Yoshi’s Crafted World im Test

Seit seinem ersten Auftritt in Super Mario World als Freund und Reittier des italienischen Klempners, ist Yoshi ein fixer Bestandteil im Mario-Universum. In der Zwischenzeit zählt der kleine grüne Dinosaurier knapp 100 Auftritte in diversen Spielen, allen voran in den Kart-, Party- und Tennis-Ablegern. Seine eigene Spielreihe umfasst dagegen lediglich eine mickrige Anzahl an rund sieben Spielen, die aber nun mit Yoshi’s Crafted World um einen zusätzlichen Teil erweitert wird.

Wie in den meisten Nintendo-Spielen üblich, ist auch in Yoshi’s Crafted World die Story lediglich Mittel zum Zweck: Beim Versuch von Baby-Bowser und seinem Babysitter Kamek die Traumsonne zu stehlen, zerbricht diese in mehrere Splitter, die nun in der über 40 Level umfassenden Spielwelt verstreut sind. Es liegt nun an den Yoshis, die verschwundenen Traumjuwelen zu finden und den Stein wieder zusammenzusetzen. Wurde die Spielewelt im direkten Vorgänger Woolly World noch mittels schicker Garn-Optik inszeniert, so setzt sich diese in Crafted World aus diverse Bastel-Utensilien zusammen. Neben Kreativität wird vor allem auch Abwechslung dabei groß geschrieben. Egal ob Blechdosen, Klopapierrollen, Alufolie oder Watte – aus sehr unterschiedlichen Alltagsmaterialien werden hier zauberhafte und detailverliebte Themenwelten erschaffen. Was in Yoshi’s Crafted World auf den Bildschirm gezaubert wird ist nicht nur wunderschön, sondern wurde auch technisch einwandfrei umgesetzt. Lediglich die etwas eigenwillige Musikuntermalung wiederholt sich etwas zu oft.

Spielerisch orientiert man sich dagegen etwas näher am Vorgänger. Ihr hüpft mir Yoshi durch die 2.5D-Welten und versucht dabei das Ende des jeweiligen Spielabschnitts zu erreichen. Gegner könnt ihr einsaugen und dann in Form von Eiern mitschleppen. Mittels Knopfdruck und Fadenkreuz lassen sich diese dann auf diverse Ziele abfeuern. Neu ist dabei, dass sich diese nun auf mehreren Ebenen befinden, also sowohl auf Punkte im Hinter- als auch im Vordergrund geschossen werden kann. Damit lassen sich kleinere Rätsel lösen, um so an die versteckten Blumen, Juwelen und Münzen zu gelangen. Vor allem Erstere sind essentiell, denn diese werden benötigt, um damit weitere Spielabschnitte freizuschalten. Absolvierte Levels können dann auch anschließend rückwärts gespielt werden, wodurch weitere Sammelobjekte zugänglich werden. Auch am Bewegungsrepertoire von Yoshi hat sich nicht viel geändert und die Steuerung ist Nintendo-typisch präzise wie eh und je. Yoshi’s Crafted World verfügt weiters über zwei verschiedene Schwierigkeitsstufen: „klassisch“ und einen „Entspannt-Modus“. Stellt schon die Standard-Einstellung keine große Herausforderung dar, wird der leichtere seinem Namen mehr als gerecht. Hier kann Yoshi beispielsweise dann länger fliegen, um so weiter entfernte Plattformen ganz ohne Stress zu erreichen.

Chaotischer Koop-Modus

Wer es etwas anspruchsvoller haben will, der probiert am besten den Koop-Modus von Yoshi’s Crafted World aus. Hier wird zwar der Schwierigkeitsgrad nicht erhöht, aber gemeinsam mit einem Freund wird alles etwas chaotischer. Ein zweiter Spieler kann dabei jederzeit ins Spiel ein- und aussteigen, wobei jeder entweder mit einem eigenen Controller oder den Joy-Cons zocken kann. Eine Besonderheit dieser Mehrspieler-Variante: Ihr könnt auf den Rücken des Partners hüpfen oder umgekehrt. Damit kann man sich nicht nur gegenseitig über diverse Abgründe und Hindernisse tragen, sondern so werden Eierwürfe und Bodenstampfer noch durchschlagender. Außerdem können sich die Yoshis gegenseitig verschlucken und wieder ausspucken und sich so gegenseitig über weite Abgründe oder an andere Orte katapultieren.

Diese beiden erweiterten Fähigkeiten sind zwar sehr hilfreich, etwa um etwa schwer zugängliche Orte zu erreichen, machen das Spiel aber unnötig chaotisch. Da will man beispielsweise über den Partner hüpfen und landet unfreiwillig auf seinem Rücken. Oder man möchte Eier werfen und kann nicht, weil der Kollege partout nicht absteigen will. Auch das Verschlucken des Gegenübers kann schon in den einen oder anderen Zwist ausarten. Egal ob mutwillig oder ungewollt, Chaos ist hier vorprogrammiert –  spaßiges Chaos wohlgemerkt. Die beiden Fähigkeiten können aber auch sinnvoll eingesetzt werden. So habe ich beispielsweise den Koop-Modus gemeinsam mit meiner kleinen Tochter ausprobiert. An den etwas schwierigeren Stellen ist sie einfach auf meinen Rücken gesprungen und wir haben sie gemeinsam überwunden. Neulinge können so ganz behutsam ins Genre eingeführt werden.

Sammelwut

Mit rund sechs bis sieben Stunden Spielzeit ist das Abenteuer nicht sehr umfangreich ausgefallen. Wollt ihr dann auch noch zusätzliche alle Bonus-Missionen oder Quest-Aufgaben absolvieren sowie sämtliche Sammelobjekte finden und damit die knapp 200 verschiedenen Outfits freischalten, dann könnt ihr locker noch einmal fünf weitere Stunden hinzu zählen. Der Wiederspielwert von Yoshi’s Crafted World hält sich dennoch sehr in Grenzen.

FAZIT

Zugegeben, als Jump ’n‘ Run-kundiger Spieler fühle ich mich von Yoshi’s Crafted World großteils unterfordert. Da kann auch die perfekte Knuddel-Optik sowie das kreative und detailverliebte Leveldesign nicht darüber hinwegtäuschen, dass spielerisch nur mittelprächtige Standarkost geboten wird. Man merkt an allen Ecken und Enden, dass es eine jüngere Zielgruppe ansprechen soll und genau dieses Konzept setzt es perfekt um. Yoshi’s Crafted World ist damit das ideale Spiel für Genre-Einsteiger, vor allem dann wenn man sich gemeinsam mit einem erfahrenen Spieler ins Abenteuer stürzt.

Was ist Yoshi’s Crafted World? 2.5D Side-Scrolling-Platformer in dem Yoshi in einer kunterbunten Bastelwelt die Traumjuwelen suchen muss.
Plattformen:  Nintendo Switch
Getestet: Nintendo Switch
Entwickler / Publisher: Good-Feel / Nintendo
Release: 29.März 2019
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.4

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 6 | Handling: 10 | Spieldesign: 8 | Motivation: 8

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