys Entscheidung auf jedwede Software zu verzichten. Damit sind hier viele Dinge nicht möglich, die man eigentlich schon seit Jahren von der Konkurrenz – in derselben Preis-Range – kennt und schätzt: Sensorikprofile anlegen etwa. Hier muss mit den acht vordefinierten Profilen vorliebgenommen werden: 400, 800, 1.200, 1.600, 3.200, 4.000, 7.200 und 16.000 dpi. Klar – prinzipiell ist da sicher für jeden ein passender Wert dabei – möchte man aber beispielsweise eh nur zwei davon nutzen, muss man sich trotzdem immer durch alle acht durchklicken. Außerdem würde der verbaute Sensor eigentlich feinere Abstufungen in 50dpi-Schritten erlauben. Nutzen kann man das aber so natürlich nicht. Auch die Beleuchtung kann nicht mittels Software gesteuert werden, sondern nur durch Tastenkombinationen in vorgefertigte Setups versetzt werden: Atmend, Wellen, Farbschleife und dpi-Indikator. Sich aus den theoretisch möglichen 16,8 Millionen Farben, die die RGB-LEDs schaffen würden, also einfach eine auszusuchen, die zum eigenen Konzept passt, geht leider nicht. Wirklich schade. Zumindest kann – ebenfalls über Tastenkombinationen – die Helligkeit angepasst werden. Hier noch ein Vergleich zwischen maximaler und minimaler Helligkeit:

Technische Details

Ergonomie: Rechtshänder
Sensor: Optisch: PixArt PMW-3389
Auflösung: 400–16.000 dpi in 8 vorgerfertigten Stufen
Max. Geschwindigkeit: 10,2 m/s
Max. Beschleunigung: 490 m/s²
USB-Abfragerate: 1.000 Hz
Primärtaster: Omron 20M(OF)
Anzahl Tasten: 6 + Scrollrad
Sondertasten: dpi-Umschalter
Software: Keine!
Beleuchtung: RGB
Maße: 120 × 68 × 39 mm
Gehäuse: Hartplastik, Beschichtung
Gewicht: 70 Gramm (o. Kabel)
Anschluss: USB-A, 1,80 m, umwickelt
Preis: 59,90 – 69,90, je nach Farbe

 

FAZIT

Eigentlich ärgere ich mich gerade etwas über Xtrfy. Denn „eigentlich“ haben sie hier eine echte Top-Maus auf die Beine gestellt. Die Hardware ist erstklassig (Sensor) bis solide (Tasten), das Design zumindest für Durchschnittshände wie meine angenehm, das Gewicht ist niedrig, die Gleiteigenschaften sind ausgezeichnet und ein Blickfang ist das gute Stück dank der LED-Beleuchtung auch. Gäbe es jetzt noch eine passende Software, mittels derer man das Potenzial des Nagers auch tatsächlich voll ausnutzen kann, wäre alles gut. Ist es aber nicht: Die LEDs nicht im Detail steuern zu können, ist dabei ja noch leichter zu verschmerzen. Dass man allerdings weder Tasten programmieren noch eigene Empfindlichkeits-Settings festlegen kann, ist einfach nur schade … und dürfte in dieser Preisklasse durchaus erwartet werden.

Anmerkung: Testmuster wurde zur Verfügung gestellt von Caseking.de

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