Yakuza Kiwami 2 im Test

Sega scheint fest entschlossen die hauseigene Yakuza Reihe so groß und bekannt zu machen, wie nur irgend möglich. Nach „Yakuza Kiwami“, dem Remaster des ersten Teils und dem im Jänner erschienenen sechsten und finalen Teil von Kiryu Kazumas Saga, steht uns nun mit „Yakuza 2 Kiwami“ die Neuauflage des zweiten Teils ins Haus. Der gilt unter Fans als Highlight der Serie und kommt nicht nur in komplett neuem Gewand daher, sondern wartet auch noch mit ganz neuen, zusätzlichen Inhalten auf.

Einmal Yakuza, immer Yakuza

Genau ein Jahr nach dem Showdown des ersten Spiels steigen wir wieder in das Leben von Kiryu ein. In Begleitung seiner Ziehtochter Haruka besucht er die Gräber derer, die diese furchtbare Nacht nicht überlebt haben. Terada, der die Führung des maroden Tojo-Clans nach Kiryu übernommen hat, bittet diesen ihn dabei zu unterstützen, einen Friedensvertrag mit der schon lange verfeindeten und wesentlich mächtigeren Omi-Allianz zu etablieren.

Kiryu lehnt zuerst ab, denn er will nichts mehr mit der Yakuza zu tun haben. Doch als Terada vor seinen Augen bei einem feigen Anschlag ermordet wird, fühlt er sich doch verpflichtet einzugreifen und den Wunsch des soeben Verstorbenen in die Tat umzusetzen. Und so macht er sich, gemeinsam mit dem schwer heruntergekommenen, aber eigentlich offiziellen Erben des Tojo-Clans, Daigo Dojima, auf den Weg nach Osaka. Im dortigen Hauptquartier der Omi-Allianz wollen sie ihr Angebot unterbreiten, in der Hoffnung, den schwer angeschlagenen Clan so zu retten.

Doch der Besuch verläuft ganz und gar nicht wie geplant und bevor er es sich versieht, steckt Kiryu wieder mitten in einem undurchsichtigen Gangster-Drama, dessen Ursachen über 20 Jahre zurückliegen und neben den beiden verfeindeten Clans auch die koreanische Mafia, sowie natürlich auch die Polizei auf den Plan ruft.

Ein Tag im Leben eines Yakuza

Wie in allen Spielen der Reihe, haben wir es auch in Yakuza 2 Kiwami mit einer überschaubaren Open-World zu tun. Tokyos Stadtbezirk Kamurocho, und im späteren Verlauf auch einen Bezirk in Osaka, ist unsere Spielwiese. Und der Ausdruck trifft die Sache schon ganz gut, denn was die Yakuza-Reihe an schierem Größenausmaß anderen Open-World Spielen hinterherhinkt, macht sie mit Inhalt wett.

Fast jedes Gebäude kann betreten werden und in vielen finden sich Minigames die gespielt werden wollen, oder zumindest Items die aufgesammelt werden möchten und als nette Belohnungen für das genau Erkunden dienen. Und genau das macht es einem manchmal richtig schwer, der Hauptmission zu folgen. Die spielt sich im Regelfall so ab, dass man die Person XY aufsuchen muss, um mit ihr zu reden/kämpfen/verhandeln. Ist das geschehen und die dazugehörigen Cutscenes angesehen, wird man zum nächsten Ziel geschickt.

Wenn man jetzt aber auf dem Weg zur besagten, nächsten Aufgabe an 12 Restaurants, die ausprobiert werden möchten, 3 Spielhallen voller klassischer Spielautomaten, einem Casino und 2 illegalen Shogi oder Mahjongg Höhlen vorbeikommt, fällt es schon schwer sich auf die Geschichte zu konzentrieren. Genau das ist es aber, was ein Yakuza Spiel ausmacht. Eine überschaubare Spielwelt, die aber bis zum Bersten mit Inhalten vollgestopft ist. Neben den eben erwähnten Aktivitäten kann man außerdem Golf oder Darts spielen, sein Können auf einer Batting-Range unter Beweis stellen, in einer Art Echtzeitstrategie-Light eine Baustelle vor einer feindlichen Übernahme verteidigen, oder einen Hostessen-Club managen.

Schlagende Argumente

Die Beschreibung des eigentlichen Haupt-Spielverlaufs mag vielleicht langweilig klingen, doch es ist vor allem die durch immer neue Verwicklungen und Wendungen überraschende Story, die einen dann doch wieder aufs Hauptgleis zurückführt. Man will dann doch immer wissen was als nächstes passiert. Zudem sind die Missionen durchaus abwechslungsreich gestrickt, so dass man nie abschätzen kann, was einen als nächstes erwartet.

Was einen mit Sicherheit erwartet, ist die nächste Schlägerei. Nicht umsonst behaupten böse Zungen (auch im Spiel), Kiryus einzige Methode mit Problemen umzugehen, ist sie so lange zu schlagen, bis sie freiwillig aufhören Probleme zu sein. Womit wir bei der eigentlichen Haupt-Mechanik des Spiels angelangt wären. Nicht nur in diversen Story-Missionen, sondern auch in vielen der unzähligen Neben-Quests und auch ganz zufällig auf den Straßen, sehen wir uns regelmäßig einem Haufen Gegner gegenüber, die es nicht abwarten können, eine ordentliche Tracht Prügel verpasst zu bekommen.

Die Kämpfe spielen sich wie eh und jäh nach guter alter Brawler-Art, sehen toll aus und bleiben, trotz ihrer Häufigkeit, immer abwechslungsreich. Das liegt zum einen an der Vielzahl an Möglichkeiten, den Kampf zu gestalten. Neben einfachen Tritten und Schlägen, Griffen und Kontern, lassen sich auch diverse Gegenstände als Waffen benutzen, die griffbereit herumliegen. Zudem lassen sich zuvor gefundene Waffen einsetzen, oder man nimmt einfach einem Angreifer die Waffe weg um ihn damit aufzumischen. Zudem gibt es dann noch eine ganze Reihe von sogenannten „Heat-Actions“, spezielle Moves, die abhängig von der momentanen Situation und Umgebung verfügbar sind.

Nicht nur Popeye braucht seinen Spinat

Diese erwähnten Heat-Actions müssen, genau wie diverse andere Kampffähigkeiten oder auch Verbesserungen an Ausdauer, Verteidigung und Attacke, über das Skill- und Level-System freigeschalten bzw. verbessert werden. Dieses System wird für Kenner des Originals die wohl größte Neuerung darstellen, wurde es doch aus dem brandneuen Yakuza 6 übernommen. Hierbei gilt es 5 verschiedene Arten an Erfahrungspunkten zu verdienen, sei es durch das Lösen von Missionen, das Verprügeln von Gegnern oder der Teilnahme an einem der vielen Minispiele, ja selbst durch Essen erhält man Erfahrung.

Die Menge und Art der verdienten Punkte richtet sich nach den vollbrachten Leistungen. Jede neue Fähigkeit verlangt dann eine bestimmte Menge an Punkten aus einer oder mehreren Kategorien, um freigeschaltet zu werden. Tun kann man das allerdings, sofern die benötigten Punkte vorhanden sind, zu jedem beliebigen Zeitpunkt über das Hauptmenü.

Von dort sind auch das Inventar und das Ausrüstungs-Menü zugänglich. Bis zu 3 Waffen sind ausrüstbar, bis zu 12 kann man mit sich führen. Selbes gilt auch für „Rüstung“, wobei der Begriff hier sehr frei verwendet wird. Thermo-Unterwäsche oder eine teure Uhr würde man anderswo kaum als Rüstung bezeichnen, da sie hier aber optisch nicht dargestellt wird und nur dem aufbessern seiner Stats dient, kann man sich diese teils sehr witzigen Freiheiten problemlos nehmen.

Alte Traditionen in neuem Gewand

Das Skill-System ist nicht die einzige Neuerung gegenüber dem originalen Yakuza 2. So wurden einige Nebenquests überarbeitet, andere ganz ausgetauscht oder hinzugefügt. Einige Charakter-Modelle wurden überarbeitet, um sie passender zu ihren jeweiligen Rollen aussehen zu lassen. Ganz neu ist eine komplette (wenn auch recht kurze) Nebenkampagne mit einem anderen Hauptcharakter, die sich aber erst starten lässt, wenn man einen gewissen Punkt im Spiel erreicht hat.

Und dann ist da natürlich die komplett neue, aus Yakuza 6 geliehene und für PS4 optimierte Grafik-Engine. Detailverliebt und kunterbunt waren die Straßen von Kamurocho ja schon immer, im neuen Kleid sehen sie aber nochmal um einiges authentischer aus. Das liegt vor allem an viel höher auflösenden Texturen und den zum Teil wirklich wunderschönen Licht-Effekten. Natürlich zeigt sich der Generationenwechsel auch in den Lauf- und Kampfanimationen, noch viel mehr aber in den wirklich toll gemachten Gesichtern und Sprechanimationen. Das Ganze bleibt zwar nicht immer hundertprozentig flüssig, fällt aber auch in wirklich großen Gefechten mit 10 oder mehr Gegnern nie in einen wirklich störenden, oder gar unspielbaren Bereich ab.

Auch was den Sound betrifft gibt es kaum Anlass zur Beschwerde. Die Soundeffekte im Kampf sind knackig und die Geräuschkulisse der großen Stadt atmosphärisch. Der Soundtrack ist so bunt wie das Spiel selbst, von rockigen Tönen in Fights über entspannte Jazz-Klänge als Untermalung beim Essen oder plaudern, bis hin zu flippigen J-Pop Sounds wird alles geboten und passt dann auch wirklich gut zur jeweiligen Situation. Die leider, wie immer in der Yakuza-Reihe, ausschließlich japanische Sprachausgabe ist sehr gut gelungen und trägt, wenn man sich mal an die Untertitel gewöhnt hat, durchaus dazu bei, sich in die japanische Unterwelt versetzt zu fühlen.

FAZIT

Wie bei allen Titeln der Reihe, liegt es mir auch beim vorliegenden Yakuza Kiwami 2 am Herzen, das Spiel allen zu empfehlen, die noch nicht damit in Berührung gekommen sind. Wenn man mit Open-World, dem Yakuza-Thema und dem actionlastigen Gameplay etwas anfangen kann, sollte man hier seine Freude haben. Dazu gibt es dann noch massig Minispiele und zahllose, zum Teil wirklich erlebenswerte Side-Quests. Durch die vielen Neuerungen und zusätzlichen Inhalte kann man diese Neuauflage sogar Kennern der Serie und des Originals wärmstens ans Herz legen. Nur wer mit der typisch japanischen Abgedrehtheit seine Probleme hat, sollte vorsichtig sein und vielleicht mal vorher antesten.

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Was ist Yakuza Kiwami 2? PS4 Remake des zweiten Teils der langlebigen Yakuza-Reihe rund um Kiryu Kazuma und seine Gefährten.
Plattformen: PS4
Getestet: PS4
Entwickler / Publisher: Sega, Amusement Vision / Sega
Release: 28. August 2018
LinkOffizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.4

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 8 | Handling: 8 | Spieldesign: 10 | Motivation: 8

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